Zentrum Moderner Orient Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e.V. • Gerhard

Zentrum Moderner Orient Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e.V. • Gerhard Höpp Texte aus der Fremde. Arabische politische Publizistik in Deutschland, 1896-1945. Eine Bibliographie Arbeitshefte 18 Q Verlag Das Arabische Buch Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnalune Höpp, Gerhard: Texte aus der Fremde : arabische politische Publizistik in Deutschland, 1896-1945; eine Bibliographie I Gerhard Höpp. Zentrum Moderner Orient, Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e.V. - Berlin : Das Arab. Buch, 2000 ( Arbeitshefte I Zentrum Moderner Orient, Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e.V. ; 18) ISBN 3-86093-276-4 Zentrum Moderner Orient Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e.V. Kirchweg 33 14129 Berlin Tel. 030 I 80307 228 ISBN 3-86093-276-4 ARBEITSHEFTE Bestellungen: Das Arabische Buch Horstweg2 14059 Berlin Tel. 030 I 3228523 Fax 030 I 3225183 Redaktion und Satz: Margret Liepach Druck: Offset-Druckerei Gerhard Weinert GmbH, Berlin Printed in Germany 2000 Gedruckt mit Unterstützung der Senatsverwaltung fiir Wissenschaft, Forschung und Kultur, Berlin Einführung Den Kampf um ihre nationale Unabhängigkeit haben die Araber nicht nur daheim, sondern auch in der Fremde geführt. Dafür gab es verschiedene Gründe: Viele Ak- tivisten der Nationalbewegung waren von den Kolonialbehörden aus ihren Ländern vertrieben worden und mußten ihre Sache im Exil fortsetzen; andere gingen gewis- sermaßen freiwillig in die Fremde, weil sie annahmen, dort günstigere Bedingun- gen, darunter auch mehr Verständnis für ihre politischen Ziele und deren Propagie- rung vorzufinden; ihnen schlossen sich schließlich Menschen an, die, meist Studen- ten und Akademiker, ursprünglich ohne politische Absichten ins Ausland gegangen waren und erst jetzt, aus der Distanz zur Heimat und unter dem Einfluß von Natio- nalisten die 'abhängige und inferiore Situation der arabischen Länder (deutlicher) erkannt hatten und sie nun zu ändern wünschten. Alle waren dabei mehr oder weni- ger von der Hoffnung geleitet, das Land ihrer Wahl würde ihnen, gewissermaßen als Feind ihres Feindes, moralische und womöglich gar materielle Hilfe für den Kampf gegen britische, französische und italienische Kolonialherrschaft geben, zumindest aber keine Beschränkungen in ihrem Wirken für die nationale Unabhän- gigkeit ihrer Heimatländer auferlegen. Deutschland war ein solches Land. Seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts ist es ein bevorzugtes Ziel nationalistischer Araber gewesen, das sie im Glauben an des- sen scheinbar traditionelle Freundschaft mit ihrem Volk oder mit dem Kalkül seiner weltpolitischen Rivalität zu den Mächten, die die Araber unterm imperialistischen Joch hielten, fahig und willens wähnten, ihre politischen Absichten zu unterstützen. Der Ägypter Mu~tafä Kämil zählte zu den ersten, die, enttäuscht über die britisch- französische entente cordiale, derartige Hoffnungen auf Deutschland setzten und sie dort auch kundtaten; sein Landsmann und Parteifreund Man~ür Mu~tafä Rif'at, der wegen seiner Radikalität in der nationalen Sache von Land zu Land gehetzt, sich u.a. das Pseudonym al-mi~r! al-muhägir zugelegt hatte, mußte wie manch anderer seiner Gesinnungsgenossen allerdings bald erkennen, daß diese Hoffnungen trüge- risch gewesen waren. Doch die zerbrochenen Illusionen sind ein Thema für sich. Hier geht es um die publizistischen Bemühungen, die arabische Nationalisten für die Unabhängigkeit ihrer Länder in Deutschland unternommen haben, und dabei war ihnen Hoffnung ein unverzichtbarer Impulsgeber gewesen. Öffentlichkeit war ein wesentliches Moment im politischen Kampf der arabi- schen Nationalisten in der Fremde, eine Voraussetzung für sein Gelingen. Sieht man von ihren wenigen, letzteneudes unergiebigen (geheim)diplomatischen Unter- nehmungen ab, so konzentrierten sie sich in Deutschland realistischerweise darauf, die Ziele, Absichten und Mittel der von ihnen vertretenen Gruppierungen der Nati- onalbewegung öffentlich zu machen, also die Regierenden, vor allem aber die Be- völkerung des Gastlandes zu informieren, um sie Ietztenendes für sich gewinnen zu können. Das geschah in Büchern, Broschüren und Flugschriften, vor allem aber in Artikeln, die in der deutschen Presse nahezu jeder politischen Provenienz publiziert wurden. Zeitweilig, vor allem in den zwanziger Jahren, gelang es ihnen sogar, eige- ne Presseerzeugnisse herzustellen und zu vertreiben1; diese, teilweise in Arabisch geschrieben, dienten auch der internen Kommunikation zwischen den in verschie- 4 denen Orten und Gegenden des Reichs ansässigen und tätigen Gesinnungsfreunden bzw. ihren Organisationen. Die veröffentlichten Texte waren besondere Texte, andere als solche, die in der Heimat veröffentlicht werden konnten, wo kolonialistische Zensur herrschte und vielerlei andere Einschränkungen berücksichtigt werden mußten. In Deutschland herrschte zwar auch Zensur, was manche arabische Autoren unmißverständlich er- fahren mußten, doch machtpolitisches Interesse sowie eine weitgehende Meinungs- pluralität namentlich in den Medien der Weimarer Republik ließen sehr oft auch radikale, jedenfalls freizügige politische Äußerungen zu. Der Charakter dieser ver- öffentlichten Meinungen war auch vc,m der geographischen Distanz zur unterdrück- ten Heimat geprägt, die einiges schärfer, anderes wohl aber auch verklärt sehen ließ. Schließlich ist nicht zu verkennen, daß die Texte in der Fremde oft auch Einflüssen unterworfen waren, die nur dort, nicht daheim wirken konnten: bis zur Anpassung reichende Rücksichten auf die vermeintlichen Verbündeten im Gastland, nicht sel- ten deren Propaganda insbesondere in den Zeiten der Kriege gegen die Gegner En- tente und Alliierte sowie Kontroversen um Strategie und Taktik sowie Personen in den eigenen Reihen, die unter den Bedingungen des Exils besondere Zuspitzung erfahren und Konsequenzen haben konnten. Über die Ergebnisse, die Wirkung der arabischen politischen Publizistik in Deutschland können hier keine Aussagen gemacht werden; es fiele wahrscheinlich auch schwer, diese einigermaßen präzis zu treffen. Wenn man es versuchte, würde man wahrscheinlich zu einer ähnlichen Schlußfolgerung wie der von Mare Trefzger kommen, demzufolge es den ägyptischen Nationalisten in der Schweiz versagt geblieben war, "hier bei der Beeinflussung der öffentlichen Meinung einen grossen, andauernden Erfolg zu erzielen"2• Auf jeden Fall sind aber die in der Fremde entstandenen Texte beachtenswerte, weil komplementäre Bestandteile des Schrifttums der arabischen Nationalbewegung und somit auch wichtige Quellen für ihre Geschichtsschreibung, besonders ihre Ideengeschichte. Arabische Kollegen haben wiederholt den Wunsch geäußert, diese in der Regel sehr verstreuten, zumeist in Deutsch verfaßten Quellen namhaft und so für die historische Forschung zugänglich zu machen. Bisher ist das nicht geschehen, wenn man von Trefzgers vorzüglicher, mittlerweile jedoch überarbeitungsbedürfti- ger Studie über die politisch-publizistischen Bemühungen ägyptischer Nationalisten in der Schweiz bis 19283 sowie von Gottfried Hagens Sammlung von Flugschriften aus der Zeit des Ersten Weltkrieges4 absieht, die auch einige arabische Dokumente enthält. Im folgenden wird deshalb versucht, wenigstens einen bibliographischen Über- blick über etwa fünfzig Jahre arabischer politischer Publizistik in Deutschland und in benachbarten Ländern zu geben; damit soll ein bislang vergessener, mindestens aber vernachlässigter Teil des arabischen nationalen Denkens ins Gedächtnis zu- rückgeholt werden. Bei den zitierten Texten handelt es sich vorwiegend um politi- sche; es wurden aber auch wissenschaftliche und literarische aufgenommen, sofern sich in ihnen politische Inhalte, hinter ihnen politische Absichten verbargen oder die Autoren politisch aktiv waren. Die meisten Texte sind in Deutschland erschienen; es wurden aber auch solche berücksichtigt, die infolge der Mobilität ihrer Autoren bzw. aufgrund von propaganda-taktischen oder Zensurgründen in benachbarten Ländern, insbesondere in Österreich, in der Schweiz, der Tschechoslowakei und in 5 Schweden veröffentlicht wurden. Sie sind im wesentlichen drei Zeitabschnitten zu- zuordnen, die für die Zielstellungen und Kampfbedingungen der arabischen Natio- nalbewegung von unterschiedlicher Bedeutung gewesen waren: der Periode vom Vorabend bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, als insbesondere ägyptische und nordafrikanische Nationalisten, oft über Istanbul, ins Reich kamen, um dort namentlich zwischen 1914 und 1918 ihre Interessen gegenüber den Kriegsgegnern der Mittelmächte, Großbritannien, Frankreich und Italien, wahrzunehmen; der Peri- ode der Weimarer Republik, in der sich dort nicht nur das Spektrum der hier tätigen arabischen Nationalisten um solche aus den neuen britischen und französischen Mandatsgebieten im Vorderen Orient erweiterte, sondern auch das der von ihnen vertretenen Ansichten über den Weg zur nationalen Unabhängigkeit, die nun die politische Skala von der rechten bis zur linken Seite ausfüllten; schließlich die Peri- ode des "Dritten Reiches", in der die Meinungsvielfalt unter den in Deutschland befindlichen' arabischen Nationalisten extrem schrumpfte und zuletzt kollaboratio- nistische, antikommunistische und antijüdische Positionen und Ansichten in der Öffentlichkeit dominierten. Zahlreiche Autoren finden sich in jeweils zwei Zeitab- schnitten, manche sogar in allen dreien wieder, was ebenso auf ihre politische Be- ständigkeit wie ihre Flexibilität Rückschlüsse zuläßt. Die Autoren der in die Bibliographie aufgenommenen Titel sind in alphabeti- scher Reihenfolge entsprechend ihrer teilweise rekonstruierten arabischen Namens- form genannt; die in den Medien verwendeten verschiedenen abweichenden Na- mensformen folgen. Verweisungen geschehen in der Regel nur im Falle von Pseu- donymen. Den meisten Autorennamen sind biographische Anmerkungen hinzuge- fügt, die gegebenenfalls auch die Zeit nach 1945 berücksichtigen, als manche der ehemaligen Emigranten wichtige politische und gesellschaftliche Positionen in ih- ren nun unabhängig gewordenen Heimatländern einnahmen; in einigen Fällen wird auch auf bio- bzw. autobiographische Literatur verwiesen. Bei Büchern, Broschüren und Flugschriften sind, soweit sie zu ermitteln waren, Fundorte in Deutschland und in benachbarten Ländern sowie Signaturen angegeben; bei den Artikeln wurde dar- auf verzichtet, weil die Sammelbände, Zeitschriften und Zeitungen, in denen sie erschienen sind, heutzutage meist relativ leicht zu ermitteln sind. Ursprünglich war einmal daran gedacht gewesen, diese Bibliographie gewisser- maßen als Nebenprodukt der Arbeit am derzeit laufenden Projekt "Biographien zwischen den Kulturen" fertigzustellen. Das hat sich jedoch als Illusion erwiesen; um so mehr war der Autor auf Hilfe angewiesen, für die er an dieser Stelle herzlich dankt- insbesondere Türkän Yilmaz, die als studentische Hilfskraft mit Sachkennt- nis, Beharrlichkeit und Spürsinn bibliographierte und manch unerreichbar geglaub- ten Text herbeischaffte, sowie Marion Müller in Berlin und Dr. Silvia Naef in Genf, Prof. Dr. Werner Ende in Freiburg, Dr. Gerhard Hoffmann in Leipzig und Dr. uploads/Litterature/ arab-intellectual-text 1 .pdf

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