Mobbing: Konflikte am Arbeitsplatz – Pathologische Beziehungsgefüge in Gruppen

Mobbing: Konflikte am Arbeitsplatz – Pathologische Beziehungsgefüge in Gruppen Magisterarbeit zur Erlangung des Grades eines Magister Artium M.A. vorgelegt der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn von Ibrahim Mazari aus Köln 1 Inhaltsverzeichnis  Einführung (1) o Aufbau der Arbeit (2) o Fallbeispiel (4) o Problemstellung (5) o Relevanz (7) o Etymologie Mobbing (9)  Forschungsgegenstand Mobbing (10) o grundsätzliche Strukturen von Mobbing (12) o Mobbingdefinitionen (13) o Abgrenzung zu verwandten Begriffen (16)  sexuelle Belästigung (16)  Diskriminierung (17)  Gewalt (17)  Konflikt (18) o Leymanns 45er Liste (19)  Kritik (24) o standardisierte Methoden zur Erfassung von Mobbing (26)  LIPT (26)  Aufbau (26)  Validität (27)  Reliabilität (27)  Kritik am LIPT (28)  WHS (28)  Mobbingprozess (30) o Leymanns 5-Phasen-Modell (30)  Kritik des Leymann – Modell (31) o Dynamik von Mobbing (33) o Verbreitung von Mobbing (35) o Mobbingrisiko (36)  Mobbingrisiko und Geschlecht (37)  Mobbingrisiko und Alter (38)  Mobbingrisiko und Berufsgruppe (39)  Mobbingrisiko und Branche/Wirtschaftszweig (39)  Mobbingrisiko und Betriebsgröße (40)  Mobbingrisiko und Status (40)  Mobbingrisiko und Persönlichkeitsmerkmale (41) o Mobbinghandlungen (44) o Dauer und Häufigkeit des Mobbingprozesses (48)  Dauer (48)  Häufigkeit (49) o Hierarchische Position, Dauer der Betriebszugehörigkeit, Geschlecht und Alter des Mob- bing-Täters (50)  Hierarchie (51)  Betriebszugehörigkeit (52)  Geschlecht (52)  Alter (53) o Folgen von Mobbing (53)  individuelle Folgen (53)  psychische und physische Folgen (53)  Arbeits- und Leistungsverhalten (57)  betriebswirtschaftliche Folgen (57)  Bewältigungsstrategien des Opfers (58)  persönliches Bewältigungsverhalten (58)  Gegenwehr (59)  Social Support (60) o Begünstigungsfaktoren für Mobbing (61)  individuelle Begünstigungsfaktoren (61)  Angst (62)  Stress (62)  Neid (64)  Frustration (65)  Antipathie (65)  betriebliche und arbeitsorganisatorische Faktoren (66)  Arbeitsorganisation (67)  Normen und Werte in der Organisation (71)  Führungsverhalten in Organisationen (72)  mangelnde Streitkultur (74) 2  gesellschaftliche Begünstigungsfaktoren (75)  Strukturwandel (75)  Wirtschaftslage (76)  gesellschaftliche Normen und Werte (76) o Zusammenfassung und Schlussfolgerung (78)  theoretische Erklärungsansätze zu Mobbing (80) 4.1 organisationssoziologischer Ansatz (81)  Organisation als soziales System (81)  Funktionen von organisierten Sozialsystemen (83)  Selbstregulierung von Systemen (85)  pathologische Grundmuster von Organisationen (89)  Exkurs: Ist Mobbing pathologisch oder systemimmanent? (91) o Devianz (92) o Funktionen von Sündenböcken in Organisationen (96)  Organisation als mikropolitischer Raum (96)  Merkmale mikropolitischer Situationen (97)  Charakterisierung der Spielmetapher (99)  Merkmale des Spiels „Arbeiten in Organisationen“ (99)  Mobbing als Gruppenphänomen (100)  Gruppenfunktionen (101)  Konformität in (Klein-) Gruppen (103)  soziale Normierung in der Gruppe (105)  soziale Differenzierung in der Gruppe (106)  Arbeitsgruppen im Industriebetrieb (107) o konfliktsoziologischer Ansatz (108)  Konflikte (108)  soziale Konflikte in Organisationen (111)  innerorganisatorische Konfliktursachen (112)  Kommunikation, Interaktion und Konflikte (114)  Kommunikation und Interaktion (114)  Störungen der Kommunikation (115)  Funktionen von Konflikten (122)  positive Funktionen von Konflikten (122)  negative Funktionen von Konflikten (123)  Konflikteskalationsmodelle (124)  Konfliktverlaufsmodell nach Berkel (1985) (124)  Das Phasenmodell der Konflikteskalation nach Glasl (1992) (125) o Zusammenfassung und Schlussfolgerung (130)  Schlussbemerkung (133)  Literatur- und Quellenverzeichnis (135) 3 1. Einführung Mobbing ist ein Phänomen wiederkehrender Feindseligkeiten. (Niedl 1995, 3) Es ist das Produkt und die Folge eines fehlgeschlagenen Konfliktmanagements, das begünstigt wird durch ein Versagen von systemnotwendigen Funktionen in Ver- bindung mit in der Organisation angelegten pathologischen Grundmustern. (vgl. Neuberger 1995; Bosetzky & Heinrich 1994; Bergmann 1967) Mobbing ist im Gegensatz zu dem, was jedem als Gemeinheit von Kollegen auf der Arbeitsstätte widerfährt, systematisch und zeichnet sich durch ein bestimmtes Hand- lungsregister und einen eskalierenden Verlaufscharakter aus; der Betroffene leidet unter verheerenden gesundheitlichen Folgen. Gerade diese extremen Konsequenzen und die daraus resultierenden menschlichen Tragödien, die bis zum Selbstmord des Opfers reichen können, hinterlassen ein be- klemmendes Gefühl und führen vor Augen, dass der scheinbar zivilisierte Umgang von ganz normalen Menschen wie „du und ich“ eine derartige Wendung erfahren kann und der dünne Firnis der Humanität unserer Arbeits- und Lebenswelt in Frage gestellt wird. Dieser Schrecken erklärt, warum die Boulevardpresse, aber auch seriöse Publika- tionsorgane, sich diesem Thema widmen und von den bewegenden Schicksalen ge- brochener Menschen berichten1. Was sind das für Menschen? – das ist unsere Reakti- on auf die geschilderten Taten der Täter, und die Presse erleichtert das Gewissen des zivilisatorisch hinterfragten Individuums, indem Mobbing als Produkt sadistischer Menschen bezeichnet wird. Diese Arbeit zeigt, dass sowohl empirisch fundierte Ergebnisse als auch theoretische Überlegungen ein anderes Bild vermitteln und zu dem Schluss kommen, dass der in- dividuelle Anteil am Mobbing äußerst gering ist gemessen an Faktoren wie Arbeitsorganisation und Hierarchiestruktur im Unternehmen. Hinter dem Offensichtlichen schauen, dass scheinbar Unerklärliche und Unergründli- che zurückführen auf handfeste Fakten ist das erklärte Ziel einer jeden Wissenschaft; diese Arbeit bemüht sich hinter die Fassaden des tagtäglichen Grauens am Arbeitsplatz zu blicken und mit Hilfe der Soziologie, ihrem Blick, ihren Methoden und ihren Erkenntnissen, dem Phänomen Mobbing ein Stück weit näher zu kommen. 1 Wie etwa die Schilderung des Falls von der jungen Polizistin aus München, die durch das Mobbing ihrer Kollegen in den Selbstmord getrieben wurde. 4 1.1 Aufbau der Arbeit Diese Arbeit ist in vier Kapiteln gegliedert. Im ersten, einleitenden Abschnitt wird Mobbing anhand eines Fallbeispiels veranschaulicht, die Relevanz dieses Themas für die Soziologie und für die Gesellschaft als ganzes herausgestellt und anschließend das Untersuchungsthema dieser Arbeit über die Formulierung einer Arbeitshypothese näher eingegrenzt. Im zweiten Kapitel wird Mobbing am Arbeitsplatz als Forschungsgegenstand thema- tisiert, die Entstehung der Mobbingforschung und die Abgrenzung zu anderen Mob- bingbereichen (z.B. Mobbing an der Schule) nachvollzogen, um dann auf aktuelle Definitionen des Mobbingbegriffs einzugehen und daraus grundsätzliche Strukturen von Mobbing abzuleiten. Damit einher geht die Abgrenzung zu verwandten Begriffen wie den des Konfliktes oder der Gewalt, um eine so weit wie möglich „scharfe“ Begriffsbestimmung zu ge- währleisten. Im zweiten Kapitel werden ebenfalls die bisher wichtigsten standardisierten Metho- den zur Erfassung von Mobbing, den Fragebögen LIPT und WHS, vorgestellt und kritisch betrachtet. Abschließend werden neben allgemeinen methodenkritischen Anmerkungen im Umgang mit Mobbing die 45 Mobbinghandlungen von Leymann aufgezählt und einzeln erläutert, da sie der operationalen Definition von Mobbing auf der Grundlage des LIPT entsprechen. Im dritten Kapitel geht es um die Darstellung des Mobbings als ein dynamischer, von Phasen bestimmter Prozess. Dem folgen die Ergebnisse der ersten deutschen Re- präsentativstudie von Meschkutat et al. (2002), die Auskunft geben über die Ver- breitung, die Dauer und die Häufigkeit von Mobbing und die Zusammenhänge zwi- schen dem Mobbingrisiko und bestimmten soziodemographischen Angaben wie Ge- schlecht, Alter und Berufsgruppe aufzeigen und dabei auch Angaben über den Mob- ber hinsichtlich seiner hierarchischen Position, seiner Betriebszugehörigkeit, dem Geschlecht und dem Alter erfragen. Zudem untersucht die Studie auch die Folgen von Mobbing für den Betroffenen, eruiert Bewältigungsstrategien und forscht nach Begünstigungsfaktoren für Mobbing in Persönlichkeitsmustern, in betrieblichen und arbeitsorganisatorischen Bedingungen und fragt nach gesamtgesellschaftlichen Zu- sammenhängen. 5 Diese Ergebnisse werden kritisch mit denen anderer Erhebungen verglichen, um so Widersprüche oder Bestätigungen auszumachen. Im vierten, abschließenden Kapitel wird der Versuch unternommen, die aus dem dritten Kapitel empirisch fundierten Ergebnisse in einen weiten theoretischen Rahmen zu stellen und die Arbeitshypothese zu belegen, wonach Mobbing wahr- scheinlicher ist, wenn systemnotwendige Funktionen von organisierten Sozialsyste- men versagen und gleichzeitig vorhandene pathologische Grundmuster (vgl. Bosetz- ky & Heinrich, 1994) hinzukommen und dadurch die Lösung und Integration von Konflikten verhindert wird. Die ungelösten Konflikte eskalieren und nehmen den für Mobbing typischen Verlauf an. Um diese These zu belegen, gehe ich zunächst auf organisationssoziologische Über- legungen ein, führe den Systembegriff zur Beschreibung von Wirtschaftsunter- nehmen ein, um dann nach Funktionen von organisierten Sozialsystemen und sys- temimmanenten Strukturen wie Selbstregulierung zu suchen, so dass ich Rück- schlüsse auf die Entstehung von Mobbing ziehen kann. Dann beleuchte ich pathologische Grundmuster von Organisationen wie die Über- komplizierung, verdeutliche in bestimmten Organisationsmustern implizierte Aus- grenzungsprozesse und versuche die Frage, ob Mobbing systemimmanent oder pathologisch ist, in einem Exkurs zu beantworten. Dem folgt die Darstellung von Organisation als ein mikropolitischer Raum, in dem Mobbing ein spezifisches Spiel, eine politische Strategie ist. Daran schließen gruppensoziologische Überlegungen an, da Mobbing ein Gruppen- phänomen ist. Funktionen wie Konformität, soziale Normierung und Differenzierung in Gruppen werden untersucht und mit der Entstehung und der Ausprägung von Mobbing in Verbindung gesetzt. Auch spezifische Strukturen der Arbeitsgruppe im Industriebetrieb werden in Augeschein genommen und nach mobbingbegünstigenden Strukturen hin durchforstet. Abschließend geht es um die Rolle sozialer Konflikte in Organisationen. In diesem Ansatz versuche ich die Funktionen und Dysfunktionen von Konflikten für die Organisation zu ermitteln und fahnde nach innerorganisatorischen Konfliktursachen, z.B. in der Kommunikation und Interaktion der Beteiligten, um dann Mobbing in- nerhalb bestehender Konflikteskalationsmodellen einzuordnen und dadurch als einen spezifischen, eskalierenden Konflikt zu bestimmen. 6 1.2 Fallbeispiel Geschildert wird der Fall von Lena (vgl. Leymann 1993, 19f., 57f.), einer Schweiße- rin aus Schweden, die nach einer Umschulung gleich eine Anstellung in einem Be- trieb findet. Sie ist die erste Frau in diesem Betrieb, die diesen Beruf ausübt, und er- regt dadurch Aufsehen, was sie erwartet hat. Schließlich wusste Lena, dass sie in uploads/Management/ mobbing-konflikte-am-arbeitsplatz-pathologische-beziehungsgefuege-in-gruppen.pdf

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  • Publié le Jan 30, 2022
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