Deutsches Volksliedarchiv Volksliedforschung in Griechenland Author(s): Georgio
Deutsches Volksliedarchiv Volksliedforschung in Griechenland Author(s): Georgios Spyridakis Source: Jahrbuch für Volksliedforschung, 13. Jahrg. (1968), pp. 181-192 Published by: Deutsches Volksliedarchiv Stable URL: http://www.jstor.org/stable/846728 Accessed: 23/03/2009 12:42 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of JSTOR's Terms and Conditions of Use, available at http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp. JSTOR's Terms and Conditions of Use provides, in part, that unless you have obtained prior permission, you may not download an entire issue of a journal or multiple copies of articles, and you may use content in the JSTOR archive only for your personal, non-commercial use. Please contact the publisher regarding any further use of this work. Publisher contact information may be obtained at http://www.jstor.org/action/showPublisher?publisherCode=dv. 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Jahrhundert, zunachst in der Hauptsache durch Be- richte von Reisenden und dann wahrend des langen Befreiungskampfes der Grie- chen gegen die Tiirken durch das Aufkommen des Philhellenismus, so vor allem in den Jahren 1770 und 1789 und spater 1821-29. Die philologische Beschafti- gung mit griechischen Volksliedern im besonderen begann in der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts, als die Romantik in Westeuropa bliihte. I. Die erste Volksliedsammlung ist die von Baron Werner von Haxthausen. Er hat sie schon im Jahre 1814 in Wien als Manuskript dem Slawisten Barth. Kopitar, als dieser ihm die 1. Ausgabe serbischer Volkslieder aus der Sammlung von Vuk Stefanovic Karadzic vorfiihrte, gezeigt. Die Sammlung von Haxthausen kannten auch noch andere Zeitgenossen, unter ihnen die Briider Grimm und Goethel, die ihm nahelegten, sie zu veroffentlichen2. Zehn Jahre spater, in den Jahren 1824-25 erschien eine weitere Sammlung in zwei Banden von dem Franzosen Claude Fauriel unter dem Titel: Chants popu- laires de la Grece moderne, recueillis et publies avec une traduction fran5aise, des eclaircissements et des notes (der erste Band im Jahre 1824, CXLIV + 306 S., der zweite 1825, 492 S.). Fauriel hat - wie auch aus dem Titel seines Werkes ersichtlich ist - neben den griechischen Texten eine entsprechende franzosische Ubersetzung herausgegeben, aufterdem eine ausfiihrliche Einfiihrung (discours pre- liminaire) verfafit und kurze Einfiihrungen zu jeder Kategorie der Lieder, wie auch zu den einzelnen Liedern3. Von der Ausgabe Fauriels wurden bald ?Oberset- Zur Beschaftigung Goethes mit der griechischen Volkspoesie vgl. auch: G. Soyter, Goethe als Ubersetzer neugriechischer Liebeslyrik, in: Bair. Blatter fur das Gymnasialschulwesen 1933, S. 165-173; ferner: Stilp. Kyriakides, Neugriechische Volkskunde, Volksdichtung, Volksglaube, Volkskunst mit Hinweisen auf die deutsche Volkskunde (mit Abbildungen), Thessalonike 1936, S. 6 ff. 2 Die Sammlung blieb jedoch 120 Jahre unediert, namlich bis zum Jahre 1935, in welchem sie mit einer Einfiihrung von Karl Schulte Kemminghausen und Gustav Soyter heraus- gegeben wurde (Neugriechische Volkslieder, gesammelt von Werner von Haxthausen, Urtext und Obersetzung, Miinster in Westf. 1935, IX + 195 S. mit einer geographischen Karte). 3 Zu der ganzen Arbeit von Fauriel iuber die griechische und serbische Volkspoesie vgl.: Miodrag Ibrovac, Claude Fauriel et la fortune europeenne des poesies populaires grec- ques et serbes. Etude d'histoire romantique, suivie du cours de Fauriel, professe en Sor- bonne (1831-1832), Paris 1966. - Vgl. auch dazu die Besprechung von G. Spyridakis in Aaoyo. (Abkiirzung fiir: Aaoyeacpia = Laographia, Zeitschrift der griechischen volks- kundlichen Gesellschaft) 24 (1966) S. 524-529. zungen vorgenommen, so schon im Jahr 1825 ins Deutsche von Wilhelm Miiller (Neugriechische Volkslieder, Band I-II), ins Englische von Brinsley Sheridan (ebenfalls 1825), ins Russische von Kneditz u. a. mehr4. Auf diese Weise wurde die griechische Volksdichtung im europaischen Kulturkreis - wahrend die Griechen den Kampf zur Wiederherstellung ihrer nationalen Freiheit durchfiihrten - zuerst bekannt. Neben dem allgemeinen, durch die Romantik geweckten Interesse fur das Volks- lied gab den Anstofg fir eine breitere Erforschung des griechischen Volksliedes ins- besondere die Theorie des osterreichischen Historikers J. Ph. Fallmerayer (Ge- schichte der Halbinsel Morea wahrend des Mittelalters. Ein historischer Versuch. 2 Bande, 1830-1836), wonach der neuere Hellenismus wahrend des Mittelalters slawisiert worden sei und keinen Zusammenhang mit seinen antiken Vorfahren bewahrt habe. Zur Widerlegung dieser Theorie hat man sich auch bei der Samm- lung und Erforschung der heutigen sprach- und volkskundlichen Gegebenheiten bemiiht, ihre Obereinstimmung mit entsprechenden Auferungen im Altertum und damit die ununterbrochene Kontinuitat der griechischen Nation zu beweisen5. Von Griechen zusammengestellte Ausgaben griechischer Volkslieder machen ihren Anfang im Jahr 1843; die erste ist die von Georgios Eulampios ('O 'AF6cXavTog, ]toi Qo66a tI avacyEvvrfEiorg 'EED6o;g [Der Amarandos (das Unverwelkbare), d.h. Rosen des wiedererstandenen Griechenlands], Petersburg 1843 (33 Volkslieder). Vom Jahre 1850 an wurden die von Griechen veroffentlichten Volkslieder- ausgaben immer haufiger, zunachst angeregt durch Spyridon Zambelios, der 1852 griechische Volkslieder veroffentlicht hat - mit einer ausfiihrlichen Einleitung iiber den byzantinischen Hellenismus als verbindendes Glied zwischen dem alten Griechenland und den Neugriechen, die somit als direkte Nachfolger der alten Hellenen erscheinen, und dann durch die Initiative von Nikolaos Politis (1852- 1921), dem Begriinder der griechischen Volkskunde als Wissenschaft. Volkskundliche Veriffentlichungen in speziellen Sammlungen oder in Zeitschrif- ten waren in der Periode von 1909 bis heute sehr zahlreich, und zwar im Rahmen einer allgemeineren systematischen Erfassung aller iAuferungen der traditionellen 4 Ober die Ausgaben griechischer Volkslieder in der ersten Halfte des neunzehnten Jahr- hunderts handelt ausfiihrlich Dem. Petropoulos in dem Aufsatz: Ev3Ppoki Ei5g T-'v 3PLLo- yca(xpiv TiOV eEkYvLYLX&)v 8T&OOTIXCV TQLayoUSltv (1771-1850) [Beitrag zur Bibliographie der griechischen Volkslieder (1771-1850)] in der Zeitschrift: E. A. A. Bd. 8 (1953/54) Athen 1956, S. 54-109. E. A. A. = Abkiirzung fur: 'Ej?nETITg Toi AaoyQacplxoi 'AQxEiov rig 'Axabp%iag 'At0h- viv = Jahrbuch des volkskundlichen Archivs der Akademie von Athen. K. A. = Abkiirzung fiir: KEV-Tov 'Epe:vr-g Tqg 'ETEyvXtxig Aaoyeaciag = Zentrum zur Erforschung der griechischen Volkskunde. ; Die Bibliographie zu diesem Thema findet man in dem sehr wichtigen Buch von Bernhardt Schmidt, Das Volksleben der Neugriechen und das hellenische Altertum. Erster Teil, Leipzig 1871, V + 251 S., 8?. - Vgl. auch den Vortrag von G. K. Spyridakis, 'H ErJnotl- ~POVLXh OELiEiwotLg TCOV kaoyQactixXCV oxovub6v ev 'EXdkaL [Das wissenschaftliche Funda- ment der volkskundlichen Forschungen in Griechenland], 'EJcUattrtov. 'Et?-Trltrg T1 4L.oTocpTGL%g (oX0kg Toi HnaveJrtor(Tidov 'A0lvC6v, Bd. 16 (1965-66) S. 480-484. Berichte 182 Berichte 183 Volkskultur durch die damals gegriindete 'EUrvlvxil AtUOYQ(pLxl 'EcttLQeLa (Grie- chische Volkskundliche Gesellschaft), die von dieser Zeit an auch die Zeitschrift AaoyQacpia (Laographia) herausgibt; bis jetzt sind die Bande 1-22, 24 erschienen. Nach der Katastrophe von 1922 in Griechenland - verursacht durch den Krieg in Kleinasien und die darauffolgende Flucht der griechischen Bevolkerung aus Klein- asien, Ost-Thrazien, Bulgarien und dem Gebiet von Monastirion in Jugoslawien in den europaischen griechischen Raum - wurden verschiedene Gesellschaften be- griindet, die von etwa 1925 an besondere Zeitschriften herausgeben, in denen neben anderem volkskundlichen Material auch Lieder enthalten sind. Mit dem Volksleben der Fliichtlinge aus Kappadozien und dem Pontos-Gebiet in Kleinasien beschaftigt sich besonders das Komitee fiir pontische Forschungen und noch systematischer das KFVTQov MLXQLcoaTLXOjv AovU6Jv (Zentrum der kleinasiati- schen Forschungen). Innerhalb dieses Zentrums besteht als eine Abteilung das Volks- musikarchiv, das 1930 von Frau Melpo Merlier gegriindet wurde. Hier wurde u. a. Volksmusik auf Platten oder Tonbandern gesammelt - entweder von Fliichtlingen oder aus den verschiedenen Gegenden Griechenlands6. II. Eine systematische Sammlung und Erforschung des volkskundlichen Materials von Fliichtlingen aus Ost- und Nordthrazien und aus Kleinasien wie auch des volkskundlichen Materials der Bevolkerung von Zypern und des Nordepiros hat schon seit sehr langem das 1918 gegriindete Aaooyoatplxv 'AQXELov (Volkskundliches Archiv) der Akademie in Athen unternommen. (Im Jahre 1966 ist dieses Archiv in ,,Zentrum zur Erforschung der griechischen Volkskunde" umbenannt worden.) In diesem Zentrum, das sich mit allen AuiSerungen des Volkslebens befagt (mit dem Material, mit dem sozialen und geistigen Leben), wurden vier Abteilungen organisiert: I) Texte, II) Musik, III) Filmarchiv, IV) Sammlung volkskundlicher Objekte. Die erste Abteilung umfafit auch das Volkslied-Textarchiv. Die Lieder sind nach Kategorien eingeordnet (Balladen, Akritische Lieder, Historische-, Klephtenlieder, Liebes-, Kultus- und Festlieder, Klage-, Satirische-, Kinder-, Hochzeits-, Arbeits- lieder usw.), und es gibt fur jedes Lied eine besondere Mappe, in der alle seine Fas- sungen gesammelt sind. Auferdem ist der gesamte Bestand in Zettelkatalogen auf- geschliisselt, die nach Gattungen, thematischen Elementen, Herkunftsorten und Versanfangen geordnet sind. Diese Sammlung umfafit zur Zeit 1850 Lieder mit 80 000 Varianten. Die Musikabteilung besteht seit 1950. Sie beschaftigt sich mit der Aufnahme und Erforschung der Volksmusik und arbeitete zuerst mit Platten, seit 1955 ausschliefilich mit Tonbandgeraten. Der Bestand umfafit heute 15 300 Aufnahmen mit griechischer und 300 mit auslandischer Volksmusik (Balkan u. a.). 6 lber die Tatigkeit dieser beiden Institute siehe: a) Melpo Merlier, Centre d'etudes de l'Asie Mineure. Comment il a ete fonde, comment il a fonctionne. Athenes 1948, 56 uploads/Geographie/ volksliedforschung-in-griechenland-846728.pdf
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- Publié le Oct 01, 2021
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