INDO-IRANISCHES SPRACHGUT AUS ALALAU* ~on MANFRED MAYRHOFER Wiirzburg Die indo-

INDO-IRANISCHES SPRACHGUT AUS ALALAU* ~on MANFRED MAYRHOFER Wiirzburg Die indo-iranischen Namen syrischer und mesopotamischer Dynasten aus dem E1-Amarna-Archiv, die G/Stternamen und hippologischen Fach- w/Srter der Bo~azk~Sy-Funde und die arischen Elemente im Kassitischen sind yon indo-iranistischer Seite schon viele Male untersucht und disku- tiert worden, ebenso in neuerer Zeit das als arisch angesehene Namens -1 und Wortgut 2 der Nuzi-Quellen. Ffir die erst durch Sir Leonard Woolleys Expedition zum Tell 'A.tggnah (6stlich yon Antiochien) 1937-1949 ans Licht gebrachten Denkm~ler des alten Alalab gibt es eine solche Dar- stellung verst~indlicherweise noch nicht, obgleich die Alalah-Schicht IV dem 15./14. Jahrhundert und damit der Bliitezeit der hurrisch-arischen Symbiose angeh6rt und das Vorhandensein indogermanischer Namen schon dem Herausgeber der Alatah-Texte ~ nicht zweifelhaft war~; in einer grossen assyriologischen Arbeit sind Alalah-Namen allerdings schon fiir das vorderasiatische Ariertum ausgewertet worden? So soll hier der Ver- such gemacht werden, von den Namen der Alalah-Tafeln anzufiihren, was nach m6glichst strengen Grundsfitzen e eine arische Deutung gestat- * Die Abldirzungen sind die in der Sprachwissenschaft tiblichen, wie sie das Indo- germanische dahrbuch und die Bibliographie linguistique bieten; rein assyriologische Literatur ist, dern Rahmen dieser Zeitschrift entsprechend, nicht abgekarzt worden. Far zwei eigene Arbeiten, auf die haufig verwiesen werden muss, erscheinen die Ab- karzungen: Sprachreste = ,,Zu den arischen Sprachresten in Vorderasien", Die Sprache, Bd. 5 (Festschrift W. Havers, 1959), 77-95, und Ar. Wt. = ,,i2ber einige arische W6rter mit hurrischem Suffix", Annali dell'lstituto Orlentale di Napoli, sez. linguistica, Bd. 1 (1959), 1-11. 1 Vgl. z.B. Gelb-Purves-MacRae, Nuzi Personal Names (1943), S. 193 ft. : lndo-Aryan Names; Dumont bei O'CaUaghan, Aram Naharaim (1948), 150 L H. Kronasser, ,,Indisches in den Nuzi-Texten", WZKM, 53 (1957), 181 ft. s D.J. Wiseman, The Alalakh Tablets (London, 1953). Dazu Wisemans er#irtzende Publikationen: Journ. of Cuneiform Studies, 8 (1954), 1 ft., und 13 (1959), 19 If., 50 ft. The Alalakh Tablets, S. 9, mit der wichtigen Feststellung, dass die Tr~ger solcher Namen mit wenigen Ausnahmen ,,men of low class" waren. 5 B. Landsberger, ,,Assyrische K6nigsliste und ,Dunkles Zeitalter'," dourn, of Cunei- form Studies, 8 (1954), 31 ft., 47 ft., 106 IT. ; darin S. 129 ft. : ,,Indoarische" Namen. 6 Vgl. Sprachreste, 78 IT., wo die Unzulassigkeit der bisherigen Methode - beliebige INDO-IRANISCHES SPRACHGUT AUS ALALAH 137 tet, und die M~glichkeit aufzuzeigen, dass unter dem ,,hurrischen" Wort- gut dieser akkadischen Texte auch einige arische Appellativa verborgen sein m6gen. Dass durch die Vieldeutigkeit der Keilschriff-orthographie, ~ durch die geringe Verst/~ndlichkeit yon Texten mit nichtakkadischen Aus- drficken fast jede Namensdeutung, jede Wortvergleichung in sich letzter Sicherheit entbehrt, muss man in Vorderasien oft hinnehmen; das all- gemeine Bild des Vorhandenseins arischer Elemente, die den idg. Kom- posital-Namenstyp liebten, G6tter des vedischen und vorzarathustrischen Pantheons verehrten und als Lehrmeister der Pferdewartung in fremden Texten Benennungen yon Rennstrecken, Pferdearten u.dgl, hinterliessen, ist auch fiir Alalah gegeben, trotz mancher Unsicherheit im Einzelnen. Exempla illustrant, non probant. Unter den Eigennamen von Alalab ist eine geschlossene Gruppe vor- weg zu nennen, die auch schon Landsberger 8 den Ariern zugeschrieben hat: die Namen auf-atti. Diese Namensgruppe ist uns wichtig, da sie einer ffir zwei Nuzi-Namen ge/iusserten Hypothese gr6ssere Sicherheit zu verleihen scheint. In Sprachreste 82 f. war der Nuzi-Name Biriatti als *priya-at(i)thi- mit der vedisch-awestischen Textfigur priyd- dtithi- = frya- asti- verglichen 9 und ein weiterer Nuzi-Name, Mittaratti, mit dem indische W6rter zu einem Kompositum zu verbinden, obwohl sie weder in einem (Namens) Kompositum noch in einer Textfigur zusammen belegt sind - an dem nega- riven Beispiel Tugratta atffgezeigt wird, f'tir den auf diese Weise f'tinf gleich ,,gute" arische Deuttmgen vorgebracht werden kormten. Eine sechste ( : Da~aratha-) fmdet sich in den Nachtr~igen (S. 95); sie ist nicht nur lautlich unm6glich, sondern operiert mit einem ursprtinglich vielleicht gar nicht arischen ep.-kl. Sanskritnamen (vgl. H. Berger, WZKSOA, 3 [1959], 77, Anna. 158). Eine siebente bietet L. Scherman, JAOS, 63 (1943), 256a: Nach ihrn enth~ilt Tugratta die ai. Wurzel tu~- und bedeutet ,,sich der Wagen er- freuend". ,,Den letzten Zweifel behebt eine Sanskrit-Inschrift des 2. nachchr. Jahr- hunderts, die f'tir das 3. Jh. vor Chr. den Namen Tus.~spha f'tir einen VizekiSnig unter A~oka in Girnar aufftihrt... Tu.s6spha zeigt die iranische Form von a~va... ". Aber das nattirlichere ware doch, dass dann auch Tu~ ~ etwas Iranisches wiedergibt. Tats~ich- lich ist das schon behauptet worden: yon Sten Konow, Maal og )klinne 1912,72, der aw. bwaga- ,,eilig, rasch" (*tvarta-, ai. tvar-) und aspa- heranzog. Ist schon bei einigermassen sauberer Gleichsetzung mit indischen Komposita durch die Mehrdeutigkeit des Schrfftmediums nur selten Sicherheit gegeben, so verschwindet iiberhaupt jede M6glichkeit der Kontrolle, wenn man sich mit ungeffihren Anklfingen la Biridiia ~ b.rhad-diva-, Sutatna ~ su-da.nd, a-, Ya~data ~ yaj(ga)- datta-, Birag~ena ~ b.rhat-sena- usw. zufriedengibt, wie es E. H. Sturtevant, Yale Classical Studies, 1 (1928), 212 tut. 7 Sprachreste, 78 trod Anna. 4. s Journ. of Cuneiform Studies, 8 (1954), 130a. 9 Der Name Bi-ri-ia-ti auch in Alalab, Tafel 197, ZI. 18. Zu ar. *priya- in Namen s. noch unten, bes. Amaa. 32. 138 MANFRED MAYRHOFER vedischen K/Snigsnamen Mitrdtithi- gleichgesetzt worden; 1~ -atti sollte also das indo-iranische Wort fiir ,,Gast", in der wohl/ilteren Form mit unsilbischem ,,Schwa", wie sie das Iranische fortsetzt, 1~ wiedergeben. Alalah bietet uns nun sechs weitere Namen auf-atti, deren Vorderglieder arisch deutbar sind, und ein weiteres kommt aus neuerschlossenen Nuzi- Quellen hinzu: ein Zweifel an dem indo-iranischen Charakter dieser -atti-Namen TM scheint danach kaum mehr berechtigt. Aber auch fiir die damit noch nicht bewiesene Deutung von -atti als ,,Gast" erbringen die neuen Belege manches f6rdernde Argument. Die Namen lauten: Ag-gu-ra-at-tils; = ved. dsura- ,,g~Sttlicher Herr", ~ womit vielleicht wiederum Agni, der sprichwtirtliche ,,liebe" und ,,befreundete Gast ''t5 des Veda, gemeint ist - eine Hypothese, die sich fiir fast alle dieser Namen durchhalten liesse. lo Vgl. v.a. Sprachreste, 83, Anm. 26. In jiingst erschlossenen Nuzi-Texten rE. R. Lacheman, Excavations at Nuzi, VII [1958], S. 33, Nr. 85, 45; Kennedy, RHA, t. XVII, fasc. 65 [1959], 175b) erscheint der Name als Mi-in-ta-ra-ti; hier zeigt sich die Neigung des Hurrischen, vor -t- (und -k-), auch in Fremdw/Srtern und fremden Namen, einen Nasal entstehen zu lassen: vgl. Puranti- aus akkad. Purattu ,,Euphrat", i~panti- ,,quiver" aus akkad, i~patu; E. A. Speiser, Introduction to Hurrian (1941), 57 w 71. (Wesentlicher k6nnte der Name des 716 v. Chr. dutch den Assyrerk6nig Sargon besiegten Zagros-Fiirsten Mi-ta-at-ti fiat die Beurteilung yon Mi(n)taratti werden, auf den mich W. Eilers w~ih(end des Druckes hlngewiesen hat. Ob Mitatti mit dem Jahr- hunderte friiher belegten Mi(n)taratti ursprungsgleich ist, ob er in diesem Falle dessen Deutung als *Mitra-atthi- gef'~rdet oder abet als normale Weiterentwicklung aus dem ~ilteren Namen angesehen werden daft - das alles 1/iSt sich vorerst nut als Frage for- mulieren, nicht abet beantworten. - Nachweise bei K. Tallquist, Assyrian Personal Names (1914), 138b.; an einen (jran.) Mitra-Namen dachte schon Htising, KZ, 36 (1900), 566f.). 11 Dazu Sprachreste, 82, Anna. 24, mit Lit.; zuletzt zum Feb_len des ai. f < a in den iranischen Entsprechungen F. B. J. Kuiper, .4nnali dell'lstituto Orientale di Napoli, sez. linguistica, 1 (1959), 159 und Anm. 2. - Das altirauische Wort scheint nur im zor. Pehlevi fortzuleben: dru$-astak ,,companion of demons" ~ aw. dr~f6.., astay6 (Bailey brieflich). - IS. Korr. Nachtrag, S. 149!] x2 NatiJrlich nichtjedes Namens, der auf-at(t)iendigte! So ist der Name Te-t~-~a-at-ti (dazu Sprachreste, 83, Anna. 27, mit/~lterer Lit.) vielleicht nach Landsberger, a.a.O., 130a yon der indo-irauischen Gruppe fernzuhalten; auch Nuzi An-ta-ra-ti, nach Lands- berger, a.a.O., arisch, ist mtiglicherweise etwas anderes (immerhin liesse sich an ved. gmtara- ,,lieb, nahe befreundet" denken, da priy6- und cdru- haufige Epitheta yon tit#hi- sind). Man beachte auch die Miihen, welche die Nuzi Personal Names, S. 207 f., mit den offenbar ursprungsverschiedenen -att-Namen haben. 13 Al(alah., in Wisemans Z~ihlung) 69,12, u.a.m. 14 Wir hfttten hier einen Namensbeleg mit sicherem 6sura-, wfthrend f'ftr die Namen auf ~ sonst immer die alternierende M6glichkeit einer Erkl~irung als d~ra- ,,Held" gegeben ist. Wahrscheirdich kamen beide Elemente in der vorderasiatischen Narnens- gebung vor. - Vgl. noch Landsberger, a.a.O., 130a. ~ Ved. priy6 6tithi.h, 6tithir mitrlya.h, usw. ; Nuzi Biriatti, Mittaratti. Ansfiihrlich zu Agni als 6tithi- jetzt J. Gonda, Epithets in the R. gveda (1959), 93f. INDO-IRANISCHES SPRACHGUT AUS ALALAH 139 I- U a - a t- t i, Vater des Vorigen 16; = yuva ~ ,,j ung"? - Fraglich. Immerhin ist Agni in RV 1,44,4 ydvi.st.ha- dtithi-,,jtingster Gast";/ihnlich 7,3,5. Ma.ri-a-at-ti17; -~ mdrya- ,,Jungmann, junger Held"? ~ber dieses Wort nochmals welter unten. Pa-ra-at-t#s; = *Pra-atthi-. Im Altindischen wird *Pr8tithi- durch Prdtithey7 f. (S~.) vorausgesetzt. gu-ri-a-at-tila; = Sdrya- ,,Sonne, Sonnengott". 2~ Einen Rtickhalt an den Texten findet wiederum nur eine These, die von Agni ausgeht, sodass *Sftrya-atthi- einer w/~re, ,,der den sonnengleichen (Agni) zum Gast hat", vgl. RV 7,8,4 prdprdydm agnlr bharatdsya ~!'.nve v/ydt s~ryo nd r6cate b.rhdd bhd.h.., daivyo dtithi.h gu~oca ,,Weithin bertihmt ist dieser Agni des Bharata, wenn sein hohes Licht wie die Sonne leuchtet.., es ergl/inzt der g6ttliche Gast". - Doch sei noch- mals betont: man kann die Agni-Hypothese ftir die -atti-Namen durchhalten, man mus s es nicht. NatiJdich kann auch eine einfhche Zusammensetzung mit dem Gottesnamen SQrya vorliegen; das Gleiche gilt uploads/Litterature/ indo-iranisches-sprachgut-aus-alalah.pdf

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