Jan Wohlgemuth / Viola Voß Bibliographieren – … aber wie? Das Prinzip____ Sonde
Jan Wohlgemuth / Viola Voß Bibliographieren – … aber wie? Das Prinzip____ Sonderfälle____ Sonderfall "flüchtige" oder "nichtveröffentlichte" Medien____ Bibliographische Angaben innerhalb einer Hausarbeit____ Kommentierte Beispiele und Sonderfälle____ Links____ 1. Das Prinzip Bibliographische Angaben dienen zwei Zielen: Zum einen sollen sie die verwendete Literatur zweifelsfrei identifizieren und sie dadurch für Verfasser wie Rezipienten (wieder-)auffindbar machen, zum anderen sollen sie jede direkte und indirekte Übernahme fremden geistigen Eigentums eindeutig als solche kennzeichnen und die verwendeten Quellen offenlegen. Beides ist unabdingbar für genaues und ethisch korrektes wissenschaftliches Arbeiten. Diese Anleitung versteht sich weniger als eine (fachspezifische) Vorschrift – schon gar nicht als die einzig Richtige! – son- dern vielmehr als eine allgemeine Einführung in die Prinzipien des Bibliographierens, anhand derer man sich seinen eige- nen Stil erarbeiten kann, der für die eigenen Belange angemessen und praktisch ist. Wichtiger als das sklavische Festhal- ten an bestimmten Formatierungsvorschriften ist es, ein klares, einheitliches und eingängiges Schema zu verwenden, das alle wichtigen Informationen zur Verfügung stellt. 1.1. Grundschema bei selbstständiger Literatur Es gibt zwei minimal voneinander verschiedene Grundschemata: NAME, RUFNAME: Hauptsachtitel. Untertitel. #. Auflage. Ort: Verlag Jahr. (= Reihentitel; Nr.). # S. oder NAME, RUFNAME (Jahr): Hauptsachtitel. Untertitel. #. Auflage. Ort: Verlag. (= Reihentitel. Nr.). # S. Zahlen: # steht in diesem Scheam für eine Zahl; die Angabe des Seitenumfangs ist optional, hat aber einen gewissen Informationswert (es ist z.B. ein Unterschied, ob ein Zitat auf Seite 5 von 15 oder 5 von 360 steht). Das Wort "Verlag" aus dem Verlagsnamen kann i.d.R. entfallen (z.B. bei Max Niemeyer Verlag), wenn es nicht integraler Bestandteil ist (wie bei Westdeutscher Verlag). Die Auflagenangabe "1. Aufl." wird weggelassen, bei allen folgenden Auflagen ist die Angabe jedoch obligatorisch und erfolgt stets in Ziffern, nicht in Worten. Inhaltsgleiche Ausgaben oder Neudrucke einer Auflage werden i.d.R. nicht angegeben. Namen: Es bleibt freigestellt, inwiefern man Namen abkürzen will; im Prinzip sollte man aber vorhandene wichtige Daten wie eben die Namen nie "verstümmeln". Wenn die Eindeutigkeit es zuläßt, kann man jedoch den zweiten und alle folgen- den Rufnamen abkürzen. Gerade bei Namen aus anderen Kulturkreisen kann man oft nicht genau entscheiden, welches der Familien- und welches der Rufname oder ein anderer Namensbestandteil (z.B. Vatersname) ist. In Deutschland sind die ehemaligen Adelstitel inzwischen ein Teil des Familiennamens, sie werden dementsprechend als solche mitbibliogra- phiert. Akademische Titel, Dienstgrade, Amtsbezeichnungen u.ä. hingegen werden stets weggelassen. Die Reihenfolge der Daten und die Verwendung der bzw. bestimmter Trennzeichen ist keinesfalls willkürlich, sondern hat vielschichtige Gründe, die hier nicht alle erläutert werden müssen. Ob man allerdings die Jahreszahl nun bei der Verlags- angabe oder beim Autorennamen festmacht, ist Geschmackssache. In Literaturlisten, in denen der selbe Autor mit meh- reren Werken vertreten ist, ist die zweite Methode sicherlich sinnvoller, vgl. Abschnitt 4. KAPITÄLCHEN, Kursivschrift und alle sonstigen Textauszeichnungen sind nicht obligatorisch. In größeren Listen genauso wie in Fließtexten erlauben sie aber einen schnelleren Zugriff z.B. auf die Schlüsselinformationen NAME und Titel. In der Titelei des bibliographisch aufzunehmenden Werks vorhandene Textauszeichnungen (Fettschrift, Sperrung, besondere Schrifttypen) und typographische Extravaganzen (aus der Reihe tanzende oder verzerrte Buchstaben o.ä.) werden nicht in der Form übernommen, sondern normalisiert; es sei denn, es handelt sich um bedeutungsvolle Formatierungen wie z.B. die Kursivschrift von Objektsprache etc. Der Punkt am Ende der bibliographischen Angabe signalisiert für manche Haarspalter: "Diese Angabe habe ich selbst – mit dem Buch in der Hand – überprüft (und die anderen (noch) nicht)." Und so sieht es an einem konkreten Beispiel gezeigt aus: VERHAAR, JOHN W[ILHELMUS] M[ARIA] (1995): Toward a Reference Grammar of Tok Pisin. An Experiment in Corpus Linguistics. Honolulu: University of Hawai’i Press. (= Oceanic Linguistics Special Publication. 26.) XXIII, 469 S. So wie oben ist es sehr ausführlich und korrekt. Meistens reicht auch die folgende Fassung, die allein auf den Daten des Titelblatts und des Reihentitelblatts beruht: VERHAAR, JOHN W. M. (1995): Toward a Reference Grammar of Tok Pisin. An Experiment in Corpus Linguistics. Honolulu: University of Hawai’i Press. (= Oceanic Linguistics Special Publication. 26.) Nachfolgende Fassung ist schon relativ sparsam, aber alle wichtigen Informationen sind noch erhalten: Verhaar, J. W. M. (1995): Toward a Reference Grammar of Tok Pisin. An Experiment in Corpus Linguistics. Honolulu. Die letzte Variante ist jedoch zweifellos zu kapp gehalten, auch wenn man das Buch mit Hilfe guter Kataloge fände: Verhaar (1995): Toward a Reference Grammar of Tok Pisin. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Bibliographieren - … aber wie? 2 1.2. Grundschema nichtselbstständiger Literatur Aufsätze u.ä., die nicht als eigenständiges Werk veröffentlicht wurden, sondern Teil einer Zusammenstellung sind, müssen anders bibliographiert werden. Dabei gibt es den Unterschied zwischen (a) Zeitschriftenaufsätzen und (b) Aufsätzen in nicht periodisch erscheinenden Sammlungen; entsprechend werden zwei verschiedene Schemata verwendet: a) NAME, RUFNAME (Jahr): "Hauptsachtitel. Untertitel". In: Name der Zeitschrift # (Jahr). S. #-#. b) NAME, RUFNAME (Jahr): "Hauptsachtitel. Untertitel". In: NAME, RUFNAME (Hrsg.): Titel des Konvoluts. Ort: Verlag. S. #-#. also z.B.: SCHMIDT, ANNETTE (1985): "The Fate of Ergativity in Dying Dyirbal". In: Language 61.2 (1985). S. 378-396. ANDERSEN, PAUL KENT (1990): "Arguments against the passive as a universal morphological category". In: DRESSLER, WOLFGANG U. [u.a.] (Hrsgg.): Contemporary Morphology. Berlin/New York: de Gruyter. (= Trends in Linguistics. Studies and Monographs. 49.) S. 141-158. Gerade bei der nichtselbstständigen Literatur sollte man auf die Vollständigkeit und Ausführlichkeit der Angaben achten, da die entsprechenden Texte sonst oft nur sehr schwer zu lokalisieren sind. (Die wenigsten Bibliotheken haben Aufsatz- kataloge!) Gängige Zeitschriften können mit den Siglen aus der Bibliographie Linguistique (BL) abgekürzt werden — wenn man auf diesen Umstand hinweist. Unsinnig ist es, bei den Seitenangaben gleichbleibende Ziffern herauszukürzen; im obi- gen Beispiel wäre dies 141-58. Bei Zeitschriften ist darauf zu achten, ob sie Heftzählung oder Jahrgangszählung haben. Bei Heftzählung hat jedes Heft eine eigene Nummer; dies gibt es häufig bei unregelmäßig erscheinenden Periodika. Bei Jahrgangszählung hat der ganze Jahrgang eine gemeinsame Nummer, die Einzelhefte haben teilweise Unternummern, wie beim oben angeführten Beispiel 61.2 (= Jahrgang 61, Heft 2). Zeitschriften mit Jahrgangszählung haben i.d.R. durchgängige Seitenzahlen, so dass sich die Angabe des jeweiligen Einzelheftes eigentlich erübrigt. 2. Sonderfälle Fehlende Angaben werden durch o.N. (ohne Namen), o.T. (ohne Titel), o.O. (ohne Ort), o.V. (ohne Verlagsangabe) o.J. (ohne Jahr), bzw. das Weglassen der Seitenangabe oder der Rei- hennummer (mitsamt dem vorangehenden Trennzeichen) gekennzeichnet. Mehrfache Paginierung wird durch Kommata getrennt, also z.B. XXVI, 480 S. (röm. Ziffern in Minuskeln sind nur nach amerikanischem Standard korrekt; manchmal wird dort die Groß-/Kleinschreibung für die Unterscheidung von Vor- und Nachspann verwendet). Mehr als ein Autor bis zu 3 Autoren: NAME 1, RUFNAME 1 / NAME 2, RUFNAME 2 / NAME 3, RUFNAME 3 in al- phabetischer Sortierung nach Familiennamen; es sei denn auf dem Titelblatt ist eine ande- re als die alphabetische Reihenfolge gewählt, was i.d.R. impliziert, daß der/die Erstgenann- te der/die Hauptautor(in) ist. Manchmal wird nur der erster aufgenommene Autorenname in der für die Sortierung richtigen Reihenfolge NAME, RUFNAME aufgenommen und alle wie- teren dann in der für die Nennung üblichen Reihenfolge RUFNAME NAME. Das wirkt jedoch oft verwirrend. mehr als 3 Autoren: Namensangabe des alphabetisch ersten (bzw. des Hauptautors), ge- folgt von [et al.] oder [u.a.] oder [u.aa.]. Herausgeber Namensangabe im Format NAME, RUFNAME, gefolgt von (Hrsg.); bei mehreren Herausge- bern wird verfahren wie bei mehreren Autoren, hinter die letzte Angabe oder hinter das "et al." wird auch (Hrsg.) oder (Hrsgg.) gesetzt. 1 Autor + 1 Herausgeber alphabetisch wie bei mehreren Autoren, jeder Hrsg. in der Reihe wird einzeln mit (Hrsg.) markiert; bei mehr als 3 Personen: wie oben. Auflage zweite und folgende Auflagen müssen als solche gekennzeichnet werden. Eine Möglichkeit ist das Setzen der Auflagen-Zahl hochgestellt vor die Jahreszahl (31999); allerdings ist daraus nicht ersichtlich, um welche Art der Auflage es sich handelt (durchges. = durchge- sehene, korr. = korrigierte, erw. = erweiterte, aktual., = aktualisierte, überarb. = über- arbeitete, unveränd. = unveränderte). Daher sollte man besser die Auflagen-Zahl mit den dazugehörigen Informationen nach dem Titel aufführen: 3., durchges. u. aktual. Aufl. Mehr als ein Verlagsort bis zu 3 Orte: Trennung durch Schrägstrich / (das , wird für die Trennung von Ort und Staatenkürzel bei "homonymen" Städten v.a. der USA gebraucht: Athens, OH vs. Athens, GA; die Schreibung von z.B. Frankfurt/Main sollte man wegen des Schrägstrichs vermei- den, hierfür besser: Frankfurt a.M.). mehr als 3 Orte: den alphabetisch ersten Verlagsort oder den Hauptverlagsort angeben, gefolgt von [et al.] oder [u.a.] oder [u.aa.]. Rekonstruierte Daten Jahreszahlen, Namensteile und andere Daten, die nicht aus der Titelei ersichtlich sind und z.B. aus Katalogen ermittelt wurden, werden in eckige Klammern gesetzt: W[ILHELMUS]. 3. Sonderfall "flüchtige" oder "nichtveröffentlichte" Medien Im Gegensatz zu gedruckten Texten sind Internetdokumente, Rundfunk- und Fernsehübertragungen, Kurzmitteilungen, aber auch die schlichte gesprochene Sprache (z.B. Äußerungen aus Seminarsitzungen, Vorträgen, Reden etc.) nicht dau- erhaft verfügbar bzw. sie können in Form und Inhalt fortwährend variieren. Bestenfalls bestehen Archivkopien oder akusti- sche Aufzeichnungen – schlechtestenfalls sind sie nur in der Erinnerung der Sprechaktteilnehmer gespeichert oder als Redemanuskript ausschließlich dem Sprecher zugänglich. Wenn man derartige sprachliche Äußerungen zitiert, so sollte man sie so genau wie möglich auf Äußerungsträger, Ort und Zeitpunkt festlegen. Eine formale Vorgabe gibt es hierfür aus naheliegenden Gründen nicht. Ein Beispiel uploads/Geographie/ jan-wohlgemuth-viola-voss.pdf
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- Publié le Dec 06, 2021
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