0rurrdriss der indogermanisohen Spraoh- und Altertumskunde begriindet KarI Brug
0rurrdriss der indogermanisohen Spraoh- und Altertumskunde begriindet KarI Brugrnann unit Albert Thumb herausgegeben Albert Debrunner und Ferdinand Sommer II, 42 lg27 Walter de Gruyter & Co. vorrnals G. J. Giischen'scho Verlagshaudlung - J. Guttentag, Vorlags- buchhandlung - Georg Reirner - l(arl J.'Iriibner - Voit & Comp, Berlin und Leipzig Geschichte der indogermanischen Sprachwissenschaft seit ihrer Begrtindung durch Franz Bopp begriindet von 'Wilbelm Streitberg II Die Erforsohung der indogermanisohen Spraohen Band 4, 2. Hiilfte franisch Armenisch vos und Yon Hans Reichelt Heinrich Zeller r927 Walter de Gruyter & Cio. vormals G. J. Gdechen'sche Verlagshmillung - J. Guttontag, Yorlags- buchhandlung -- Georg Itoirner - Karl J. 'lriibner * Veit & Comp. Berlin und Leipzig 2. Ir ani s ch. Yon Ilans Reichelt. Die extremen Schwierigkeiten, die der X'orschung aul dem Ge- biete der iranischen Sprachen entgegengestand.en sind und noch ent- gegenstehen, lassen sich am besten begreifen, wenn rnan die Geschichte des Yolks in ihrer Wechselwirkung mit dem sprachliahen Leben be- trachtet, soweit das vorliiufig miiglich ist. Die Geschichte des Ariervolks, das Iran besiedelt hat, ist haupt- s?ichlich durch die Bodengestalt d.ieses Landes beclingt gewesen, d.as duroh die zert;ra\e Salzwiiste - bis auf einen schmalen Streifen X'ruchtbodens am Siidrande des Kaspisees - in einen tistlichen und in einen westlichen Teil gesondert und durch seine natiirlichen Grenzen derart abgeschlossen wird, daB es nur in westlicher Richtung iiber das Tiefland Mesopotamiens hinaus eine giinstige Ausbreitungsm6g- lichkeit bietet. In zwei Gruppen zu beiden Seiten der Salzwiiste gespalten, hat das Yolk nie wieder den Zusammenhalt gewonnen und seine Yersuche, sich nach Westen auszubreiten, sind nach zeit- weitgen grand.iosen Drfolgen jedesmal durch eine innere Krisis be- eintrii,chtigt und durch Reaktionen von aufien leicht zunichte ge- macht worden. Ein Nationalbewu8tsein hat es nach der Besiedlung kaum noch gegeben. Die kleineren, nur zum Teil se8haften Stilmme der Sandfltichen des Nordostens und all der zerkliifteten Randgebirge, die sich um den Besitz d.er Oasen oder d"er Tii,ler stetig bekiimpften, hatten es liingst verloren und die Kdnige der miichtigen Stiimme des Westens haben in der gewaltsamen Verfolgung ihrer ebrgeizigen Ziele nicht daran appelliert. 'Wie lose gefiigt das erste Perserreich in fran selbst gewesen ist, zeigt das nach seiner Vernichtung durch Alexander in der maked.onischen und in d.er parthischen Epoche herausgebildete System der Lokalfiirstentiimer. An die Stelle des NationalbewuBtseins ist dann allerdings die im'Widerstreite mit dem Geeohichto ilor iilg. Sprachwissenschaft II 42. 1 H. Reichelt, Irauisch. christentum belebte alte Mazdareligio' getreten. Aber das zweite Perserreich, das durch Rom und ostrom, dessen vorderasiatischq fnteressen besonders in Armenien den seinen entgegen liefen, im westen so stark gebunden war, d.aB es sich um detr .roo den nach- drdngenden Nordviilkern heimgesuchten osten nur mehr zum schutze des eignen Bestandes kiimmern lronnte, hat sie nicht einmal als staats- kirche so recht durchzusetzen vermocht. Das von den R<imern verfolgte und darum anfiinglich geduldete christentum war von den Nestorianern zu rasch iiber ganz Iran bis nach Turkistan verbreitet worden, um unterdriickt werden zu kcimen, und der Buddhismus hat im osten, wo auch die Sekte des Mani mebr und mehr platz gewann, ofienbar unbehelligt Eingang gefunden. oft genug im Innern durch die Machen- schaften des x'eudaladels oder durch die unbotmii8igkeit wilder stimme erschiittert und durch die Ubergrifie jener Nordvrilker ge- schwhcht, wd'e das Reich Ostrom unterlegen, wenn sich dieses in den fortwd,hrenden Kriegen mit ihm nicht im gleichen MaBe erschripft, hiitte. Dafiir ist es dem ersten Ansturm der durch den fshm ent- flammten Araber zum Opfer gefallen. Mit dem Reich ist aber auch das Volkstum zugrunde gegangen, da der n'atalismus, der im Lande um sich gegrifien hatte, der Verbreitung des fshms und cler damit zusammenhdngenden nmwblzung aller bestehenden verhd,ltnisse nur zu giinstig gewesen ist. Dieser Geschichte, die in einer ungeheuren Anstrengung, der durch die Besiedh''g geschafienen situation zu begegnen, gipfelt, entspricht so ziemlich der verlauf des kulturellen und des sprach- lichen Lebens. Ganz von der Politik, ilie allerdings zu einer "rrtuoo- lichen Reife gediehen ist, befangen, hat die erlahmende Kraft des volkes rvenig sch6p{erisch wirken ktinnen. Die materielle Kultur ist zumeist den zivilisierteren Nachbarviilkern entlehnt v,'orden und die geistige Kultur ist nicht sehr viel tiber das in der Zeit der voil- kraft Geleistete hinausgekommen. Wenigstens hat nach d.er un- fruchtbarenPeriode zwischen dem ersten Perserreich und der parthi- schen Epoche die Sammlung, Erkld,rung oder n'ortfiihrung dessen, was von der zarathustrischen Lehre und der mit ihr zum Teil er- worbenen Ktinigsgeschichte und Heldensage in der priester- und in der Nationaliiberlieferung erhalten geblieben ist, die verfassu'g schismatischer oder hbretischer Gegenschriften und die ubersetzung hellenischer, buddhistisch-indischer und christlich-syrischer werke bis n'irdausi fast die gesamte literarische Tiitigkeit ausgemacht. Ab- Einleitung. gesehen von der altpersischen Keilschrift der Achiimeniden, deren Herkunft, Alter und auSerinschriftliche Verwendung unbekannt ist, die aber fiir den allgemeinen Gebrauch nicht in Betracht gekommsn sein kann, ist die Kunst des Schreibens speziell den Aramiiern entlehnt, und, wet"'r der Tradition und den Andeutungen der klassischen Schriftsteller zufolge wirklich ein Religionsbuch vor Alexander bestanden hat, das in den Stiirmen der makedonischen Periode verstreut worden ist, von den Priestern sehr bald zur X'est- legung der heiligen Texte in Anwendung gebracht worden. fm pro- fanen Leben aber ist sie vorerst wohl nur von Aramiern, die in ganz Vorderasien den kaufmd,nnischen und den diplomatischen Yerkehr vermittelt haben, oder doch nur in arambischer Sprache ausgeiibt worden. Jeclenfalls ist die aramd,ische Sprache die offizielle Sprache des Achd,menidenreichs gewesen, obwohl sie allmiihlich durch die Einfiigung immer zahlreicherer iranischer Titel, Termini und 'Wen- dungen des politischen und militiirischen Amtsstils, wie sie die Ur- kunden der aramdischen Texte des alten Testaments (Andreas in Marbis kurzgef. Grammatik d. bibl.-aram. Sprache 1. und 2. Aufl., Glossar) und einiger jiidisch-aramiischer Papyri aus Elephantine (Andreas Ephem. f. sem. Epigraphik II S. 200f., Sachau Aramiiische Papyrus und Ostraka aus einer jiidischen Militii,rkolonie zu Elephantine Leipzrg 1911, IJngnad Aramiiische Papyrus aus Elephantine Leipzig 1911, Strack ZDMG. LXY, 1911, S. 834) zeigen (2. B. ft,rk 1.5 *fra- tarak 'Oberctj, hndyz La. B. 2 *handea 'Haufe als Heereskiirpet', nwpt'B. 2 arm.LW. nauapel 'Schifishert', frmnkry' 8. 4 *framanakil,r 'Befehlsgeber', gzbry' Esra 7. 2L ganjabar'Schatzmeistet', gnz' 8. 4 ganj'Schatz', gw5ky' 2a.8.5 gO$dk 'Horcher, Geheimagent', 'zdkry' 5.5. aalakd,r 'Verkiinder', 'zd2a.B.3 azl, 'Kundd, ptgm'Esra 4. 17, 6. 11 arm. LW. patgam 'Botschaft', 'sprn' Esra 6. 12 u. o. uspurn, spurr 'vollendet, sorgfii,ltig, gewissenhafli) und duroh die lfbernahme des iranischen Satzbaues au-f die Yerwendung der gewiihnlichsten, das Gerippe der Sii,tze bilddnclen 'Wiirter beschrii,nkt worden ist (vgl. Haug Uber die Pehlewi-Sprache aus den GGA., vollstdndigerer Abdruck 1854, SBayrAW. 1869. L S.85fi., West ebd. 1888. I. S.399fi., W. R. Martin p"esssdings AOS. Oct. 1890. LXIII), uncl ilre reduzierten Elemente, die etwa um den Beginn cler parthischen Epoche herum immer hiiufiger durch iranische ersetzt und endlich auoh dort, wo sie im Texte stehengeblieben sind, iranisch mitgelesen worden sein miissen, da schon in den soghcl. Privatbriefen des ersten 1* H. Reichel t, Iranisch. Jabrhunderts n. Chr. und in den iiltesten Pahlavi-Inschriften des dritten Jahrhunderts n. Chr. aramiiische und iranische W6rter wechseln sogd. m'7w-yr[' 'Monat' (Gauthiot JAs. 1913. S.525), ywm-myd 'Tag', xzy'-w1mt 'er sieht', parth. 'lh'-bg 'Gott', bry-pwhr'Sohn' (Ilejiabad-Inschr. B. Z. 3,4), sind als ein Stiick des ehemaligen Yerwaltungsapparates im einheimischen Schriftwesen sogar bis zur Annahme des arabisehen Alphabets beibehalten worden. Mit den erstarten aramdischen Elementen, von denen ilie flexiblen mit der Zeit iranische Sndungen erhielten ($ilyb 'geschossen' von Sdy, nplt 'gefallen' von npl, mlk'n neben mlkyn'K6nige' Hajidbdtl-Inschr. B. 2.I3,5,8,2, A 2.2, vgl. West JRAS. 1869, S.35?f., Kirste SWAW. CXLVL 9. Abh., Melzer WZKM. 32. 116fi.), sind aber auch viele iranische Wiirter in alter Form beibehalten worden, so daB die Texte das buntscheckige Aussehen bekommen haben, das so lange die wabre Natur dieser historischen Schreibweise verhiillt hat. Nur in der sog. manichiiischen und in der indischen Schrift, deren sich die in tlie Kulturwelt Ostturkestans gela:rgten Iranier bei der Aulzeichnung manichii,ischer Texte und der tlbersetzung buddhistischer'Werke be- dienten, sind die semitischen Elemente vermieden und s?imtliche Wiirter in der iranischen X'orm ihrer Zeit geschrieben worden. Diese sond.erbare Gestaltung des Schriftwesens mag viel dazu beigetragen haben, da8 die literarische Tetigkeit in fran selbst schwerfiillig und, wie es scheint, ausschlie8lich in tlen der offiziellen aramiischen Sprache aufgepflanzten Dialehen der miichtigeren StH,mme, der Perser, Parther unil Soghdier erfolgt ist, da von den Dialekten der iibrigen Sternme, deren Zahl nach den Listen Darius' und Herodots sehr groB gewesen sein mu8, nur geringe Spuren in Eigennamen und Glossen vorhand.en sind. GewiB ist sie aber die Ursache gewesen, daB die gesprochene Sprache um so schneller verfallen ist und daB besonders der Dialekt der Perser, die nach den Parthern wieder zur Herrschaft gelangt waren, dominiert und alle anderen beeinfuBt hat. Denn der Verfall, dessen Merkmale schon d.ie hiifische SpracLe der Achii,menid.en an sich triigt, ist zum mindesten im Westen sehr friih eingetreten, da feststeht, daB sich fie Dialekte der Persis und Parthiens schon vor dem Beginn der christlichen Ara im Zustande fast moderner Sprachen befunden haben. Und die Uberlegenheit des Dialekts der perser erweist sich dadurch, da8 er nach der Einftihrung des arabischen Alphabets die allgemeine Yerkebrs- und Schriftsprache geworden ist, und sogar drtliche Dialekte von einiger Bedeutung, wie sie Strabo Einleitung. XV. 724 und die chinesischen Han-Annalen (vgl. X'ranke Anhang zu den uploads/Geographie/ erforsch-indog-iran-armen-1927.pdf
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- Publié le Sep 05, 2021
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