1 Joachim Arnold MASTER-THESIS In Anbetracht der Sichtweise Versuch eines Model

1 Joachim Arnold MASTER-THESIS In Anbetracht der Sichtweise Versuch eines Modells phänomenaler Kategorien im psychotherapeutischen Kontext eingereicht zum Upgrading zum Master of Science (MSc) in der FH Vorarlberg Schloss Hofen Dezember 2010 2 In Anbetracht der Sichtweise - Versuch eines Modells phänomenaler Kategorien im psychotherapeutischen Kontext Zusammenfassung: Diese Arbeit ist der Versuch eines Kategorien-Systems zur Einordnung von Phänomenen nach ihrer Erscheinungsweise. Das hier vorgestellte Modell der vier phänomenalen Kategorien Repräsentation , Illusion , Symbol und Chaos wird als Möglichkeit diskutiert, den Wahrnehmungsprozess im psychotherapeutischen Kontext zu reflektieren. Diese Systematisierung könnte zu einem besseren Verständnis beitragen, wenn es zu Störungen in der Wahrnehmung der äußeren und inneren Welt kommt. Neben der Darstellung des Modells erfolgt eine Bezugnahme zur Phänomenologie und zur Psychologie, weiters wird der Versuch unternommen, das Modell sowohl hinsichtlich allgemeiner Prinzipien der Psychotherapie zu beleuchten und im Besonderen in das personal- existentielle Menschenbild der Logotherapie und Existenzanalyse einzubinden. Schlüsselwörter: Phänomen, Kategorie, Repräsentation, Illusion, Symbol, Chaos Regarding the view - attempt to a model of phenomenal categories in the context of psychotherapy Summary: This treatise is the attempt to a system of categories for classification of phenomena according to their manner of appearance. The model of the four phenomenal categories representation , illusion , symbol and chaos , which is presented here, will be discussed as an opportunity to reflect the process of perception in the context of psychotherapy. This systematization could contribute to a better understanding in case of problems with the perception of the outer and the inner world. In addition to the description of the model there will occur references to phenomenology and psychology. Further will be attempted to illustrate the relevance of the model with regard to general principals of psychotherapy, and particularly there will be tried to refer to the personal-existential anthropology of logotherapy and existential analysis. Keywords: phenomenon, category, representation, illusion, symbol, chaos 3 INHALTSVERZEICHNIS ÜBERSICHT / ABSTRACT EINLEITUNG 1.1 Logotherapie . 5 1.2 Existenzanalyse . 6 1.3 Die phänomenologische Haltung .. 8 1.4 Verstehen ... 9 HAUPTTEIL 2. Das Modell der phänomenalen Kategorien Grundgerüst 2.1 Verdichtung und Erweiterung von Bedeutung 12 2.2 Grammatik ... 13 2.3 Das Modell ... 14 3. Relevante Begriffe 3.1 Perspektive und Sinn 17 3.2 Bedeutung und Aspekt . 17 3.3 Subjekt und Objekt ... 19 3.4 wahrnehmen und wahrgenommen werden ... 20 3.5. Phänomen und Kategorie . . 22 3.6 Innenwelt und Außenwelt . 24 3.7 Kommunikation und Kreativität ... 25 3.8 transparent und opak . 25 3.9 mittelbar und unmittelbar ...... . .. 26 3.10 Existenz und Evidenz . ... 27 4. Die vier phänomenalen Kategorien 4.1 Repräsentation .. 30 4.2 Illusion . 36 4.3 Symbol . 39 4.4 Chaos ... . 45 5. Phänomenale Kategorien und Psychotherapie 5.1 Phänomenologie und phänomenale Kategorien 55 5.2 Phänomenologische Offenheit und Interpretation . 56 5.3 Die phänomenalen Kategorien in einem allgemeinen psychotherapeutischen Kontext . 57 5.4 Die Beziehung des Modells der phänomenalen Kategorien zu Theorie und Praxis der Logotherapie und Existenzanalyse . . 62 . SCHLUSS 6.1 Zusammenfassung und Reflexion ..... 74 6.2 Ausblick . 76 LITERATURVERZEICHNIS 4 EINLEITUNG Das wahre Geheimnis der Welt ist das Sichtbare, nicht das Unsichtbare . Oscar Wilde Ist das so, wie es aussieht? - Diese Frage kennt jeder, der vor einem Regal im Supermarkt steht. Unsere Antwort darauf bahnt mehr oder weniger die weiteren Schritte, für die wir uns dann entscheiden können; eine der vielen kleinen Entscheidungen im täglichen Leben, aber auch unsere großen Beschlüsse. Das Verhältnis von Sein und Schein ist das Thema einer philosophischen Strömung, die vor gut hundert Jahren in das Blickfeld gelangte: die Phänomenologie. Als strenge Wissenschaft wurde sie maßgeblich von Edmund Husserl formuliert, sie beeinflusste die spätere Existenzphilosophie und auch die Psychologie. In der Psychotherapie ist eine mehr oder weniger explizite phänomenologische Haltung die Vorraussetzung für eine authentische Begegnung, die dem Klienten oder Patienten als Menschen gerecht wird. Diese Haltung ist keine Technik, obwohl sie durchaus Übung erfordert. Sie kann im therapeutischen Prozess salutogenetisches Potential erschließen, das jenseits von manualisierten Behandlungsstrategien und Therapieplänen wartet. Erfüllende Existenz, ein als sinnvoll erlebtes, in Freiheit und Verantwortung gestaltetes Leben ist das Anliegen der Logotherapie und der existenzanalytischen Psychotherapie. Ist die Beziehung eines Menschen zu seiner Welt und zu sich selbst gestört, behindert dies den Existenzvollzug und verhindert ein erfülltes Leben. Eine Störung kann sich in verschiedenen psychischen Krankheitsbildern äußern. Der Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse Viktor E. Frankl differenziert zwischen seelischem Krankenstand und geistigem Notstand , um die verschiedenen Dimensionen des Leidens zu verdeutlichen (Frankl 1987, 32). Sowohl in der Logotherapie als auch in der Existenzanalyse ist die phänomenologische Haltung ein grundlegendes Element im therapeutischen Prozess. Phänomenologie in der existenzanalytischen Psychotherapie und in der logotherapeutischen Beratung entspricht einem Verständnis vom Dasein, das den Menschen in einem kreativen Dialog mit einer Welt sieht, auf die er hin orientiert ist, die ihn beeinflusst und auf die er gestaltend einwirken kann. 5 1.1 Logotherapie Das Augenmerk der Logotherapie ist auf den Menschen und seine Lebenswelt gerichtet, in der er sich bewegt. Innerhalb der Orientierung des Menschen auf seine jeweilige Situation kann die Wahrnehmung des Sinnanspruches beeinträchtigt sein. Der Mensch erlebt sich als frustriert, als leer vor dem Hintergrund seiner persönlichen Möglichkeiten und mit einer mehr oder weniger bewussten Ahnung für das Wesentliche und für den tieferen Sinn seines Lebens. Frankl beschreibt eine Reihe von Störungsbildern, die sich durch das Ausblenden der geistigen Dimension des Menschseins ergeben. Er bietet bei blockierten innerpsychischen Vorgängen Behandlungstechniken an, wie z.B. die Paradoxe Intention oder Methoden zur Dereflexion und Selbstdistanzierung (z.B. Frankl 1999). Logotherapie an sich ist keine Technik. Die Beleuchtung von Möglichkeiten zur Sinnerfüllung kann keine Technik sein, Sinn ist keine Strategie. Aus der jeweiligen Lebenssituation heraus ist die Erfahrung von Sinn durch das Erleben von Werten möglich, die den Menschen ansprechen. Nach Frankl gibt es drei Hauptstraßen zum Sinn, drei Werte-Kategorien, innerhalb derer für einen Menschen Sinn zur Erfüllung gelangt (Frankl 1987, 81): schöpferische Werte, Erlebniswerte und Einstellungswerte. Die Erfahrung von Sinn braucht als erfüllend erlebte Aktivitäten und Augenblicke, aber auch eine persönliche Auseinandersetzung für eine dem Leben abgerungene wertvolle Geisteshaltung. Es ist zu beachten, dass dieser Einstellungswert ein von der Person erlebbarer, ein tatsächlich fühlbarer Wert ist, denn hier ist das Abheben in einen apodiktischen Moralismus besonders verlockend. Die philosophischen Wurzeln für die Logotherapie liegen in der Phänomenologie, vor allem in der Phänomenologie und philosophischen Anthropologie Max Schelers. Frankl betont die Gegenposition zu einer deterministischen Auffassung des Menschseins und spricht sich gegen einen Reduktionismus in der Psychotherapie aus, der die geistige Dimension - die Unbedingtheit - des Menschseins außer Acht lässt. Tatsächlich geht der Logotherapeut nicht moralistisch, sondern phänomenologisch vor. Und tatsächlich fällen wir keine Werturteile über irgendwelche Tatsachen, sondern machen Tatsachenfeststellungen über das Werterleben des schlichten und einfachen Menschen ( ) (Frankl 1996, 17). 6 1.2 Existenzanalyse Der Begriff Existenz verweist auf die Existenzphilosophie mit Denkern wie Kirkegaard, Jaspers, Heidegger, Sartre oder Camus. Existenz meint die besondere Seinsweise des Menschen in seiner Situation und die Dynamik, die sich in der gestaltenden Auseinandersetzung zwischen den inneren und äußeren Möglichkeiten und Bedingungen ergibt. Trotz der vielfach erfahrenen Wechselwirkungen und Verstrickungen ist der Mensch als Person grundsätzlich durch sich selbst bestimmt, eigenmotiviert und dialogfähig. Das hebt sich von rein kausal-deterministischen Auffassungen des Menschseins ab. Existenz und Sinn sind nicht einfach kausal erklärbar, auf dahinter liegende Ursachen zurückführbar und die Person ist nicht einfach normierbar, durch Regeln und Gesetze determiniert. Demnach verlangt das Menschenbild in der existentiellen Psychotherapie prinzipiell eine phänomenologische Zugangsweise, in der ein Mensch - auch als leidender und beeinträchtigter - so in Erscheinung treten kann, wie er von sich aus ist. Und die Welt kann sich ihm zeigen, wie sie ist, mit allen Möglichkeiten und Grenzen. Das Wort existieren wurde im 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen in die Umgangssprache entlehnt und bedeutet herauskommen, zum Vorschein kommen (Kluge 1989). Es setzt sich aus der Vorsilbe ex- (aus heraus) und dem Verb sistere (stellen, sich stellen, still stehen, bestehen) zusammen1. Existenzanalyse in der heutigen Form ist eine psychotherapeutische Richtung mit einer strukturierten Methodologie und Evaluierbarkeit. Die nosologische Systematik beruht auf einem personal-existentiellen Verständnis des Menschseins, sie ist durchaus kompatibel mit den aktuellen diagnostischen Klassifikationssystemen (ICD der Weltgesundheitsorganisation und DSM der American Psychiatric Assosiation)2. Der Begriff Existenzanalyse geht ursprünglich auf Viktor Frankl zurück, er bezeichnete damit die der Logotherapie zugrunde liegende Anthropologie. Die personalen Bedingungen der Existenz kamen erst in einer späteren Entwicklungsphase als pathogenetisch relevante Zonen ins Blickfeld. Eine solche personalen Bedingungen ist z.B. die innere Ansprechbarkeit 1 sistere ist ein Reduplikativum von stare , d.h. stehen . Der Begriff Existenz beinhaltet demnach der Wortbedeutung nach ein Entstehen aus sich heraus. 2 erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch das Bemühen der World Psychiatric Association (WPA), im künftigen ICD-11, das voraussichtlich 2011 das jetzige Diagnosesystem ICD-10 ablösen wird, eine person- zentrierte integrative psychiatrische Diagnostik zu etablieren - in den Worten des Vorsitzenden der WPA Juan E. Mezzich (2007, 2): attending to the totality of the person (including his/her dignity, values, and aspirations) . 7 des Menschen auf den jeweiligen aus der äußeren Situation kommenden Sinnanspruch; ist diese Ansprechbarkeit durch psychopathologische uploads/Litterature/ arnold-model-de-categorii-pdf.pdf

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