Allgemeine Merkmale 1.1 Besondere Merkmale Die individuelle Tonbildung und Ph
Allgemeine Merkmale 1.1 Besondere Merkmale Die individuelle Tonbildung und Phrasierung, Schleiftöne und Blue Notes Eine mit erweiterten Akkorden angereicherte Funktions- oder Stufentheorie (Harmonik), Kollektive und individuelle Improvisation (Musik), Call and response zwischen den improvisierenden Musikern, Rhythmische Intensität und Polyrhythmik Komplexität und Swing (Rhythmus), Spontaneität, Vitalität und Expressivität, Laut Archie Shepp ?die Freiheit, viele Formen zu haben?. Der Selbstausdruck des Interpreten, sein Charakter und seine Botschaft stehen im Mittelpunkt einer Jazz-Darbietung. Dies steht im Gegensatz zur europäischen Kunstmusik, bei welcher der Interpret sich den präzise notierten Komposition (Musik) unterordnet und diese meist möglichst werkgetreu ausführt. Ein wesentliches Merkmal des Jazz ist sein intensives Zeit- und Rhythmus-Gefühl. Dabei bleibt der 'swing' (klein geschrieben) an die Grundschläge, meist Viertelbeats, gebunden. Die darüber gespielten Melodien sind meist in kleineren Notenwerten und betonen oft Töne zwischen den Beats. Dadurch entsteht eine Spannung zum Grundschlag. Diese Phrasierung von Ensembles und Solisten ist individuell verschieden. Sie kann je nach Stilrichtung ?binär? (mit zweigeteiltem Puls) oder ?ternär? (mit dreigeteiltem Puls) oder bewusst nicht festgelegt sein (Free Jazz). Ende der 1940er Jahre wurde die Kubanische Musik Polyrhythmik, in der sich genuin Afrikanische Musik erhalten hatten, wieder verstärkt in die Jazzrhythmik integriert. Auch danach beeinflussten hispanische oder lateinamerikanische Musikstile (Bossa Nova, Samba, Salsa, Tango, Son und Andere) den Jazz immer wieder als drittes Element neben der afrikanischen und europäischen Wechselbeziehung. 1.2 Improvisation [[Image:PharoahSanders.jpg|thumb|320px|Spiel mit Improvisation - Die Free Jazz Musiker Reggie Workman, Pharaoh Sanders und Idris Muhammad 1978]] Jazz ist schwer zu definieren, aber Improvisation (Musik) ist eine wichtige Kerneigenschaft. Sie war schon seit jeher ein Bestandteil der afrikanischen und afroamerikanischen Musikkultur und mit dem Prinzip des Call und Response verknüpft. Die genauen Improvisationstechniken haben sich im Laufe der Zeit verändert. Frühe Folk-Blues-Musik basierte oft auf einem Call- und Responsemuster, Text und Melodie wurden dabei durch Improvisation mitgestaltet. Im Dixieland spielt manchmal ein Teil der Musiker die Melodie, die Anderen improvisieren Gegenmelodien dazu. In der Swing-Ära spielten die Big Bands sorgfältig nach Noten, dazu traten dann spontan Bandmitglieder mit kurzen improvisierten Solos heraus. Im Bebop verlagerte sich der Schwerpunkt weg von gut durchdachten Arrangements hin zu geschickten Improvisationen. Die Musiker schenkten der komponierten Melodie (bzw. dem sogenannten "Head", der am Begin und am Ende eines Stückes gespielt wurde) nur noch relativ geringe Beachtung. Spätere Jazzstile sind Modal Jazz geprägt, so dass sie ohne vorherige Festlegung von Akkordfolgen auskommen und den Musikern freie Improvisation auf einer gegebenen Skala ermöglichen. Das beste Beispiel dafür ist das Album Kind of Blue von Miles Davis, das meistverkaufte Jazz-Album aller Zeiten. Improvisiert ein Pianist oder ein Gittarist, während er einen Solisten begleitet, so nennt man Comping. Eine Ostinatobegleitung zur Improvisation, aber auch kurze Motive, die die Struktur eines Stückes prägen, werden als Vamp (Jazz) bezeichnet. 1.3 Harmonik Eine vollkommen eigenständige Jazzharmonik existiert im strengen Sinne nicht, da Jazz in der Gestaltung harmonischer Abläufe sehr weitgehend auf die in der europäischen Musik entwickelten Prinzipien wie Stimmführung und Funktionsharmonik zurückgreift. Diese werden in den verschiedenen Jazzstilen jeweils in unterschiedlicher Gewichtung angewendet. Typisch für die Harmonik des Jazz in ihrer gesamten bisherigen Entwicklung ist allerdings eine starke Bindung an die Melodik und allgemeine Ästhetik des Blues. Die Harmonik ist die Grundlage der Jazz-Improvisation, des Jazz-Arrangements und der Jazz-Komposition (Musik). Als eigenständige Musiktheorie ist sie relativ neu, da der Jazz sich nicht aus der Theorie, sondern vor allem aus der musikalischen Praxis entwickelt hat. Für weitere Informationen siehe Hauptartikel: Jazzharmonik 1.4 Melodik [[Image:Blue note.gif|thumb|150px|left|Blue Note]] Wie auch die Harmonik stammt die Jazzmelodik teilweise aus dem Blues. Sie baut auf der Pentatonik, der Tonleiter ohne die Halbtonschritte, auf. Dazu kamen die Blue Notes des Blues. Diese Töne lassen sich mit Blas- oder Saiteninstrumenten sehr gut erzeugen, mit Tasteninstrumenten allerdings nicht. Die Überlagerung von Moll-Melodik und Dur-Harmonik erzeugt den typischen Blues/Jazz-Klang. Zusätzlich wird eine Reihe verschiedener Tonleitern eingesetzt. Sie bilden im Wesentlichen die Akkorde und sind mit Spannungen (Tensions) und Durchgangs-Stufen angereichert. Wichtige klassische Melodie-Instrumente des Jazz sind: Klarinette, Saxophon, Trompete, Kornett, Posaune. Für weitere Informationen siehe Hauptartikel: Jazzmelodik 1.5 Rhythmik Der Rhythmus beim Jazz ist zwar eindeutig notiert, er wird aber im Bereich jenseits eines rhythmischen Rasters interpretiert und muss zum Beispiel auch in verschiedenen Geschwindigkeiten anders gespielt werden. Dabei trifft das afrikanische ternäre System mit Dreierunterteilungen auf ein europäisches binäres System (mit Zweier- bzw. geraden Unterteilungen). Dadurch hat sich hier (auch wie in der Melodik und Harmonik der Jazz- Musik) eine Art Fusion der beiden großen Kulturen im Nordamerika des ausgehenden 19. Jahrhunderts manifestiert. Typisch ist auch der fliessende und swingende Rhythmus (Swingrhythmik). Er entsteht durch unterschiedlich lange Betonungen von aufeinanderfolgenden gleichwertigen Zählzeiten und durch Betonung von normalerweise unbetonten Zählzeiten. Wichtige klassische Rhythmus-Instrumente des Jazz sind: Schlagzeug, Piano, Vibraphon, Gitarre, Bass (Instrument). Für weitere Informationen siehe die Hauptartikel: Jazzrhythmik und Swing (Rhythmus) - Siehe auch: Walking Bass 1.6 Jazzstandards Ein Jazzstandard ist eine Melodie mit festgelegter Harmoniefolge, die als Thema und Material einer Jazzimprovisation dient. Standards stammen seit etwa 1930 aus Schlagern, Chansons, Musicals, Filmmusik und Eigenkompositionen (vgl.: Original) von Jazzmusikern. Sie gehören zum Grundrepertoire eines traditionell orientierten Jazzmusikers. In den 1950er Jahren verwendeten Jazzmusiker wie Dizzy Gillespie, Miles Davis, Charlie Parker u.a. solche bereits bekannten Songs und schrieben neue Melodien über deren Akkordfolgen oder behielten die Melodie, veränderten aber die Akkordfolgen (Harmonien) dieser Songs. Auf diese Weise entstanden neue Standards. Die dabei neuentwickelten Themen werden mit dem Fachbegriff bebop head bezeichnet. Jazzmusiker spielen diese Melodien und improvisieren darüber (bzw. über die durch Melodien gebildete Akkordfolge). Das ist in allen verschiedenen Stilrichtungen des Jazz so. Die musikalischen Übereinkünfte dafür variieren von Stil zu Stil. Viele Jazzgruppen greifen bei Auftritten auch auf eine Auswahl der im Jazz allgemein anerkannten Jazzstandards zurück, auf die sich verschiedene Musiker oft rasch gemeinsam verständigen können. Damit können sie ohne Probe ein Konzert geben, selbst wenn sie sich vorher noch nie getroffen haben. Auch auf spontanen Jazzmusikertreffen, den "Jam Sessions", spielen Standards eine grundlegende Rolle. Für weitere Informationen siehe Hauptartikel: Jazzstandard - Siehe auch: Liste von Jazzstandards und -kompositionen 2 Entwicklung und Geschichte 2.1 Wurzeln Die Wurzeln des Jazz liegen zum einen im Blues und in den Worksongs, Spirituals und Gospels der Afroamerikaner Sklavenarbeiter in den Südstaaten der USA, zum anderen in den verschiedenen Volksmusiken der europäischen Einwanderer, darunter dem Irish Folk, Kreolen Tanzmusik, Wiener Walzer und Marschmusik. Aus den Europäischen Musikstilen und afroamerikanischen Rhythmen hatte sich der Ragtime entwickelt, der neben dem Blues den direkten Vorgänger des Jazz darstellt. Manche Jazzhistoriker benennen den Ragtime sogar als den ersten Jazz-Stil. Der Blues hatte während der gesamten Entwicklung bis heute permanenten Einfluss auf den Jazz wie auch auf andere Musikstile, die im Laufe der Zeit neben dem Jazz entstanden sind. Es ist eine beliebte Frage, ob der Jazz in New Orleans erfunden wurde oder nicht. Auf diese Frage gibt keine absolut gültige Antwort. Die Vorformen dieser Musikrichtung fanden sich Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts in mehreren Teilen der Vereinigten Staaten. New Orleans bildete einen Schmelztigel, durchzogen von Gegensätzen. Einige Jazzhistoriker sagen, der Jazz wäre in New Orleans geboren (nicht "erfunden") und in Chicago und New York aufgewachsen. Aus dem Ragtime und dem Blues entstand nach 1900 der New Orleans Jazz, der bald vom sehr ähnlichen Dixieland Jazz begleitet wurde. Der erste bekannte Bandleader dieser Richtung war Buddy Bolden mit seiner Blaskapelle. Von ihm gibt es allerdings keine Tonaufnahme, da er 1907 in eine Nervenanstalt eingewiesen wurde, noch vor dem Zeitalter der Schallplattenaufnahmen. Jelly Roll Morton, ein erfolgreicher Barpianist, war ebenfalls ein Mitgestalter des frühen Jazz. Bestimmte Bandleader wie Buddy Bolden waren markante Instrumentalisten mit einer sehr individuellen Tonbildung. Improvisation, Swing und eigene Tonbildung beschrieb der Jazzhistoriker Joachim-Ernst Berendt als Grundelemente der Jazzmusik, die seine Geschichte von Beginn an mitbestimmten. 2.2 Die Ära des Jazz [[Image:Jazzing orchestra 1921.png|thumb|250px|The King Carter Jazzing Orchestra 1921 in Houston]] Aus der Begegnung der Musikkulturen entstand eine Reihe neuer musikalischer Ausdrucksformen. Zuerst in New Orleans und entlang des Mississippi River, später in Chicago und anderen Metropolen der USA . Diese Großstädte verbuchten damals eine hohe Zuwanderung, vor allem von Afroamerikanern aus den Südstaaten, was zur Entwicklung des Jazz maßgeblich beitrug. Bekannt wurde die Musikrichtung durch die erste Jazz-Plattenaufnahme von 1917 mit der Original Dixieland Jazz Band. Die meisten Amerikaner hatten bis dahin noch keinen Jazz gehört, der allerdings schon längst vielerorts gespielt wurde. Von 1890 bis 1915 war der Ragtime die beliebteste Musik in Amerika. Nach dieser ersten Aufnahme nahm der Jazz die Rolle der Alles dominierenden Musikrichtung ein, die er bis Mitte der 50er Jahre behielt. Es folgten schon bald viele weitere Aufnahmen. Die meisten, besser gesagt fast alle Aufnahmen des New Orleans Jazz bzw. des Dixieland, wurden nicht in New Orleans gemacht, sondern in Chicago. Einige auch in New York. Viele Musikprofis aus dem Süden, allen voran Joe King Oliver und sein jüngerer Bandpartner Louis Armstrong gingen nach Norden. Die damalige Prohibition prägte die Kneipenszene in Chicago und damit die dortige Jazzkultur. Der Dixieland wurde etwas schneller und mit mehr Noten und Akzentuierungen in den Melodien gespielt. Daneben entstand auch eine langsame und ruhige Variante. Das beste Beispiel uploads/Geographie/ jazz-ueberblick.pdf
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- Publié le Sep 11, 2021
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