Namenforschung Name Studies Les noms propres Ein internationales Handbuch zur O
Namenforschung Name Studies Les noms propres Ein internationales Handbuch zur Onomastik Ап International Handbook of Onomastics Manuel international d'onomastique Herausgegeben von / Edited Ьу / Edite par Ernst Eichler · Gerold Hilty · Heinrich Lбfflеr Hugo Steger · Ladislav Zgusta 1. Teilband / Volume 1 / Тоте 1 Offprint Walter de Gruyter · Berlin · New York 1995 820 VIII. Historische Entwicklung der Namen 120. Thrakische und dakische Namen 821 120. Thrakische und dakische Namen Werk "Die ehema1ige Spracheinheit der In ternamen BEbU (1923; spater von ihm a1s та 1. Die Begriffe "Thrakisch" llnd "Dakisch" 2. Forschungsgeschichte 3. Die tl1rakischen N атеп 4. Die dakischen Namen 5. Literatur (in Auswah1) 1. Die Begriffe "Thrakisch" und "Dakisch" Bevor ich einen UЪеrЫiсk uber die Forschungs geschichte des geste11ten Themas anbiete, halte ich es fur angebracht, die Begriffe "Thrakisch" und "Dakisch" kurz zu kHiren. Bekanntlich herrschte in der Wissenschaft seit w. Tomascl1ek (1893 1894) und Р. Kretschmer (1896) die Ansicht, daB das Thrakische auf einem geraumigen Territorium gesprochen worden sei, das sich von den Karpaten bis zum Agaischen Meer erstreckte. Die neuesten Untersuchungen (vor а11ет von Уl. Georgiev) haben nachgewiesen, daB im Ostteil der Balkan halbinsel und des Karpatengebietes eine weitere indogermanische Sprache, namlich das Dakomy sische oder Dakische, von der bodenstandigen Ве vбlkеruпg gesprochen wurde. Die Abgrenzung bei der Spracl1en (Thrakisch und Dakisch) basiert ап erster Stelle auf Indizien der Toponymie: [ur das dakische Sprachgebiet sind zweistammige Ortsna теп mit dem Hinterglied -dava /-daua, -daba/ 'Stadt' charakteristisch, wahrend im thrakischen Gebiet als Grundwort derartiger Orsnamen bria in derselben Bedeutung erscheint. Nur fur das Tl1ra kische (ohne Para11elen im Dakischen) sind zwei Isoglossen typisch: para 'Dorf und diza /-os/ 'Burg' (Naheres s. weiter unten). Ferner sind im Bereich der vergleichenden Pho netik wesentliche Differenzen zwischen Thrakisch und Dakisch festgeste11t worden, die aus der nach stehenden ТаЬе11е zu ersehen sind (Georgiev 1960а, 107; Duridanov 1985, 129). Indogermanisch Thrakisch Dakisch Ь, d,g р, (, k Ь, d,g р, (, k ph, th, kh р, (, k ё ё, spater 1 а, а е nach Konson. е je bzw. ja а а о ai ai, spater i а ei ei е dt /tt/ st s Die Annahme, daB Thrakisch und Dakisch zwei verschiedene indogermanische Sprachen sind, Ье dingt zwangslaufig, daB die Namengebllng beider Sprachen getrennt behandelt wird. 2. Forschungsgeschichte 2.1. Die erste Periode (1848 -1957) Die Erforschung der thrakischen und daki schen Namen begann mit der Entdeckung der thrakischen bzw. dakischen Sprache a1s eines indogermanischen Idioms. Den ersten Ver such in dieser Richtung verdanken wir dem deutschen Ge1ehrten lakob Grimm, der in seiner "Geschichte der deutschen Sprache" (1. Bd. 1848) einen ganzen Abschnitt (IX, S. 176 - 217) der Gechichte und den ihm da ma1s bekannten Sprachresten (G10ssen und einigen Eigennamen) der Thraker und Geten widmete. Einige lahre spater erschien ein Auf satz von Prof. Н. Leo, Наllе, unter den1 Tite1 "Einige Bemerkungen uber die Sprache der Geten" (1854, 176 ff.), der einige dakische Na теп (ГЕ~ЕЛЕ1~1<;, rE'tal, Dai - Davi, Deceba lus и. а.) zu deuten versuchte. Einen Beitrag zur Erweckung des Interesses ап den thraki schen V61kernamen 1eistete zu jener Zeit ein Historiker, nam1ich В. Giseke, der in seinem Buch "Thrakisch-pe1asgische Stamme der Ba1kanha1binse1 und ihre Wanderungen in mythischer Zeit " (1858) ausfuhr1ich die thra kisc11en Stamme beschrieben hat. Zu den ersten Forschern, die sich mit thra kischen Sprachresten ЬеfаIЗt haben, geh6rt auch Раи1 de Lagarde (Раи1 А. B6tticher), der in einer Abhand1ung (1866, 276 ff.) unter den thrakischen G10ssen einige Eigennamen erwahnt hat: BEVbl<; (G6ttin), Boucr~a'to<; (= Arten1is), ТраЛЛЕl<; (Stamm), Z<1ЛJlО~l<; (Gottheit bei den Geten), La~<1~lo<; (Beina теп des Dionysos). Seit den 70er lahren des 19.1ahrhunderts hat sich das ver6ffentlichte Materia1 der thra kischen und dakischen Sprachreste erheblich vermel1rt, wobei ge1egentlich Deutungen von Namen versucht wurden. Die erste gr6IЗеrе Samm1ung von thrakischen ("bessischen") und dakischen Eigennamen wurde von dem Wiener Historiker Tomaschek (1869, 381 ff.) vorge1egt. Einige thrakische N атеп sind in dem Artike1 von R. Roes1er "Einiges uber das Thrakische" (1873) betrachtet worden; darin hat er den get. Personennamen (PN) Zeuta und den haufigen thrakischen PN LEU81l<; ein 1euchtend gedeutet. Einen wertvollen Beitrag Zllr Erforschung thrakischer und dakischer Namen 1eistete der deutsche Indogermal1ist August Fick (1833 -1916), der in seinem dogermanen Europas" (1873, 417 ff.) die Ste1 1ung des T11rakischen richtig bestimmt hat. Zehn lahre spater hat Tomaschek (1883, 402 - 41 О) wieder eine Samm1ung dakischer und thrakischer Eigennamen (etwa 130) zu sammengestellt, denen er knappe Deutungen beigegeben hat, die gr6IЗtеl1tеi1s bereits ver gessen sind. Erwahnenswert ist ein Samme1 band mit Beitragen des franz6sischen Ar cha010gen А. Dumont, in denen er eine Fulle von griechischen und 1ateinischen Inschriften (darin vie1e Eigennamen) aus Thrakien, Grie chen1and und Rom vorge1egt hat (Dumont 1892). Dieses Werk wird bis heute von den Thrak010gen a1s eine wertvolle Quelle Ье nutzt. Die Struktur der ·thrakischen komponier ten Eigennamen hat die Aufmerksamkeit von Dr. Car1 Pau1i auf sich gezogen, der in einer Abhand1ung eine Reihe von thrakischen Na mense1ementen (-basta, -dama, -dizus, -para и. а.) richtig erkannt hat (Pau1i 1886, 21 ff.). Das erste vollstandige Korpus der thraki schen und dakischen Eigennamen (EN) hat der Begrunder der Thrak010gie W. Тота schek in seinem beruhmten Werk "Die alten Thraker" (1894) geboten. Dieses Werk diente bis 1957 a1s eine zuver1assige Quelle zur Er forschung des Thrakischen und seiner EN. Die vom Verfasser gegebenen knappen Deu tungen der N атеп sind 1eider in den meisten Fallen nicht stichha1tig (vg1. die Kritik bei Kretsc11n1er 1896, 184 [.). Aufgrund des von Tomaschek zusammengebrachten Materia1s hat dann Р. Kretschmer (1866-1956) eine zu treffende Charakteristik der thrakischen und dakischen EN gegeben (Kretschmer 1896, 200 [.). Уот Ende des 19.1ahrhunderts ап bis in die 40er 1ahre sind zah1reiche Beitrage zu thrakischen und dakischen EN ver6ffent1icht worden: S01n1sen (1897) - uber die thrak. Stammesnamen L<1'tpal, La'tpoKf;v'tal, Fick (1909) - uber den F1uIЗпаmеп (F1N) ~'E~po<;, Kretschmer (1909) - uber L1ЛllVО<;, M1ade nov (1880-1963) - uber die F1N Vit /Utus/, Drin, Iskiir /О{ако<; /, мarica, Panega, Ro sica, Struma /Strymon/, Tundia/ Tonzos (1915), Vidima, Dramatica, Devol, Lom /AI mus/, Jantra /Iatrus (1921), Osiim /Asamus/, Nisava /Navissus (1924), Arda, Marica, Tundia (1929); Detschew - uber die Berg патеп Dunax, Verila, Vitosa /Skombros, Sco pius/ (1915), Haimos und Rhodope (1925а), uber Asklepios (1925Ь), uber den F1N Axios (1931) und Vardarios (1932), uber den G6t kedonisch betrachtet, 1928); Liden (1916) uber -bria in thrak. Ortsnamen (ON), Kaza row (1874-1958) - iiber den Beinamen des thrak. Heros OU'tacr1tlO<; (1912) und uber den ON L\aoucrbaua (1928); Graur (1927) - uber das Suffix -isk- in thrak. und dak. EN, Воп fante (1939/1944) - uber den G6tternamen Sabadios /Sabazios/, и. а. т. Mit den Ethnika auf -ауо<;, -llvo<; von Ortsnamen im Thraki schen hat sich Detschew in einem Artike1 (1936) ЬеfаIЗt, wobei er einige auf -enos a1s griechisch erk1arte. Die Struktur der thrak. EN wurde neuerdings von Seure (1950) Ье hande1t, der einige Rege1n dazu formu1ierte (S. 172 [.) und prinzipielle Fragen zur Deu tung der Namen er6rterte. Delltllngen zu Eigennamen werden ge w6hn1ich auch innerha1b von allgemeinen Darstellungel1 des Thrakischel1 und Daki schen gegeben: von 10k1 (1929), Brandenstein (1936), Detschew (1952). Erwahnt sei sсh1iеIЗ1iсh eine wertvolle Ar beit von L. Zgusta, in der thrakische Perso пеппатеп mit Be1egtexten aus Inschriften der n6rd1ichen Schwarzn1eerkuste zusammenge stellt sind (Zgusta 1955, 278 - 293). 2.2. Die zweite Periode (nach 1957) Eine пеие Etappe in der thrak. und dak. Na menforschung er6ffnete sich mit der Ver6f fent1ichung des monumenta1en Werkes "Die thrakischen Sprachreste" (1957) von Dimiter Detschew (1877 -1958). Mit dem reichha1ti gen Namenmateria1, das Detschew ja11rzehn te1ang sammelte, dient dieses Werk a1s unent behr1iche Grund1age fur jeg1iche Untersu c11ung der thrak. und dak. EN. Es wurde zuerst von У. Georgiev ausgewertet, der so g1eich sein Buch "Trakijskijat ezik" [Die thra kische Sprache, 1957] publizierte; in ihm hat er zu verschiedel1en thrak. Namen пеие Ety m010gien geboten. Georgiev hat mehr a1s zweieinha1b lahrzehnte auf diesem Gebiet ge arbeitet und eine ganze Reihe von Beitragen hinter1assen. Es ge1ang ihm vor аllеП1 auf grund der Toponymie, das Dakische a1s eine se1bstandige Sprache vom Thrakischen аЬ zugrenzen (Georgiev 1958, 113 [.; 1960а, 107 f.). Die Ergebnisse seiner Untersuchungen uber das T11rakische und die thrak. EN bis zum lahre 1976 sind in seinem Buch "Trakite i tehl1ijat ezik" [Die Thraker und ihre Spra che, 1977] zusammengestellt (neuere k1eine Beitrage zum Thrakischen s. in der Bibliogra phie). 822 823 Mit den thrakischen und dakischen EN befaBte sich uпаufuбr1iсh der rumanische A1t historiker lon 1. Russu, der bereits 1959 ein Buch iiber die Sprache der Thrako-Daker ver бffепt1iсhtе (2. АиП. 1967, deutsche Uberset zung 1969). Die 1inguistischen Angaben und Deutungen hat der Verfasser hauptsach1ich den Werken von Fick, Tomaschek und Кretschmer entnommen. Mit wenigen Aus nahmen gab er vб11ig verfeh1te Etymo10gien (s. die Кritik bei Georgiev 1960 а, 78 ff.) Auf dem Gebiet der Anthroponymie ver dient Beachtung die Monographie "Unter suchungen iiber die Personennamen bei den Thrakern" (1970а) von У. Besev1iev, der die Nan1en vom ku1turgeschicht1ichen und eth no1inguistischen Standpunkt aus betrachtet hat. Derse1be Ge1ehrte hat in einer Monogra phie die Kaste11namen, darunter vie1e uploads/Geographie/ nombres-tracios-y-dacios.pdf
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- Publié le Jan 04, 2022
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