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(VFKHQEXUJ%HUQG /LQJXLVWLVFKH$QDO\VHGHU2UWVQDPHQGHUHKHPDOLJHQ.RPLWDWH%iFVXQG %RGURJYRQGHUXQJDULVFKHQ/DQGQDKPH ELV]XU6FKODFKWYRQ0RKiFV 0QFKHQ = XUQ QEQ GH EYE EVE 'LH3')'DWHLNDQQHOHNWURQLVFKGXUFKVXFKWZHUGHQ S L A V I S T I S C H E BEITRÄGE BEGRÜNDET VON ALOIS SCHMAUS HERAUSGEGEBEN VON JOHANNES HOLTHUSEN UND JOSEF SCHRENK REDAKTION: PETER REHDER Band 97 BERND ESCHENBURG LINGUISTISCHE ANALYSE DER ORTSNAMEN DER EHEMALIGEN KOMITATE BÄCS UND BODROG VON DER UNGARISCHEN LANDNAHME (896) BIS ZUR SCHLACHT VON MOHÄCS (1526) VERLAG OTTO SAGNER • MÜNCHEN 1976 ISBN 3-87690-109-X Copyright by Verlag Otto Sagner, München 1976 Abteilung der Firma Kubon und Sagner, München Druck: Alexander Großmann T 8 München 19, Ysenburgstraße 7 - 5 - INHALTSVERZEICHNIS 1 EINLEITUNG 6 2 SLAVISCHE ORTSNAMEN 7 21 Etymologien 8 22 Wiedergabe der slavischen Laute in altungarischer Rechtschreibung 43 23 Wortbildung 46 231 Suffixe 46 232 Wortklassen 46 233 ON-Typen 48 24 Semantik 48 3 UNGARISCHE ORTSNAMEN 48 31 Altungarische Rechtschreibung 48 32 Lautliche Veränderungen bei den ON slavischer Herkunft im Altungarischen 52 33 Wortbildung 56 331 Suffixe 56 332 ON-Typen 58 34 Semantik 59 4 KULTURGESCHICHTE 61 41 ON aus Völker- und Stammesnamen 61 42 ON aus dem kirchlichen Bereich 63 43 ON aus der Staats- und Verwaltungsterminologie 65 44 ON, die wirtschaftliche Verhältnisse wider- spiegeln 67 5 ORTSNAMENVERZEICHNIS 71 6 LITERATURVERZEICHNIS 147 7 ABKÜRZUNGEN 153 8 GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK 155 Kartenanhang Nachwort - 6 - 1 EINLEITUNG Das Hauptziel der Arbeit ist die Ermittlung der Ortsnamen sls- vische'r Herkunft. Hierunter sind die slavischen Benennungen sowie die altungarischen Benennungen mittels slavischer Ent- lehnungen zu verstehen. Es sollen folgende Prägen beantwortet werden: a) In welchen Gebieten treten slavische Benennungen kon- zentriert auf? b) Welchen Slavinen lassen sich die ermittelten ON slavi- scher Herkunft zuordnen? Ohne die Kenntnis der Besonderheiten ungarischer Ortsnamenge- bung bleiben die mit slavischen Entlehnungen gebildeten alt- ungarischen ON von Bacs-Bodrog unverständlich. Daher werden auch die Charakteristika der ungarischen Ortsnamengebung be- schrieben. Ortsnamen sind lebendige Geschichte. Es wird versucht, anhand des gesammelten ON-Materials die wichtigsten kulturgeschicht- lichen Bereiche von Bä'cs-Bodrog zu skizzieren. Die Themaabgrenzung ist folgende: a) zeitlich: von der ungarischen Landnahme 896 bis zur Schlacht von Mohacs 1526. b) örtlich: Die Grenzen von Bacs-Bodrog sind in drei Rich- tungen von der Natur vorgegeben: im Westen und Süden von der Donau, im Osten von der Theiß. Als Nordgrenze wurde die Grenze des Komitats Bodrog von 1918 angesetzt. c) sprachwis- Auf lateinische, deutsche und sonstige Ein- iJoh?*1***"" f l ü S 8 e a u f d i e Ortsnamengebung in Bacs-Bodrog wird speziell nicht eingegangen. Die Ortsnamensammlung enthält nur ON in Originalschreibweise mit Angabe von Jahreszahl und Quelle aufgrund edierter Orts- namensammlungen (Abkürzungen siehe Kapitel 7). Methodisches: Die vorliegende Arbeit zerfällt in 2 Hauptteile, in die Zusammenstellung des Ortsnamenverzeichnisses (Kapitel 5) sowie in die praktische Auswertung der ON (Kapitel 2, 3 und 4). Es wird nur von Tatsachen ausgegangen. Wo Vermutungen geäus- sert werden — wie z.B. bei den Etymologisierungsversuchen der ON slavischer Herkunft — beruhen sie auf Wahrscheinlichkeiten, für die zahlreiche und verschiedenartige Kriterien sprechen. - 7 - 2 SLAVISCHE ORTSNAMEN Wenn wir auf einer modernen jugoslavischen Landkarte das Ge- biet der ehemals ungarischen Komitate Bacs und Bodrog betrach- ten, so erscheint uns die Ortsnamengebung, zumindest im südli- chen Teil, der uns unter der heutigen Bezeichnung 'Bac'ka' ver- traut ist, überwiegend slavischen Ursprungs zu sein. Nehmen wir die Stadt Vrbas nordwestlich von Novi Sad. In Vrbas scheint serbokroatisch 'vrba' (Weide) enthalten zu sein, ein Wort, das auch in anderen Slavinen auftaucht (vgl. slovenisch 'vfba', russisch 'verba'). Stutzig macht jedoch das Suffix -s, das für die Bildung von Ortsnamen im Slavischen gewöhnlich nicht ver- wendet wird. Wenn wir die ersten schriftlichen Belege zu Hilfe nehmen: 1213 Orbatio; 1283 Vrbazi (Gy. 228)1', so ergibt sich, daß bei der Ortsnamengebung nicht das slavische 'vrba', sondern der Eigenname Orbatio zugrunde gelegen hat, der sich durch Lautwandel zu Vrbas entwickelte. Bei Orbatio handelt es sich wahrscheinlich um den Namen eines Gespans aus dem Ge- schlecht der Bancsa, der zwischen 1213 und 1244 die Gespan- schaft innehatte . p) Den Namen der Stadt Sombor leitet I.Popovi6 von 'z^bri. ' (Wiesent) ab. Er gibt keine sachliche Begründung dafür. Histo- risch belegt ist der Ortsname erst seit der Türkenzeit Mitte des 16. Jahrhunderts . In der Zeit vor dem Türkeneinbruch finden wir andere Namensformen erwähnt: 1591 Zenthmihal; 1495 Czobor- zenthmyhal (Cs.II.197) . Warum der Ort in der Türkenzeit um- benannt wurde, ist unklar. Der Etymologisierungsversuch von I.Popovi6 muß jedoch als sachlich unbegründet abgelehnt werden. Gy.Györffy: Az Arpad-kori Magyarorszag törteneti földrajza (Historische Geographie Ungarns zur Zeit der Arpaden), Aka- demiai kiado, Budapest, 1963, Seite 2T8. I.Popovi6: Geschichte der serbokroatischen Sprache, Wiesba- den, 1960, Seite 135. I.Ivanyi: Bäcs-Bodrog varmegye földrajzi es törtenelmi hely- neVtäVa (Geographisches und historisches Ortsnamenverzeichnis des Komitats Bacs-Bodrog), Szabadka, 1889-1907,I.Seite 145. D.Cs^nki: Magyarorszag törte'nelmi földrajza a Hunyadiak korä"- ban (Historische Geographie Ungarns zur Zeit der Hunyadis), II, Budapest, 1890 - 1913, Seite 197. - 8 - Der Name der nordwestlich von BaSka Palanka gelegenen Ort- schaft BaS läßt auf den ersten Blick ebenfalls an slavisohe Herkunft denken, z.B. an serbokroatisch 'bac' (Einwohner; Bergsteiger; Senn; vgl. P.Skok'''). Doch auch diese Vermutung ist trügerisch. Ba6 ist vielmehr ein mit ungarischem Suffix versehener Personenname türkischen Ursprungs '. Die Bildung von ON aus reinen Personennamen ist eine Eigenheit der ungari- schen Sprache, die bis Mitte des 13. Jahrhunderts lebendig war (vgl. hierzu auch I.Kniezsa''). Slavische ON aus Perso- nennamen werden dagegen nie ohne Suffix gebildet. Die drei Beispiele Vrbas, Sombor und Baö" zeigen, daß wir für zuverlässige Etymologisierungen nicht nur historisch belegtes Ortsnamenmaterial, sondern auch möglichst viele stichhaltige Kriterien benötigen. 21 Etymologien Bevor 896 in der Donau-Theiß-Tiefebene die altungarische Orts- namengebung einsetzte, gab es bereits eine slavische Ortsnamen- gebung. Es sind also bei den ON slavischer Herkunft zwei Schichten zu unterscheiden: die erste ältere Schicht sind sla- vische Benennungen aus vorungarischer Zeit, also vor 896. Die zweite jüngere Schicht sind altungarische Benennungen mit Hil- fe slavischer Entlehnungen. Um die ON slavischer Herkunft zweifelsfrei ermitteln zu können, brauchen wir Kriterien, die eindeutig auf das Slavische zutreffen und die ungarische Her- kunft ausschließen. Solche Kriterien sind: I) Siedlungsgeschichtliches Kriterium. Die slavischen ON sind vorwiegend in Flußniederungen und Sümpfen zu suchen. Die ersten slavischen Siedler ließen sich hauptsächlich in Gebieten nieder, die ähn- liche Siedlungsverhältnisse wie in ihrer Urheimat, den P.Skok: Etimologijski rjechik hrvatskoga ili srpskoga je- zika, A - J, Zagreb, 1971, Seite 85. Z.Gombocz, J.Melich: Magyar etimol&giai sz6tar (Ungarisches etymologisches Wörterbuch), Budapest, 1914 - 1944, Seite 218. I.Kniezsa: Keletmagyarorszag helynevei (Die Ortsnamen Ost- ungarns) in "Magyarok es romanok" (Die Ungarn und die Ru- mänen), Budapest, 1943, Seite 111 - 313. - 9 - Pripjat'-SUmpfen, aufwiesen. Für Bacs-Bodrog bedeutet das, daß vorungarische slavische Siedlungen vorwiegend in den Flußniederungen von Donau und Theiß zu suchen sind. Im Gegensatz dazu siedelten die eingewanderten Un- 8) garn zunächst hauptsächlich in den Ebenen '. IIkulturgeschichtliches Kriterium. Für die altungarischen Benennungen mit Hilfe slavischer Entlehnungen kann das kulturgeschichtliche Kriterium angesetzt werden. Diese slavischen Entlehnungen sind nämlich hauptsächlich in Wortschatzbereichen zu suchen, die den höheren Kulturstand der Slaven widerspiegeln, also im Bereich der Landwirtschaft, der Kirche sowie der Staats- und Verwaltungsterminologie. III) Lautliches Kriterium. Sehr wichtig für die Etymologisierung sind lautliche Kriterien. Auf slavische Herkunft können z.B. hinweisen: a) Konsonantengruppen im Wortanlaut. Das Ungarische — wie überhaupt die finnisch-ugrischen Sprachen — neigt im Gegensatz dazu zu Konsonantenschwäche im Wortanlaut, d.h. bei Ortsnamen ungarischer Herkunft finden wir ge- wöhnlich nur einen Konsonanten im Wortanlaut. b) Nasalvokale. Die slavischen Nasalvokale £ und o _ wer- den im Ungarischen gewöhnlich als e + n (oder m) und o + + n (oder m) reflektiert. Da das Ungarische keine Nasal- vokale kennt, sind sie ein sicheres Kriterium für slavi- sche Herkunft. Weitere Kriterien werden bei den einzel- nen Etymologien sowie im Kapitel 32 erläutert. IV) Kriterium der Ortsnamenbildung. Für slavische Ortsnamenbildung sprechen eindeutig: a) Slavische Ortsnamen, z.B. aus Personennamen oder Ap- pellativen^', werden stets mit Suffix gebildet. Dagegen kennt das Ungarische bis Mitte des 13. Jahrhunderts die Bildung von Ortsnamen aus reinen Personen-, Völker- und FT 'E.Mo6r: A houfoglalft magyarsag megtelepülese es a Szekelyek eredete (Die Ansiedlung der landnehmenden Ungarn und die Herkunft der Szekler), Szeged, 1944. ^'F.Miklosich: Die Bildung der slavischen Personen- und Orts- namen, C.Winter, Heidelberg, 1927. - 10 - Stammesnamen, d.h. ohne Suffix. b) Bestimmte Suffixe, wie z.B. -ica, -ov u.a., kennt nur das Slavische, das Ungarische dagegen nicht. Auf ungari- sche Herkunft weisen dagegen Suffixe wie -d und -s hin. V) Verbreitung des ermittelten Grundworts. Wenn das dem Ortsnamen zugrunde liegende slavische Grund- wort auch in anderen Slavinen vorkommt, ist die Wahr- scheinlichkeit slavischer Herkunft groß. Es werden daher bei den Etymologisierungen Belege aus südslavischen, west- slavischen und ostslavischen Sprachen angeführt. VI) Verbreitung der Ortsnamenbildung in anderen Slavinen. Wenn das ermittelte slavische Grundwort außer im südsla- vischen auch im west- und ostslavischen Raum für die Ortsnamenbildung verwendet wird, ist die Wahrscheinlich- keit ausgeschlossen, daß es sich bei der Ortsnamenbil- dung in Bacs-Bodrog um eine Zufallsbildung handelt. Es werden daher bei jeder Etymologie auch ähnliche Orts- namenbildungen aus dem west- und ostslavischen Raum an- geführt. Im übrigen gilt als Grundsatz: Ein Beleg uploads/Management/ toponimija-backe-i-bodroga.pdf
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- Publié le Jan 13, 2021
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