Priscis Libentius et Liberius Novis S O N D E R D R U C K /O F F P R I N T Stud
Priscis Libentius et Liberius Novis S O N D E R D R U C K /O F F P R I N T Studien zur historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft Herausgegeben von Harald Bichlmeier und Velizar Sadovski Band 11 Priscis Libentius et Liberius Novis Indogermanische und sprachwissenschaftliche Studien Festschrift für Gerhard Meiser zum 65. Geburtstag Herausgegeben von Olav Hackstein und Andreas Opfermann unter Mitarbeit von Harald Bichlmeier und Sabine Häusler baar Hamburg 2018 Baar-Verlag Hamburg URL: http://baar-verlag.com E-Mail: info@baar-verlag.com Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- graphie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © The authors, editors and Baar-Verlag 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außer- halb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Druck und Verarbeitung: SOWA, Piaseczno. Umschlagsgestaltung: Linda Sophie Schroeder (5°sued), Dresden. All rights reserved. This publication may not be reproduced, stored in a retrieval system, or trans- mitted, in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording or otherwise, without the prior permission of the publisher. Printed and bound in Poland. ISBN 978-3-935536-38-7 ISSN 2192-0133 INHALTSVERZEICHNIS Geleitwort 9 Schriftenverzeichnis von Gerhard Meiser 11 ITALICA Bock, Bettina vir virtutis est quis? Eine wortfeldbezogene Analyse von lateinisch virtus 19 Dupraz, Emmanuel Die onomastische Formel im Vokativ in der oskischen Grabinschrift Crawford CVMAE 13 39 Fortson, Benjamin W. IV A cover-up: Latin amiciō 49 Hackstein, Olav NEG > Q: Die lateinische Interrogativpartikel ⸗ne 65 Kümmel, Martin J. Oskisch fangwā- ,Zunge‘ und die italische Lautgeschichte 73 Malzahn, Melanie Two difficult Latin verbs 81 Martzloff, Vincent Questions de linguistique et de poétique en langue vénète 99 Opfermann, Andreas Gedanken über einen oskischen Graffito: ST Po 79 und das Pronomen oskisch pis·pis 111 Poccetti, Paolo Ein neuer Beleg des oskischen Futurums des Verbums ,sein‘ zwischen Textinterpretation und Modussyntax 131 Rocca, Giovanna Instrumentum inscriptum da Satricum e Acqua Acetosa Laurentina 145 6 INHALTSVERZEICHNIS Steer, Thomas Lateinisch uerpa und uerpus 159 Vine, Brent On the treatment of PIE *ghR- in Latin 177 ETRUSCUM ET RAETICUM Briquel, Dominique Die etruskischen Inschriften des archäologischen Museums der Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg 193 Kluge, Sindy Ex antiquo praeter sonum linguae… 201 INDOGERMANICA Bichlmeier, Harald Zu den Etymologien zweier Ortsnamen in Sachsen-Anhalt: Merseburg und Halle 215 Harðarson, Jón Axel Germanisch *truwa‑, *trewwa- und *‑trewwija- und ihre urindogermanischen Grundlagen 229 Lindner, Thomas Die Frühgeschichte von Indogermanist und Indogermanistik 265 Litscher, Roland / Widmer, Paul / Zehnder, Thomas Vedisch gatáśrī- ‚glücklich‘ und nachvedisch gataśrī- ‚unglücklich‘ 271 Lühr, Rosemarie Information Structure in Hittite and Vedic 283 Meier-Brügger, Michael βλασφημέω 295 Oettinger, Norbert Warum spielen Frauen in indogermanischen Mythen keine aktive Rolle? 299 Panagl, Oswald The construction ‘καθʼ ὅλον καὶ μέρος’: some thoughts on its emergence, diachronic development and comparative syntactic reconstruction 307 Pinault, Georges-Jean Cracking the nucleus of the Caland system 313 INHALTSVERZEICHNIS 7 Rieken, Elisabeth Zur Etymologie von hethitisch pūl- n. ,Los, Losmarke, Schicksal‘ 337 Schulze-Thulin, Britta Zur Wirkung der DNTLS-Regel im Conamara-Irischen 349 Schumacher, Stefan Ein t-Präteritum im Altbretonischen: leit me ,ich las‘ 361 Weiss, Michael Tocharian and the West 373 Ziegler, Sabine Nachrichten aus Mittelfranken: Was bedeutet und woher kommt oozulld? 383 VARIA Antos, Gerd Festschrift für den homo loquens? Wenn Roboter sprechen, werden Menschen verstummen? Der disruptive Einbruch der Digital- in die Sprachkultur 393 Das, Rahul Peter Sanskrit und Computer 409 Pfänder, Stefan / Schumann, Elke / Ehmer, Oliver Synchronisation multimodal: Erste empirische Befunde eines interdisziplinären Forschungsprojekts 423 Adressen der Autoren 443 EX ANTIQUO PRAETER SONUM LINGUAE… Sindy Kluge, Wien 1. Im 5. Buch seines Werks Ab urbe condita berichtet der römische Geschichts- schreiber Livius: (1) Alpinis quoque ea gentibus haud dubie origo est, maxime Raetis, quos loca ipsa efferarunt, ne quid ex antiquo praeter sonum linguae nec eum incorruptum retinerent. (Liv. 5, 33, 11) „Auch die Alpenvölker haben ohne Zweifel diesen Ursprung (sc. diesen etruskischen, von den Etruskern), in der Hauptsache die Räter, die die Gegend selbst hat verwildern lassen, so dass sie vom Althergebrachten außer dem Klang der Sprache, und auch den nicht unver- fälscht, bewahrt haben.“ Livius ist neben Plinius1 und Iustinus2 eine der antiken Quellen, die die Verbin- dung zwischen Etruskern und Rätern vermerken, wobei er als Einziger der an- tiken Autoren explizit die Sprache (sonum linguae) hervorhebt. Ausgehend von den antiken Quellen können drei große geographische Räume umrissen werden, die den Rätern zugeordnet werden können.3 Wertet man die antiken Quellen eingehend aus, so können die Räter wie folgt beschrieben wer- 1 Plin. nat. 3, 133: Raetos Tuscorum prolem arbitrantur. 2 Iust. 20, 5, 9 (Auszug der Weltgeschichte des Pompeius Trogus): Tusci quoque duce Raeto avitis sedibus amissis Alpes occupavere et ex nomine ducis gentem Raetorum condiderunt. 3 Als Kerngebiet der rätischen Besiedlung kann die Gegend um Verona gelten, genauer die Vor- alpen, z. B. die Monti Lessini, nordwärts entlang der Etsch bis in den Raum um Bozen und Meran. Anhaltspunkte für die Festlegung dieses ersten Rätergebietes sind die Aussagen über den rätischen Wein in den antiken Quellen: Verg. Georg. 2, 95: […] et quo te carmine dicam / Raeticam (vitem)?; Serv. ad Verg. Georg. 2, 95: (Raeticam) uvam Cato praecipuus laudat in libris quos scripsit ad filium; Suet. Div. Aug. 77: […] et maxime delectatus est Raetico (vino) neque temere interdiu bibit; Plin. nat. 14, 16: […] ante eum Raeticis prior mensa erat uvis ex Veroniensium agro; Plin. nat. 14, 67: In Veroniensi item Raetica Falernis tantum postlata a Vergilio; Strab. IV, 6, 8: Καὶ ὅ γε Ῥαιτικὸς οἶνος, τῶν ἐν τοῖς Ἰταλικοῖς ἐπαινουμένων οὐκ ἀπολείπεσθαι δοκῶν […]. Ein zweites klar definiertes Rätergebiet umfasst die Rheinquellen, z. B. Plin. nat. 3, 135: Raetorum Vennonenses et Sarunetesque ortus Rheni amnis accolunt. Weiterhin Strab. III, 3, 3; IV, 6, 6; Ptol. Geogr. II, 12. Die Südalpentäler bezeichnen das dritte Rätergebiet. Hauptquelle hierfür ist Strabon. Diese Anga- be ist jedoch sehr widersprüchlich, da Strabon sich an anderer Stelle hierzu gegenteilig äußert und zudem andere Autoren diesen geographischen Raum nicht als rätisch vermerken. Zu den Rätern in den antiken Quellen vgl. Frei-Stolba 1993a. 202 SINDY KLUGE den: Die Bezeichnung Räter4 ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Stämme,5 die im Gebiet der Voralpen und in verschiedenen Alpenregionen sie- delten. Diese wiesen starke Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten in Schrift und Sprache, Kult und Ritus sowie Tracht und Bewaffnung auf. Die Räter haben schriftliche Zeugnisse hinterlassen, die sich zumeist auf Metallobjekten oder Gegenständen aus Knochen sowie Geweih finden. Für diese rätischen Texte lassen sich zwei Alphabete herausarbeiten: das Alphabet von Sanzeno6 und das Alphabet von Magrè, wobei das Vorkommen der ersten Gruppe sich mit dem zentralen Bereich des Rätergebietes (vgl. Fn. 3) deckt, d. h. dem Nonstal – hier vor allem in und um Sanzeno sowie in Cles – und dem Etschtal, wozu auch der Vinschgau gezählt werden muss. Die zweite Gruppe, nach dem Hauptfundort Magrè benannt, tritt nördlich und südlich des zentralen Rätergebietes auf. 2. Ausgehend von der Arbeitshypothese, dass es sich beim Etruskischen und Rätischen um verwandte Sprachen handelt,7 formulierte Helmut Rix in seiner Studie Rätisch und Etruskisch 1998 erstmalig das Ergebnis: „Rätisch und Etruskisch sind aus ein und derselben Grundsprache hervorgegangen […]. Sie kann Urtyrsenisch genannt und in einigen Grundzügen rekonstruiert werden.“ (Rix 1998: 60) Und weiter erklärt er, dass das Rätische für die Frühgeschichte des Etruskischen zu Rate gezogen werden kann, ebenso wie das Etruskische für die Grammatik, den Wortschatz und die Texte des Rätischen weitere Erkenntnisse erbringen kann.8 Vorab hielt er fest: „grundsätzlich enthalten […] die Texte der beiden Alphabetgruppen die selbe (sic!) Spra- che, unabhängig von einzelnen orthographischen und lautlichen Varianten.“ (Rix 1998: 10)9 Derzeit liegen insgesamt 394 rätische Inschriften vor, von denen 213 aus mehr als zwei Buchstaben bestehen.10 Rix führt in seiner Studie 1998 „noch wenig 4 Ein interessanter Verweis auf die Bezeichnung Räter gibt eine Statue im Sebastaion, der julisch- claudischen Kaiserkultanlage in Aphrodisias. Die Statue stellte die Personifikation des ΕΘΝΟΥΣ ΡΑΙΤΩΝ dar. Heute ist die Statue zwar verloren, dennoch ist die Inschrift erhalten. Vgl. Frei-Stolba 1993b. 5 Plin. nat. 3, 132–133: […] his contermini Raeti et Vindelici, omnes in multas civitates divisi. 6 Das Alphabet von Sanzeno wurde gemäß der Unterteilung, die von Carl Pauli etabliert wurde, ehemals als Alphabet von Bozen betitelt; eine Bezeichnung, die zur Zeit Paulis auf die primär aus dem Raum um Bozen stammenden beschriebenen Objekte zurückgeht. Durch den Zuwachs der In- schriften im Bozner Alphabet in und um Sanzeno im Verlauf des 20. Jh.s setzte sich seither die Benennung Alphabet von Sanzeno durch. Zur Alphabet-Unterteilung nach Pauli vgl. Pauli 1885. 7 Rix 1998: 5, 9. 8 Rix 1998: 60. 9 Mit dieser Aussage bezieht sich Rix auf die oben genannte Unterscheidung in das Alphabet von Sanzeno und in das Alphabet von Magrè. EX ANTIQUO PRAETER SONUM LINGUAE… 203 mehr als 100 […] Inschriften“11 an. Somit ist ein bemerkenswerter Fortschritt wahrnehmbar, wobei dieser sich nicht nur in der Anzahl der Inschriften nieder- schlägt, sondern auch in Bezug auf Deutung und Lesung mit einer fortschrei- tenden Entwicklung einhergeht. 2.1. Neulesungen In seiner Studie uploads/s3/ ex-antiquo-praeter-sonum-linguae-pdf.pdf
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- Publié le Oct 31, 2021
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