Plekos 11,2009,147–150 – http://www.plekos.uni-muenchen.de/2009/r-baudry.pdf 14

Plekos 11,2009,147–150 – http://www.plekos.uni-muenchen.de/2009/r-baudry.pdf 147 G´ erard-Henry Baudry: Les Symboles du Christianisme ancien Ier– VIIe si` ecle. Paris: du Cerf 2009. 240 S., zahlr. Abb. EUR 44.00. ISBN 978-2-204-08893-0. Bei dem zu besprechenden Buch ”Les Symboles du Christianisme ancien Ier– VIIe si` ecle“ handelt es sich um eine Einf¨ uhrung in die Symbole der fr¨ uhen Christen in franz¨ osischer Sprache1 aus der Feder des Priesters G´ erard-Henry Baudry. B. unterteilt den umfangreichen Stoffin acht Kapitel; hinzu kom- men eine ausf¨ uhrliche Einleitung und ein kurzer Epilog. Das Werk wird durch einen Anhang vervollst¨ andigt, der sich aus einigen wenigen Anmerkungen, ei- ner ¨ außerst gerafften Bibliographie, einem Index zu den Symbolen und den Bildnachweisen zusammensetzt. Gleich im ersten Satz der Einleitung hebt B. hervor, dass es sich bei dem vorliegenden Werk um eine Einf¨ uhrung in die Welt der christlichen Symbole handle. Sodann legt er den zeitlichen Rahmen der Untersuchung (S. 11) fest, den er mit dem Tod Isidors von Sevilla enden l¨ asst. Dieser Zeitrahmen, so f¨ uhrt B. aus, sei durch die Quellen vorgegeben, die zum gr¨ oßten Teil aus Texten (im weitesten Sinn) und zu einem weit geringeren Anteil aus arch¨ aologischen Quel- len best¨ unden. Die Ursache dieser ungleichen Verteilung der Quellen liegt in den Augen des Autors im Bilderverbot des Alten Testaments (Ex 20, 4; Dt 4, 15– 18) begr¨ undet, dessen ungebrochene Kontinuit¨ at er u. a. durch den 36. Kanon der Synode zu Elvira i. J. 306 best¨ atigt sieht.2 Jedenfalls behauptet B., die Quellen wiesen trotz der gravierenden Ver¨ anderungen in der constantinischen Zeit bis in das 7. Jh. eine gewisse Homogenit¨ at auf.3 An diese Pr¨ aliminarien schließen sich ”quellenkritische“ ¨ Uberlegungen an. B. beschließt die Einf¨ uhrung mit einer Erkl¨ arung des Begriffs ”Symbol“ (S. 15–20). Es handle sich um einen Begriff, der ”s’applique ` a un objet qui repr´ esente une autre r´ ealit´ e . . .“ (S. 18). B. veranschaulicht zudem, wie der Terminus f¨ ur die vorliegende Ar- beit verwendet wird (ebda): ”Ce sens g´ en´ eral peut ˆ etre l’´ equivalent de signe, d’image, d’embl` eme, de figure, de type“.4 An dieser Stelle ist anzumerken, dass nach dieser Definition Symbole erst seit dem sp¨ aten 2. Jahrhundert belegt sind 1 Italienische Originalausgabe: Simboli cristiani delle origini. Mailand 2009. 2 Vorher schon: Aristid. apol. 15, 5; Clem. Alex. strom. 1, 4, 25, 4; Ps.Clem. hom. 12, 12, 1–3 (= recogn. 7, 12, 1–3); Paul. Nol. epist. 32. Auch die Authentizit¨ at dieses Kanons ist bereits seit l¨ angerer Zeit umstritten. Siehe bereits M. Meigne: Concile ou Colection d’Elvire? RHE 70, 1975, 361–387. 3 Dagegen aber P. C. Finney: The Invisible God. The Earliest Christians on Art. New York/Oxford 1994, I–III und 292; D. R. Cartlidge/J. K. Elliott: Art and the Christian Apocrypha. London 2001, XV und 1–20; J.-M. Spieser: Die Anf¨ ange der christlichen Ikonographie, in: R. Hoeps (Hrsg.): Handbuch der Bildtheologie. Bd 1: Bild-Konflikte. Paderborn 2007, 140. 4 Zu dieser Definition vgl. etwa Aug. doctr. christ. 2, 1, 1; B. Luscher: Einf¨ uhrung in das symbolische Denken. Hermeneutik und elementares Bibelverstehen. Berlin 2008, v. a. 3–10 und 163–169. 148 Peter Kritzinger und nicht – wie etwa der Titel des vorliegenden Buches suggeriert – seit dem 1. Jahrhundert.5 B. beginnt das erste Kapitel (S. 28–52) seiner Darstellung mit den Symbo- len f¨ ur Christus, da sich in den ersten Jahrhunderten alle Symbole ”directe- ment ou non“ auf ihn bezogen h¨ atten (S. 29). Christusmonogramm, Kreuz, die verschiedenen Darstellungsformen von Christus, Hetoimasia und die g¨ ottliche Hand sind die Themen, die in diesem Kapitel behandelt werden. Die Symbolhaftigkeit der Buchstaben (konkret: Tau; Alpha/Omega; Zeta; Ypsilon), der Zahlen (konkret: 1–4; 6–8; 10; 12; 40) und der geometrischen Fi- guren werden im zweiten Kapitel dargestellt (S. 53–80). Das dritte Kapitel (S. 81–116) handelt von den Symbolen, die aus der Natur entlehnt sind. B. unterteilt das Kapitel in vier Unterkapitel: Himmlische respek- tive irdische Welt, symbolhafte Tiere und V¨ ogel. Weshalb B. f¨ ur die V¨ ogel ein eigenes Kapitel gleichberechtigt neben jenes f¨ ur die Tiere stellt, ist nicht ganz nachvollziehbar.6 Denn wollte man die Bedeutung der V¨ ogel in der christlichen Symbolik durch ein eigenes Kapitel w¨ urdigen, so m¨ usste man konsequenterwei- se unter anderem auch eines f¨ ur die Fische anlegen.7 Das folgende Kapitel (S. 117–151) steht ganz im Zeichen der Symbole, die sich auf den ”milieu culturel“ (S. 117) beziehen. Hier finden sich unter ande- rem Ausf¨ uhrungen zu den Themen ”Oranten“, ”Nimbus“, ”weiße Kleidung“, ”Anker“, ”Wasser“, ”Brot“ und ” ¨ Ol“. Im f¨ unften Kapitel (S. 152–175) legt B. die Bedeutung verschiedener Episo- den aus dem Alten Terstament f¨ ur die fr¨ uhe christliche Welt dar, wobei er der Genesis (S. 152–158) und dem Danielzyklus (S. 169–173) besondere Aufmerk- samkeit schenkt. Das Leben Jesu und dessen Nachhall in der Theologie besch¨ aftigt B. in Ka- pitel sechs (S. 176–192). Die Geburt Jesu, die Anbetung durch die drei Magier, die Taufe, verschiedene Wundergeschichten, die Passion, der Aufstieg in den Himmel und der Abstieg in die H¨ olle sind die zentralen Themen. Im Zentrum der Betrachtung des siebenten Kapitels (S. 193–216) steht die Ecclesia. B. geht auf die Personifizierungen der Kirchengemeinschaft genauso ein wie auf konkrete (Darstellungen von) Kirchenbauten. Zugleich werden auch Darstellungen von Gemeindeversammlungen ber¨ ucksichtigt, sodass das Wort- feld ”Ecclesia“ in seiner ganzen Breite ber¨ ucksichtigt wird. Im letzten Kapitel (S. 217–225) setzt sich B. mit den eschatologischen Sym- bolen auseinander. Nach B. sei vor allem die ”marche vers son accomplissement final dans la vie ´ eternelle en Dieu avec le Christ“ der Gl¨ aubigen die Ursache 5 Dazu etwa J.-M. Spieser (wie Anm. 3), 139 f.; M. Charles-Murray: The Emergence of Christian Art, in: J. Spier (Hrsg.): Picturing the Bible. The Earliest Christian Art. New Haven/London 2009, 51 f. 6 Dazu v. a. P. C. Finney (wie Anm. 3), 178, 204, 223, 250. 7 F. J. D¨ olger: ICHTHYS. Der heilige Fisch in den antiken Religionen und im Christentum. 5 Bde. M¨ unster 1922–1957 (Ndr. Oberhausen 1999). G´ erard-Henry Baudry: Les Symboles du Christianisme 149 f¨ ur eine ”tension eschatologique“ (S. 217). Mit Unterkapiteln zu Symbolen des ewigen Lebens und f¨ ur die Auferstehung, f¨ ur Abrahams Schoß, f¨ ur das Paradies, f¨ ur das irdische und himmlische Jerusalem und f¨ ur den funeralen Riten/Symbolen leuchtet B. diesen Themenkomplex aus. Positiv f¨ allt die souver¨ ane Beherrschung der beachtlichen Stoffmenge auf. Zudem ist das Werk sehr benutzerfreundlich. B. verwendet keinerlei Quel- lenabk¨ urzungen und Fachtermini, auch Fremdw¨ orter werden von ihm erkl¨ art oder ¨ ubersetzt. Dass B. die Verweise auf schriftliche Quellen ausschließlich in franz¨ osischen ¨ Ubersetzung angibt, ist insofern zwar konsequent, k¨ onnte sich jedoch als schlechter Dienst erweisen, da er damit vor allem den Laien die Quellensuche nicht unbedingt erleichtert. Der Autor entwirft ein homogenes und ¨ ubersichtliches Bild fr¨ uhchristlicher Symbole, was dem Einsteiger entgegenkommen d¨ urfte. Wenn B. dabei nahezu zur G¨ anze auf die Dokumentation komplexer Forschungsdiskussionen verzich- tet, so ist dies wohl der Tatsache geschuldet, dass es sich um eine Einf¨ uhrung in das Thema handelt. Allerdings h¨ atte B. seine Leser dar¨ uber nicht im Unklaren lassen d¨ urfen, dass viele, ja die allermeisten der von ihm dargebotenen Inter- pretationen und Deutungen in der Forschung durchaus umstritten sind, was nicht zuletzt dem Verst¨ andnis des Begriffes Symbol (S. 18: ”. . . un objet qui repr´ esente une autre r´ ealit´ e . . . “) geschuldet ist.8 Diese Definition erm¨ oglicht zwar einen breiten Deutungsspielraum, was jedoch ohne Ver- bzw. Hinweise auf alternative Interpretationen dazu f¨ uhrt, dass vor allem die Ausf¨ uhrungen zu den Buchstaben, Zahlen und geometrischen Figuren (S. 53–80) apodiktisch klingen. Man kann wohl sagen, dass es im Allgemeinen ein zentrales Anliegen von Einf¨ uhrungen ist, dem Leser den Zugang zu einem bestimmten (neuen) Thema zu erm¨ oglichen oder zumindest zu erleichtern. Gr¨ oßte Bedeutung kommt hier- bei offenkundig den weiterf¨ uhrenden Literaturverweisen zu, die im vorliegenden Werk jedoch nahzu g¨ anzlich fehlen.9 B. gibt zwar im Anhang eine knappe Aus- wahlbibliographie, jedoch ohne Bezug zum Text. Eine Verbindung h¨ atte man aber wenigstens durch die Gliederung der angef¨ uhrten Titel nach Kapiteln auf recht einfache Weise herstellen k¨ onnen. Zudem besteht die Bibliographie nahe- zu ausschließlich aus italienisch- und franz¨ osischsprachigen Titeln und enth¨ alt dem Leser sowohl mehrere Standardtitel wie auch neueste Literatur vor.10 8 Vgl. J. Engemann: Deutung und Bedeutung fr¨ uhchristlicher Bildwerke. Darm- stadt 1997, 95. 9 Die Ausnahmen: Kap. 2, Anm. 1; Kap. 3, Anm. 12; Kap. 4, Anm. 6; 8; 11; 14; Kap. 5, Anm. 1; Kap. 7, Anm. 5. 10 Unerw¨ ahnt bleiben etwa: F. J. D¨ olger (wie Anm. 7); G. Benedetti, U. Rauch- fleisch (Hrsgg.): Welt der Symbole. G¨ ottingen 1988; N. Duval (Hrsg.): Naissance des Arts chr´ etiens – Atlas des monuments pal´ eochr´ etiens de la France. Paris 1991; A. Beyer (Hrsg.): Die Lesbarkeit der Kunst. Zur Geistes-Gegenwart der Ikono- logie. Berlin 1992; P. C. Finney (wie Anm. uploads/Litterature/ baudry-g-h-les-symbols-du-christianisme-ancien-i-vii-2009-plekos-11-2009.pdf

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