MAGISTERARBEIT Titel der Magisterarbeit „Gilgul und „Dybbuk“, die Rolle der See
MAGISTERARBEIT Titel der Magisterarbeit „Gilgul und „Dybbuk“, die Rolle der Seelenwanderung und Besessenheit im Judentum“ Verfasserin Daniela Hanin Balili, Bakk.phil. angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag.phil.) Wien, 2010 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 066 839 Studienrichtung lt. Studienblatt: Judaistik Betreuer: ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Klaus Samuel Davidowicz 2 Danksagung Mein Dank gilt in erster Linie ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Klaus Samuel Davidowicz für seine Unterstützung und Geduld bei diesem Projekt. Weiters danke ich meiner Familie, im Besonderen meinen Kindern, für deren Verständnis und Bereitschaft, die eine oder andere „Überstunde“ in Kindergarten und Hort zu verbringen, um mich meiner Arbeit widmen zu können. 3 Für Idan Leon & Eden Elea מי שם נפשו שתהיי מאושרת מי ישים יד ויבנה את ביתך שם מי ייתן חייו , ישימם מתחתייך מי כעפר לרגלייך יחייה מי יאהבך עוד מכל אוהבייך מי מכל רוח רעה יצילך ממעמקים . עידן רייכל , ממעמקים 4 Inhaltsverzeichnis Seite Einleitung..........................................................................................................6 1. Forschungsüberblick....................................................................................7 2. Dybbuk und Gilgul- Etymologie...................................................................8 3. Die Seelenwanderung im Judentum............................................................8 3.1 Die Seele in der Kabbala...........................................................................8 3.2. Das prälurianische Konzept der Seelenwanderung................................18 3.3. Buch der Visionen-Die Transmigrationen des Chaim Vital..................19 3.4. Ibbur, Gilgul oder Yebom ?....................................................................21 3.5. Gilgulerzählungen..................................................................................22 3.6. Das Gehinom..........................................................................................23 4. Der Exorzismus im Judentum....................................................................24 4.1. Anfänge des Exorzismus........................................................................24 4.2. Methoden und Werkzeug der Exorzisten...............................................24 4.2.1. Die Ba’alei Shem..........................................................................24 4.2.2. Die Methoden und deren Vertreter...............................................27 5. Safed und die Kabbala................................................................................30 5.1. Die Kabbalisten Safeds..........................................................................32 5.2. Die lurianische Kabbala.........................................................................37 6. Formen des Dybbuk und die Auswüchse der Besessenheit.......................39 6.1.Vor dem 17. Jahrhundert..........................................................................39 6.1.1. Shedim, Mazzikim und Ruchot........................................................41 6.2. Die Wende im 17.Jahrhundert.................................................................43 6.2.1. Der Dybbuk.....................................................................................43 6.2.1.1. Das Dybbukmotiv in der Kunst..........................................43 6.2.2. Fälle positiver und konstruktiver Besessenheit...............................45 6.3. Neuzeit.....................................................................................................48 6.3.1. Dybbukaustreibungen im 20. und 21. Jahrhundert........................48 6.4. Dybbukerzählungen im Wandel der Zeit..................................................49 7. Die Besessenen...............................................................................................50 7.1. Auf der Suche nach dem geeigneten Opfer..............................................50 7.1.1. Tierische und pflanzliche Opfer......................................................51 5 7.1.2. Übersicht über die Möglichkeiten der Reinkarnation.......................53 7.2. Der Akt der Besitznahme...........................................................................54 7.3. Männlicher Dybbuk-weibliches Opfer, eine Analyse................................55 7.3.1. Hexen und Besessenheit...................................................................57 7.3.2. Frauen und die Kabbala....................................................................58 8. Kabbala heute................................................................................................58 8.1. Kabbala „light“–The Research Centre for Kabbalah...............................58 8.2. Das Konzept der Reinkarnation nach „Rav“ P.S. Berg............................59 9. Wiedergeburt, Besessenheit und Exorzismus in anderen Weltreligionen 9.1. Islam..........................................................................................................62 9.2. Christentum................................................................................................64 9.3. Hinduismus................................................................................................66 Conclusio.............................................................................................................68 Literaturverzeichnis...........................................................................................69 Curriculum Vitae................................................................................................77 Abstract................................................................................................................78 6 Einleitung Seit Jahrtausenden bewegt den Menschen die Fragen: Woher komme ich und wohin gehe ich, war ich schon einmal auf der Welt, gibt es ein Leben nach dem Tod? Was passiert mit meiner Seele, ist sie vielleicht unsterblich? Viele mono- und polytheistische Religionen versuchen darauf Antworten zu finden und damit auch eine Antwort auf die Frage nach der Bestimmung des Mensches und des Sinnes im Leben zu finden. Die ersten schriftlichen Belege für die Existenz einer Seelenwanderungslehre findet man bereits im 8. Jahrhundert unserer Zeitrechnung in den indischen Upanishaden. Auch jüdische Mystiker begannen viele Jahrhunderte später, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Die in den vergangenen Jahrhunderten für viele Menschen obskure Lehre der Kabbala erlebt nun wieder als attraktive Alternative zu den Weltreligionen- und nun auch einer breiteren, nichtjüdischen Masse zugänglich gemacht- ihre Renaissance, vor allem bei Prominenten in den Vereinigten Staaten. Wohl auch deshalb, weil sie sich so eingehend mit den erwähnten Fragen beschäftigt und logische Antworten bietet. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob die Seele des Menschen der kabbalistischen Lehre nach unsterblich ist und somit dem Zyklus der Wiedergeburt und einer Wanderung, dem Gilgul, unterworfen ist und ob die Lehren der großen Kabbalisten zu diesem Thema divergieren. Weiters beschäftigt sie sich mit verirrten, unglücklichen Seelen, den Dybbukim, welche einen Menschen besitzen und in den Wahnsinn treiben können. Darüber hinaus werden die wichtigsten Vertreter der Kabbala und ihre Doktrinen, nicht nur zur Seelenwanderung, sondern auch zu so komplexen Themen wie die Erschaffung und den Aufbau der Welt, vorgestellt und erläutert. 7 U1. Forschungsüberblick Viele Religionswissenschafter und jüdische Philosophen befaßten bzw. befassen sich bis heute mit dem Thema der Transmigration und Wiedergeburt in der jüdischen Mystik. Einige bedeutende, welche auch in dieser Arbeit erwähnt und zitiert werden, seien hier genannt. Allen voran Gerschom Scholem (1897-1982), dem wohl bekanntesten Forscher der Kabbala und Gründer der akademischen Erforschung der jüdischen Mystik. Eines seiner bekanntesten Werke, welches hier auch als Forschungsbasis diente, ist das 1941 erschienene Buch Major Trends in Jewish Mysticism. Dafür gilt das Werk Sefer haBahir (endredigiert um 1180), der älteste erhaltene kabbalistischer Text, als Ausgangspunkt, welches er auch ins Deutsche übersetzte. Dort jedoch wird das Konzept der Seelenwanderung nur periphär erwähnt, anhand von einigen wenigen Gleichnissen, dargebracht in völlig untheoretischer und unphilosophischer Form. Die offizielle jüdische Theologie lehnte jedoch die Transmigrationslehre zu dieser Zeit- wir sprechen vom 12. und 13. Jahrhundert- völlig ab, wofür Scholem zwei Erklärungen hatte: entweder sind die Gleichnisse älter als die Polemik der arabisch-jüdischen Religionsphilosophen gegen sie, oder sie wurde in Kreisen vertreten, die von solchen philosophischen Erwägungen überhaupt nicht berührt waren.1 Scholem vermutete auch, daß diese Tradition aus dem Orient in die Provence, welche zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert das Zentrum der frühen Kabbalastudien bildete, gekommen sei. Die Philosophin Rachel Elior befaßt sich in ihrer Forschung schwerpunktmäßig mit der Stellung der Frau im Judentum und in diesem Kontext auch mit der Besessenheit der Frau durch einen Dybbuk. In ihrem Buch Dybbuks and Jewish Women von 2008 erklärt sie dieses Phänomen dahingehend, daß es oft der einzige Weg war für einen Menschen, der sich nicht in die traditionelle gesellschaftliche Ordnung einfügen konnte, Tabus zu brechen und sich Gehör zu verschaffen. Auch war es für Frauen eine Möglichkeit, dem Druck und dem starren Korsett des Patriarchats kurzzeitig zu entkommen. Der klinische Psychologe und Anthropologe Yoram Bilu sieht dies ganz ähnlich, nämlich, daß dieses Phänomen nur in einer traditionellen und zusammengeschweißten Gesellschaft mit starrem Normensystem, welches das Verhalten der Mitglieder bestimmt, vorkommen könne.2 1 Scholem Gerschom, Urspung und Anfänge der Kabbala, S. 169. 8 Daraus läßt sich schließen, daß die Besessenheit eine der wenigen Möglichkeiten darstellte, diese Normen zu durchbrechen und sich temporär davon zu befreien. Bilu ist hiermit klar von der Freud’schen Theorie über Hysterie beeinflußt, welche besagt, daß diese ein Ausdruck von verbotenen Wünschen und Impulsen sei und eine Möglichkeit darstelle, in Trance zu verfallen und sie auf ein Alter Ego zu projizieren. Freuds Parallele zu sexuellem Mißbrauch in der Kindheit zieht er allerdings nicht. 2. Dybbuk und Gilgul- Etymologie Weder im Talmud noch in der Kabbala wird der Begriff des Dybbuk explizit erwähnt, der Talmud bedient sich des Ausdrucks Ruach tezazit, während die Kabbala dieses Phänomen als Ruach ra’a (Hebr., böser Wind bzw. Geist) bezeichnet. Dybbuk steht eigentlich als Abkürzung für Dibbuk mi Ruach ra’a oder Dibbuk min ha Chizonim (Dybbuk von außen). Der Ausdruck selbst kommt vom Hebräischen √ דבקund bedeutet anhaften, kleben.3 Diese Wurzel findet man erstmals in biblischem Zusammenhang in Gen 2,24 und beschreibt die Paarung von Mann und Frau, der Mann solle an der Frau „haften“. Gilgul kommt von √ גלגלund bedeutet rollen, drehen. Im kabbalistischen Sinne steht es für Gilgul ha Neshamot, die Transmigration der Seelen, auch Reinkarnation oder Metempsychosis. 4 Diese Idee fand im Talmud keine Erwähnung, in die kabbalistischen Schriften hält sie im 12. Jahrhundert im Werk Sefer haBahir ihren Einzug.5 3. Die Seelenwanderung im Judentum 3.1. Die Seele in der Kabbala Chaim Vital befaßte sich in seinem Werk Shaar HaGilgulim unter anderem mit dem kabbalistische Konzept der Seele, welches neben den drei schon erwähnten Nefesh, Ruach, Neshama, zwei weitere nennt: Chaya und Yechida. Nefesh stellt die unterste Stufe in der Enwicklung der menschlichen Seele dar, demnach ist sie in der untersten der vier Welten, der 2 Elior Rachel, Dybbuks and Jewish Women, S. 62. 3 Encyclopedia Judaica, Band 5, S. 634-44. 4 Encyclopedia Judaica, Band 7, S. 602. 5 Siehe Kapitel 2.1. Vor dem 17. Jahrhundert. 9 Assia, zu finden.6 Ruach enstpricht der dritten Welt Yetzira und Neshama der zweiten namens Beria. Die Welten selbst sind in fünf Parzufim (Gesichter) unterteilt. Jedes dieser Parzufim trägt wiederum Aspekte der Seele (siehe dazu Tabelle Kap.1.2.). Es ist also nicht verwunderlich, wenn es den meisten Menschen lediglich gelingt, diese innerhalb der Nefesh der untersten Welt zu meistern und zu korrigieren, ohne in die nächste aufzusteigen. Um dies zu erreichen, müssen die Aspekte nämlich in allen drei Lebensphasen (Schwangerschaft, Kindheit, Erwachsenenalter) korrigiert werden. Gelingt es einem Menschen nun, die drei Aspekte Nefesh, Ruach und Neshama (kurz: Naran) zu korrigieren, nur um in weiterer Folge eine Sünde zu begehen, wird er wieder ganz an den Anfang geschickt und muß seine Korrektur von Neuem bei Nefesh beginnen, wobei er nicht mehr die 3 Stufen des Naran erreichen kann, außer er wendet, nach Vollendung der Nefesh, Gewalt an, indem er die Worte „ Meine Nefesh wird dich in der Nacht heimsuchen, selbst mein Ruach wird am Morgen in mir sein“ ausspricht. Handelt es sich bei diesem Mann um einen Tzadik (Gerechten), ist die Strafe noch härter, denn er muß nicht nur seine Seele, sondern auch die eines anderen reinigen, wozu er sich zu diesem Zwecke an dessen Seele heften muß, um sie zu vervollkommnen. Sündigt ein Mensch gleich nach Korrektur des untersten Aspektes der Seele, so ist es ihm immer noch möglich, die uploads/Management/ gilgul-und-dybbuk-die-rolle-der-seelenwanderung-und-besessenheit-im-judentum-2010.pdf
Documents similaires







-
33
-
0
-
0
Licence et utilisation
Gratuit pour un usage personnel Attribution requise- Détails
- Publié le Sep 07, 2021
- Catégorie Management
- Langue French
- Taille du fichier 0.4863MB