Interkulturelle Kommunikation Vortragsausarbeitung von Nina Souris und Sonja Hu

Interkulturelle Kommunikation Vortragsausarbeitung von Nina Souris und Sonja Hunscha im Seminar Kommunikative Intelligenz von Prof. Ipke Wachsmuth und Timo Sowa, Sommersemester 2002, Universität Bielefeld - Technische Fakultät Gestaltung und Layout: Nina Souris 1 Interkulturelle Kommunikation - Nina Souris und Sonja Hunscha Vorwort Diese Ausarbeitung ist Teil des Vortrags Interkulturelle Kommunikation, präsentiert am 17. Mai 2002 innerhalb des Seminars Kommunikative Intelligenz, geleitet von Prof. Ipke Wachsmuth und Timo Sowa. Inhalt des Referates ist eine Annäherung an die Problematik der interkul- turellen Kommunikation, wobei zuerst die Begriffe Kommunikation und Kultur genauer erläutert werden. Im weiteren Verlauf werden diese Begriffe als Grundlage der thematischen Problemstellung herangezogen und anhand der kulturellen Dimensionen von Geert Hofstede zu einem Einblick in die Vielfältigkeit dieses Problems zusammengeführt. Unser Anspruch an dieses Thema war eine Sensibilisierung des Zuhörers bezüglich der meist ungeahnten Tücken bei der Ausführung interkultureller Kommunikation. Besonders das Vorstellen von Erklärungsansätzen zum besseren Verste- hen der Ursprünge von unterschiedlichen Normen und Werten innerhalb von Kulturen sowie ihr Einfluss auf die Kommunikation der Mitglieder ebendieser schien uns wichtig und mitteilungswert. Da ein Jeder in zunehmendem Maße Kontakt zu Angehörigen fremder Kulturen hat, ist die Kenntnis über die Vielzahl möglicher Quellen des Miss- verstehens äußerst wichtig für ein friedliches Zusammenleben und -arbeiten. Mit der Erkenntnis, dass ein Großteil der eigenen Wahrnehmung geprägt ist von der Normen- und Wertevorstellung der eigenen Kultur und der Annahme, dass ebendiese keinen Anspruch auf globale Richtigkeit hat, bzw. jede andere Kultur ihre eigene Richtigkeit besitzt, fällt es dem Einzelnen sehr viel leichter, auch auf die, wahrscheinlich von der eigenen differieren- den Wahrnehmung des mir Fremden Rücksicht zu nehmen. Das gesamte Referat ist zu finden unter: http://fargonauten.de/people/nijntje/Interkultur/index.html Interkulturelle Kommunikation - Nina Souris und Sonja Hunscha 2 Inhalt Vorwort 1 1. Kommunikation 3 1.1 Kommunikation - Eine Einführung 3 1.2 Kommunikation abstrakt 3 2. Kultur 4 2.1 Soziale Regeln, Konventionen und das Reden 4 2.2 Der Begriff der Kultur 4 2.3 Die kulturelle Programmierung des Individuums 5 2.4 Kulturebenen 6 2.5 Kulturelle Unterschiede 7 2.6 Gemeinsame Grundprobleme von Gesellschaften 9 3. Ethnozentrismus 9 4. Interkulturelle Kommunikation 10 4.1 Probleme interkultureller Kommunikation 10 4.2 Klassifizierung von Kulturen oder Kulturelle Dimensionen 13 4.2.1 Machtdistanzindex 14 4.2.2 Individualismusindex 16 4.2.3 Maskulinität vs. Feminität 17 4.2.4 Unsicherheitsvermeidungsindex 19 5. Fazit 20 6. Literaturverzeichnis 26 Verantwortlich: Nina Nina Nina Nina Sonja Sonja Sonja Sonja Sonja Sonja Sonja Sonja Nina Nina Nina Nina Nina Nina Nina Sonja 3 Interkulturelle Kommunikation - Nina Souris und Sonja Hunscha 1. Kommunikation In diesem Kapitel sollen die Grundlagen der Kommunikation unabhängig von ihrem Kontext kurz vorgestellt werden. Diese Einführung soll dem Leser beim Verstehen der Begriffe helfen und den Kommunikationsprozess abs- trakt verdeutlichen. 1.1 Kommunikation - Eine Einführung Um sich einem Begriff zu nähern ist es meist hilfreich, sich den Ursprüngen des Begriffs aus etymologischer1 Sicht zu nähern, da meist im Ursprung auch ein Grossteil der Bedeutung zu finden ist. Kommunikation leitet sich vom lateinischen communicare ab, was soviel bedeutet wie: gemeinsam machen, ge- meinsam beraten, einander mitteilen, besprechen. Außerdem leitet sich communicare von lat. communicatio ab, was man mit Mit- teilung übersetzen kann. Wenn man sich der Kommunikation etwas abstrakter nähern möchte, so stellt man fest, dass sich Kommunikation zwischen zwei oder mehr Individu- en abspielt (abgesehen von der Kommunikation mit sich selbst, was aber, in diesem engeren Sinne, ein Sonderfall ist, da Sender und Empfänger dasselbe Individuum sind), wobei man die Definition auch auf Tiere, Maschinen, etc. ausweiten kann. Man kann also sagen, dass Kommunikation die Übermittlung und den Aus- tausch von Mitteilungen beschreibt [Maser, 1973: 9]. 1.2 Kommunikation abstrakt Laut Maser findet die Kommunikation zwischen einem Sender und einem Empfänger über einen Informationskanal statt. Den Sender beschreibt man als Expedienten2, er legt die Mitteilung dar, wobei der Empfänger als Perzipi- ent3 verstanden wird, er nimmt die Nachricht auf. Zwischen beiden befindet sich der Kommunikationskanal, das Medium4. Das Medium ist ein sehr wich- tiger, unabdingbarer Bestandteil der Kommunikation, es regelt den Transport der Information. Es ist somit unterscheidbar in z. B.: • verbale Kommunikation – das Medium ist die gesprochene oder geschriebene Sprache, • nonverbale Kommunikation – das Medium besteht aus grafischen oder bildli- chen Signalen, u.a. auch Gestik, Mimik, Bildsprache, etc. 1 Etymologie = lat.: Wissenschaft von der Herkunft, Geschichte und Grundbedeutung von Wörtern 2 expedire = lat.: versenden, losmachen, frei machen 3 percipere = lat.: in sich aufnehmen, empfangen, wahrnehmen, erfassen 4 Medium = lat.: Mitte, Zentrum Interkulturelle Kommunikation - Nina Souris und Sonja Hunscha 4 Abb. 1 Jede Kommunikation K stellt also eine zweistellige Relation zwischen dem Expedienten E und dem Perzipienten P dar, also K = K(E,P). 2. Kultur In diesem Kapitel soll ein zunächst grundlegendes Verständnis vom Kulturbe- griff vermittelt werden. Davon ausgehend wird ihre Bedeutung für das Indivi- duum innerhalb einer Gemeinschaft näher betrachtet. 2.1 Soziale Regeln, Konventionen und das Reden Nonverbale Signale spielen für die Kommunikation eine große Rolle. Jedoch besteht der Grossteil unserer Interaktion aus dem verbalen Austausch und dieser soll hier näher betrachtet werden. Die Sprache ist für das soziale Leben von grundlegender Bedeutung. Die Sprache zählt auch zu den kulturellen Universalien einer Gesellschaft, da sie Bestandteil einer jeden Gesellschaft ist. Dabei ist nicht nur die Landessprache an sich relevant. Hinzu kommen eine Reihe von Konventionen, die unaufgefordert einge- halten werden und die trotz einer gemeinsamen Sprache unterschiedlich sein können. Zu diesen Konventionen zählen Höflichkeitsformen, das Signalisieren von Anfang und Ende einer Begegnung sowie das Einhalten einer ganz bestimm- tem räumlichen Distanz, die zwischen beiden Gesprächspartnern vorhanden sein sollte. In der Definition dieser Distanz, welche auch als persönlicher Raum bezeichnet wird, gibt es von Kultur zu Kultur Unterschiede. Beispielsweise beträgt in der westlichen Kultur der Abstand, der zwischen den Gesprächspartnern eingehalten wird, mindestens einen Meter, während dieser im nahen Osten deutlich geringer ist. 2.2 Der Begriff der Kultur Es gibt eine ganze Reihe von Definitionen und die unterschiedlichsten Vor- stellungen für den Begriff der Kultur. Dieses Wort hat mehrere Bedeutungen; sie sind alle aus seinem lateinischen Ursprung abgeleitet, der das Bestellen des Bodens bezeichnet. Häufig wird unter Kultur das verstanden, was man vielmehr als Hochkultur bezeichnen könnte: Kultur im Sinne von Verfeinerung des Geistes, wie Bil- dung, Kunst und Literatur. Jedoch umfasst sie auch gewöhnliche Dinge, die den Alltag prägen wie zum Beispiel Arbeitsgestaltung, Ernährung, Kleidung, Kommunikationsformen, Familienstruktur und Sprache. Hofstede unterschei- 5 Interkulturelle Kommunikation - Nina Souris und Sonja Hunscha det analog dazu zwischen Kultur eins und Kultur zwei: Kultur eins ist Kultur im Sinne von Bildung, Kunst und Literatur. Kultur zwei beschreibt die Kultur als mentale Software. Sie bezieht sich dabei auf eine viel weiter gefasste, unter Sozialanthropologen übliche Bedeutung des Wortes. In der interkulturellen Forschung wird Kultur verstanden als „Die Gesamtheit von Attitüden, Grundsätzen, Annahmen, Werten und Wertvorstellun- gen, Verhaltensnormen und Grundeinstellungen, die von einer Gruppe geteilt werden, die das Verhalten der Gruppenmitglieder beeinflussen und mit deren Hilfe diese das Verhal- ten anderer interpretieren“, [Spencer-Oatey, 1999]. Die Kultur prägt die Lebensweise und Vorstellungswelt von Gesellschaft und Individuum. Sie regelt das soziale Verhalten, das seinerseits wieder auf die Kultur zurückwirkt. Die Kultur ist somit einem Wandel unterworfen, sie wird geformt durch Änderungen innerhalb einer Gruppe oder der Gesell- schaft und prägt ihrerseits die Menschen, die in ihr leben. Sie steht im Span- nungsfeld zwischen Tradition, sozialem Erbe und Innovation. Kultur wird häufig mit geographischen und politischen Grenzen gleich- gesetzt. Diese Gleichsetzung ist jedoch in einigen Fällen äußerst umstritten, obwohl sie wohl im großen und ganzen die am leichtesten nachzuvollziehen- de Eingrenzung darstellt. Sprachliche Grenzen bieten z. B. eine noch weniger akkurate Eingrenzung von Kultur. So fand Hofstede heraus, dass die kulturellen Unterschiede zwi- schen Deutschland und Österreich größer sind, als die Unterschiede zwi- schen Deutschland und Großbritannien. Und nicht umsonst sagt man, dass Großbritannien und Amerika durch eine gleiche Sprache getrennt sind. Die Eingrenzung von Kulturen ist also als etwas problematisch anzusehen. 2.3 Die kulturelle Programmierung des Individuums Der Mensch wird hineingeboren in eine Kultur und somit in ein bereits be- stehendes komplexes System mit bestimmten Werten. Jeder Mensch entwickelt dementsprechend Muster des Denkens, Fühlens, Handelns, die von Geburt an erlernt werden. Natürlich hat der Mensch die Möglichkeit von ihnen abzuweichen, indem er auf neue kreative oder uner- wartete Weise reagiert und sein Verhalten ändert. Voraussetzung ist dann je- doch die alten gefestigten Muster abzulegen, um neue entwickeln zu können. Die Quellen dieser mentalen Programme, wie Hofstede sie nennt, liegen im sozialen Umfeld: in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Part- nerschaft, eben überall dort, wo Menschen zusammentreffen und leben. Er spricht von einer „kollektiven Programmierung des Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von Menschen von einer anderen unterscheidet“, [Hofstede, 1997: 4]. Unter Kategorie versteht man eine Gruppe von Menschen, die etwas ge- meinsam haben. Mögliche Gemeinsamkeiten sind zum Beispiel Geschlecht, Generation oder die Region, in der sie leben. So gibt es auch innerhalb einer Gesellschaft kulturelle Unterschiede im Leben und Verhalten der Menschen. Die Einzigartigkeit in der mentalen Programmierung des Menschen wird hier folgendermaßen beschrieben: Interkulturelle Kommunikation - Nina Souris und Sonja Hunscha 6 Die menschliche Natur ist das, was alle Menschen verbindet. Dieses universelle Erbe uploads/Litterature/ interkulturelle-kommunikation.pdf

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