1 Carlos Gilly: Bibliographia Rosicruciana Das europäische Schrifttum zu den Ro
1 Carlos Gilly: Bibliographia Rosicruciana Das europäische Schrifttum zu den Rosenkreuzern des 17. und 18. Jahrhun- derts. 6 Bde. Dieser Catalogue raisonnée der frühen Rosenkreuzer ist eines der ehrgeizigsten Projekte der Bibliotheca Philosophica Hermetica in Amsterdam. Er bietet in streng chronologischer Reihenfolge die ausführliche bibliographische Beschreibung von etwa 1300 gedruckten Werken und von über 450 handschriftlichen Traktaten, Briefen, Prozeßakten, Gutachten und Pamphleten in unterschiedlichen Sprachen, in denen zum rosenkreuzerischen Phänomen Stellung genommen wurde oder wo die Rosenkreuzer eine ausdrückliche Erwähnung fanden Jede einzelne Beschreibung wird, außer mit den üblichen bibliotechnischen Angaben (wozu in diesem Fall die Erwähnungen in den zeitgenössischen Buchmessekatalogen und sonstigen Bücherverzeichnissen spezialisierter Sammlungen gehören), auch mit kurzen Informationen über Verfasser, Inhalt und Umstand der Publikation versehen, so daß diese Bibliographia Rosicruciana zugleich als Katalog, Quellenbuch oder Geschichtswerk gelesen oder als Ausgangspunkt für weitere Studien benutzt werden kann. Allerdings ist der erste Einführungsband dieser auf sechs Bände angelegten Bibliographie in erzählerischer expositiver Form aufgebaut. (Beschreibung des Projekts) Band 1: Über Entstehung, Autorschaft und Zweck der Manifeste der Rosenkreuzer. Eine historische Einführung. Zu erscheinen im Verlag In de Pelikaan, Amsterdam. – Arbor Rosae Hermetis In Vorb. Nach ausführlicher Auseinandersetzung mit der bewegten und zum Teil abenteuerlichen Historiographie der Rosenkreuzer und Bestimmung des Stands der Forschung wird der Leser auf die Geistesströmungen des ausgehenden 16. Jahrhunderts aufmerksam gemacht (Hermetismus, Mystik, religiöses Dissidententum, Paracelsismus, Alchemie, Magie, Apokalyptik, Astrologie), denen sich die Verfasser der rosenkreuzerischen Manifeste verpflichtet fühlten und aus deren Milieu erwiesenermaßen die meisten Befürworter des rosenkreuzerischen Reformprogramms stammten. Ein besonderes Kapitel wird dem Freundeskreis von Tobias Hess in Tübingen und den in das Jahr 1604 gesetzten Erwartungen gewidmet, worauf dann die Fragen über Entstehung, Autorschaft, Zweck und erste Überlieferung der Manifeste der Rosenkreuzer (Chemische Hochzeit , Fama Fraternitatis und Confessio Fraternitatis) ausführlich erörtert werden. Band 2: Handschriften und Drucke von 1610 bis 1618. 2362 9. In Vorb. Dieser Band wird mit dem bisher ältesten vorhandenen Dokument mit ausdrücklichem Bezug auf die Rosenkreuzer (einer Verantwortung von Adam Haslmayr vom 28. Januar 1611) eröffnet und endet mit der Veröffentlichung des Speculum Sophicum Rhodo-Stauroticum von Daniel Mögling, das mit Zeichnungen von Matthäus Merian in Herbst 1618 in Frankfurt gedruckt wurde. Beschrieben und kommentiert werden zuerst die bibliographischen Einheiten (13 Manuskripte, 20 Briefe und 5 Drucke), die vor der Erstveröffentlichung der Allgemeinen General Reformation samt der Fama Fraternitatis in Kassel (Februar-März 1614) entstanden sind. Folgt dann die Flut von begeisterten Stellungnahmen seitens der Befürworter, aber auch von heftigen Angriffen der etablierten Mediziner und Theologen (über 200 Drucke und 20 Handschriften allein für die Jahre 1614-1618), die aber die unsichtbare Bruderschaft vom Rosenkreuz nicht aus ihrer selbst auferlegten Reserve zu locken vermochten. Kein Wunder also, daß nach diesem Silentium post clamores, wie der Titel einer dieser Schriften lautet, Gegner und Befürworter auch unter sich aneinander gerieten, wodurch allerdings das in den Manifesten verkündete Reformprogramm in Bezug auf Religion, Wissenschaft und Gesellschaft – trotz unvermeidlicher Entstellungen und Verzerrungen – eine immer größere Öffentlichkeit erreichte. 2 Band 3: Handschriften und Drucke von 1619 bis 1627. 2363 7. In Vorb. Der dritte Band umfaßt die Beschreibung mit angehängtem Kommentar von etwa 400 Drucken und über 100 Handschriften und Prozeßakten von Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis unmittelbar vor der Ankunft Gustav Adolphs in Deutschland. Die berühmte These (von Frances A. Yates) von den Rosenkreuzern als ideologischen Wegbereitern der Politik Friedrichs von der Pfalz in Böhmen wird als Märchen entlarvt, und dies nicht zuletzt aufgrund einer großen Anzahl von Flugschriften und illustrierten Flugblättern, in denen die Rosenkreuzer jeweils für die calvinistische Sache publizistisch instrumentalisiert oder als Helfershelfer des ‘Winterkönigs’ beschimpft wurden. Während aber die Debatte über Existenz und Ziele der Bruderschaft zwischen Gegnern und Befürwortern kein Ende nahm, hatten sich zwar der Verfasser der Manifeste und seine engsten Freunde von der Bezeichnung Rosenkreuz längst verabschiedet; dennoch verzichteten sie nicht gänzlich auf das ursprüngliche Reformprogramm, wie Andreaes neue Gesellschaftsbildungen und utopische Gesellschaftsschriften beweisen. Andere Befürworter wiederum begannen sich in Kreisen von Anhängern eines Valentin Weigel, Johann Arndt, Isaias Stiefel, Jacob Böhme, Paul Felgenhauer, Ludwig Friedrich Giftheil und anderen Theosophen zusammenzuschließen. Für die Katholiken hingegen stellten die Rosenkreuzer weiterhin eine gefährliche Verschwörung gegen Religion und Staat dar. Und viele rechtgläubige Lutheraner oder Calvinisten stilisierten die Rosenkreuzer zum Oberbegriff für Schwenckfeldianer, Weigelianer, Enthusiasten, Wiedertäufer, verkappte Jesuiten, Libertiner, Atheisten oder gar Ungeziefer, „die alles reformieren, d. h. deformieren wollten“. Doch im Moment der größten Bedrohung, als die katholischen Truppen beinahe ganz Deutschland besetzten, scheinen diese Orthodoxen ihren Groll gegen den rosenkreuzerischen Mythos vorübergehend gemildert zu haben, denn auch sie setzten ihre Hoffnungen auf den neuen „Löwen aus dem Norden“, der ihnen Schutz vor Habsburg und Rom zu gewähren versprach. Band 4: Handschriften und Drucke von 1628 bis 1700. 2364 5. In Vorb. Der Siegeszug von Gustav Adolph durch die Länder Zentraleuropas wurde publizistisch von einer Flut von politischen Prophezeiungen begleitet, in denen auch wörtlich zentrale Reformansätze aus der Fama und Confessio Fraternitatis vorkommen. Doch die echten Versuche einer Neugründung der Bruderschaft kamen von einer anderen Warte: Von Comenius etwa, der sich deshalb 1629 mit Andreae in Verbindung setzte, worauf er die Rosenkreuzer in dem Labyrinth der Welt böse karikierte, um sie aber wiederum in den Clamores Eliae als die Vorläufer des eigenen Reformprogramms anzuanerkennen („cuius praeludium ante semiseculum Fraternitas Roseae crucis“). Oder von dem Katholiken Johann Permeier aus Wien, der 1631 die erste Nachfolgegesellschaft der Rosenkreuzer unter dem Namen „Sancta Societas regalis Jesu Christi“ gründete und zu deren Mitglieder bzw. Sympathisanten namhafte Theosophen wie Abraham von Frankenberg, Schwenckfeldianer wie Matthäus Merian oder Antitrinitarier wie Florian Crusius gehörten. Vereint waren sie alle durch die gemeinsame Verehrung des Johann Arndt, dem „Generalreformator“ und „dritten Elias“, auf den sich übrigens schon die sogenannten Rosenkreuzer von Schleswig Holstein zu berufen pflegten wie später auch alle radikalen Pietisten von Hohburg bis auf Breckling und Arnold. Ausgerechnet durch die Erforschung von etwaigen rosenkreuzerischen Sympathien seitens Arndts war es Breckling und Arnold gelungen, die Identität des Verfassers der RC- Manifeste zum ersten Mal historisch zu belegen. Um diese Identität hatten sich bis dahin weder die Sympathisanten noch die vielen Gegner im Inland oder im Ausland groß gekümmert. In den Niederlanden und in England waren die RC-Manifeste immerhin schon früh in die Landesprache übersetzt worden, was die Verbreitung von rosenkreuzerischen Gedanken außerordentlich förderte. In Frankreich und Italien war man hingegen auf wenige und bruchstückhafte Informationen aus zweiter Hand angewiesen – genug jedoch, um die Phantasie all der neuen Rosenkreuzer zu beflügeln. So entstand in den 1670er Jahren in Venedig, Florenz und Neapel unter katholischen Libertinern und ohne jegliche Kenntnis der Vorgeschichte der Bruderschaft jener Orden der „Fratelli dell’Aurea Croce ovvero dell’Aurea Rosa“, dessen Statuten bald auch in Frankreich Verbreitung fanden, bis sie schließlich 1710 auf Deutsch übersetzt und dem lutherischen Milieu angepaßt in Breslau erschienen und zur Gründungsurkunde des späteren Ordens der Gold- und Rosenkreuzer in Zentraleuropa wurden. 3 Band 5: Handschriften und Drucke von 1701 bis 1800. 2365 3. In Vorb. Gottfried Arnolds grundlegendes Kapitel über die Rosenkreuzer in der Kirchen- und Ketzerhistorie von 1699-1700 scheint zunächst nur unter rechtgläubigen lutherischen Historikern Wirkung gezeigt zu haben, für welche schon allein die Nennung Andreaes oder Arndts unter den Rosenkreuzern einem Affront gegen die eigene Kirche gleichkam. Aber auch viele Liebhaber der Alchemie hatten den Anschluß an die rosenkreuzerische Tradition längst verloren und verschwendeten ihre Kräfte auf der Suche nach rosenkreuzerischen Epigonen wie Gualdi, Vitzliputzli, dem sogenannten Decenvirat der Fraternität und vielen anderen mehr, die während des heftigen literarischen Streits um das Fegefuer der Chymisten 1701-1705 immer wieder Erwähnung fanden. Ein Sincerus Renatus alias Samuel Richter übersetzte und adaptierte 1710 die „leggi e capitoli“ eines nicht näher bekannten italienischen Ordens als die Gesetz oder Regul, welche die Brüderschafft des göldnen Creutzes observiren müssen und schuf damit die unverzichtbare Basis für alle sukzessiven Neugründungen des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer während des ganzen Jahrhunderts. Wie in Italien und Frankreich blieben nun auch in Deutschland die ursprünglichen Manifeste der Rosenkreuzer unbeachtet; stattdessen verfiel man darauf, bizarre Legenden in die Welt zu setzen, wonach es schon im alten Ägypten Rosenkreuzer gegeben hätte oder daß die Rosenkreuzer von dem Ritterorden der Johanniter oder der Templer abstammten. Im Sog der Legenden um das hohe Alter der Freimaurerei wetteiferten die unterschiedlichen Richtungen der Gold- und Rosenkreuzer um immer noch ältere Ordensgründer, wobei mit dem Compaß der Weisen von 1782 der Höhepunkt erreicht wurde. Zum Glück gab es auch noch andere Anhänger und Sympathisanten der Rosenkreuzer, welche die Vorgeschichte des Ordens keineswegs vergessen hatten, wie etwa der Herausgeber der Missiv an die Hocherleuchtete Brüderschaft des Ordens des Goldenen und Rosenkreuzer von 1783, der eine kommentierende Bibliographie von über 200 Schriften anhängte; oder auch die Sammler und Herausgeber der Geheimen Figuren der Rosenkreuzer, die das symbolische und mystische Bildmaterial aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder in die rosenkreuzerische Tradition eingliederten. Und die hochgebildeten Rosenkreuzer in Rußland begnügten sich nicht mit den Schriften der Gold- und Rosenkreuzer, sondern übersetzten auch die Fama Fraternitatis und darüber hinaus die Schriften von Paracelsus, Arndt, Weigel, Böhme und sogar die Kirchen- und Ketzer Historie von Gottfried Arnold, wo sich eines der schönsten Kapitel über uploads/Geographie/ cg-pbrosicruciana.pdf
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- Publié le Sep 07, 2021
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