Kök-Türken (Skript Prof. Weiers) Die Etymologie des Ethnonyms Türk ist bisher u

Kök-Türken (Skript Prof. Weiers) Die Etymologie des Ethnonyms Türk ist bisher unklar. In der späteren Inschrift des Prinzen Kül werden die Türk für die Zeit vor 552 bezeichnet als idi oqs2z kök türk „Blau-Türk(en) ohne Herrschaft und Klanordnung“. Hiernach bezeichnet die Wissenschaft die gesamten frühen Türken als Kök Türk(en) „Blau-Türk(en)“. Spätere Türkvölker wie die Uigur(en) bezeichneten diese Kök Türken nur als Türk, z.B.: bu qamu— türk budun „dieses ganze Türk Volk“, oder: ad2n…2— türk…e bašik „spezielle türkische Hymnen“. Die Gründungslegenden der Türk sind ausschließlich aus chinesischen Werken überliefert. 552 gilt als das Gründungsjahr des ersten unabhängigen türkischen Reiches durch Bum2n Qa—an = chin. Tumen Qa—an, sein persönlicher Titel: chin. Yili Kagan = tü. Illi— Qa—an „mit Frie- densherrschaft (il+) versehener (+li—+) Herrscher“. Allgemeiner Titel der tü. Oberherrscher war zunächst in Ost und West Yab—u. Bum2n Qa—an starb 552. Nachfolger wurde ein Sohn des Bum2n namens Kelo = Yisiki Qa—an. Dieser starb ebenfalls noch 552. 553-72 regierte Sekin = Muqan Qa—an, ein jüngerer Bruder des Kelo, alias Yentu. Aufgrund seiner Macht eroberte er alle Staaten jenseits der Grenzen Chinas, d.h. er regiert im Osten Zentralasiens. 552-75/76 regierte ¤štämi, Onkel des Muqan, im Westgebiet der Türken und beginnt mit der Eroberung der westlichen Steppen Innerasiens. Diese Eroberungen hatten vor allem handelspoli- tische Hintergründe. Zunächst Bündnispolitik mit den Sassaniden Irans gegen die Hephthaliten und ihre Handelszentren in Mittelasien. ¤štämi führte noch denselben allgemeinen Titel Yab—u wie der Ostherrscher und nannte sich Syr-Yab—u. Später führen die Westherrscher den allgemei- nen Titel Šad. Für die weitere Geschichte der Kök Türk(en) unterscheidet die Wissenschaft zwischen den Ost- und Westtürken und ihren Herrschern, da diese vielfach jeweils eigenen Bedingungen unterwor- fen sind. 557 westtürkisch-sassanidisches Bündnis zwischen ¤štämi und dem Sassanidenherrscher Hos-rau An㚧rw~n (531-79), der eine türkische Prinzessin heiratete. Den Titel des ¤štämi Syr-Yab—u geben muslimische Quellen als Sin™ibã (½._0k6´0~) oder Sin™ipãk (¦½S0j6´0~) wieder, die byzantinischen Quellen als G48.\$@L8@H- G4.\$@L8@H- G4.V$@L8@H. Das zunächst gemein- same westtürkisch-sassanidische Vorgehen gegen die Hephthaliten war sehr erfolgreich, führte zur Ausschaltung der Hephthaliten, und brachte den Westtürken reichen Zugewinn. Da sowohl die Sassaniden als auch die Westtürken aber jeweils für sich danach trachteten, das westliche Ende der sogenannten Seidenstraßen und vor allem den Seidenhandel unter ihre Kontrolle zu bekommen, kam es bald zu Unregelmäßigkeiten, und schließlich zu westtürkisch-sassanidi-schen Feindseligkeiten. Türkische Gesandtschaften in den Iran endeten damit, daß ihre Seide verbrannt und ihre Gesandten vergiftet wurden. Die Sassaniden verboten den Türken auch ihre Märkte. Die iranischen Sogder, deren Handelsleute den türkischen Handel verwalteten, regten darauf die westtürkischen Machthaber an, sich nach Konstantinopel zu wenden. Die politische Konstella- tion, auf welche die Türken bei dieser Partnersuche trafen war folgende: 560 fanden, so berichtet Menandros Protektor, byzantinisch-sassanidische Friedensverhandlungen statt zwi-schen Petros, dem Gesandten des byzantinischen Kaisers Justinianos I. (527-65), und einem vom Sassaniden- herrscher Hosrau An㚧rw~n (531-79) entsandten Würdenträger aus der Familie Zich, die zu den vornehmsten Geschlechtern des persischen Sassanidenreiches mit Anspruch auf die höchsten Reichsämter gehörte. Den langen Bericht des Petros über seine Reise an den Sassa-nidenhof hat Menandros Protektor ebenso in aller Ausführlichkeit überliefert, wie er auch über die gesamte Zeit von 558 bis 582 höchst aufschlußreich schreibt, vgl. E[rnst]Doblhofer, „Aus dem Ge- schichtswerk Menanders“, in: derselbe, Byzantinische Diplomaten und östliche Barba-ren = Byzantinische Geschichtsschreiber, Band IV, 83-223, Verlag Styria 1955. Das sassanidische Persien und Byzanz waren also Bündnispartner, als die wahrscheinlich erste westtürkische Gesandtschaft wegen ihrer Schwierigkeiten mit den Sassaniden 563 an den by- zantinischen Hof nach Konstantinopel kam. Gesandter der Westtürken soll ein Fürst Axijie gewesen sein, den Theopylaktos Simokattes als z!F6Z8 aufführt. Über Erfolg oder Mißerfolg dieser Gesandtschaft sind wir nicht unterrichtet, denn erst beginnend mit dem Jahr 568 berichtet Menandros Protektor ausführlich speziell auch über türkisch-byzantinische Beziehungen, wes- wegen das Jahr 568, viertes Regierungsjahr des Kaisers Justinos II. (565- 78), mit seinen Berich- ten über Gesandtschaftsreisen auch als das Jahr für den Beginn der türkisch-byzantinischen Beziehungen gilt (vgl. Doblhofer, 18 M, 132-135). Eine byzantinische Gesandtschaft unter -Zµ"DP@H reist dann im August 568 n. Chr. zu den Westtürken (vgl. Doblhofer, 19 M - 22 M, 135-141). Zwischen den Westtürken und Byzanz entwickelten sich Spannungen wegen der Awaren (= Teile der Rouran?), deren eigenständige Politik den Westtürken mißfiel, da sie die Awaren als türki- sche Untertanen ansahen, die von ihnen abgefallen waren. Die Türken waren deswegen zwar damit einverstanden, daß Byzanz die Zahlung von Tribut an die Awaren ablehnte, doch mit dem byzantinisch-awarischen Friedensschluß von 570 waren sie keineswegs zufrieden. Besonders störte die Westtürken auch das byzantinisch-sassanidische Verhältnis, weswegen sie nach Menandros Protektor den byzantinischen Kaiser Justinos II. dazu drängten, gegen das sassani- dische Persien wieder Krieg zu führen (Doblhofer: 32 M, S. 153). 571jedoch verhandelte zum Leidwesen der Westtürken der persische Gesandte Sebochthes in Byzanz mit Justinos II. über einen byzantinisch-persischen Frieden, der aber dann doch nicht zustande kam. 573kam es sogar wegen Armenien zu byzantinisch-persischen Kampfhandlungen. Die Feindseligkeiten wurden zusätzlich noch angeheizt durch einen unverschämten Brief des Sassanidenherrschers Hosrau An㚧rw~n an den byzantinischen Regenten Tiberios und die Kaiserin Sophia. Die Türken gar nicht berücksichtigend kam es dann aber im Februar oder März 574zu einem einjährigen Waffen- stillstand zwischen Byzanz und Persien und im Winter 574/75 schloß der seit 7. Dezember 574 als Mitkaiser regierende Tiberios (regierte als Kaiser als Tiberios II. 578-82) auf Wunsch der Perser einen fünfjährigen Waffenstillstand. Die durch den byzantinisch-awari-schen Frieden von 570 und durch den byzantinisch-persischen Waffenstillstand erheblich bela-steten türkisch- byzantinischen Beziehungen sollte dann eine byzantinische Gesandtschaft im Jahre 575 bei- zulegen versuchen. Der byzantinische Gesandte Valentinos wurde, wie Menandros Protektor berichtet, abgesandt zu einem der Söhne des ¤štämi namens I@bD>"2@H- I@bD->"<2@H = Türk Šad, der als türkischer Lokalherrscher eine der acht Ländereien, in welche das westtürkische Territorium damals unterteilt worden war, verwaltete. Die Gesandtschaft fiel möglicherweise in das Todesjahr des ¤štämi (Doblhofer: 43 M, 169-174). Die Herrschaft des ¤štämi, geographisch und wegen der durch Byzanz übermittelten Nachrich-ten europäischem Empfinden näher stehend als etwa Herrschaftsbereiche, über die uns asiati-sche Quellen unterrichten, stellte keine politisch unabhängige Staatsmacht dar. ¤štämis „Senior Partner“ war zweifellos der osttürkische Muqan Qa—an. Eine auf zwei Zentren gestützte Macht, deren eine, nämlich die des westtürkischen ¤štämi, sich durch weitreichende Beziehungen aus- zeichnete, während die andere, die osttürkische, mehr auf die Region beschränkt blieb, konnte sich aber nicht im Gleichgewicht halten. So begann 576-81Tardu oder Tarduš (reg. 576-603), der Sohn und Nachfolger des ¤štämi, sich politisch gegenüber seinen osttürkischen Brüdern hervorzutun. Hier im Osten hatte nach dem Tod des Muqan im Jahre 572 sein jüngerer Bruder Taspar (reg. 572-81), chin. Dabo, die Herrschaft übernommen und es mittlerweile fertig ge- bracht, aus dem Zerfall des türkischen Reiches der Tab—a…, das in die beiden Teildynastien Nördliche Qi im Osten (550-577) und Nördliche Zhou im Westen (557-580) zerfallen war, Kapital zu schlagen, indem er die beiden Dynastien gegeneinander ausspielte und durch Razzien in deren Gebieten sein Besitztum mehrte. Chinesische Nachrichten über die Nördliche Zhou- Dynastie berichten hierüber zusammenfassend, daß seit dem Tod des Muqan der Türkenstaat, d.h. die Ost-türken, „reicher und mächtiger“ geworden sei. Taspar plante sogar, das Gebiet der beiden Nachfolgedynastien der Tab—a… zu überrollen, und war nur durch den Tribut von 100.000 Stücken verschiedener Seidenprodukte, die die den Osttürken näher gelegene Nördliche Zhou entrichtete, davon abzuhalten. Auch die Nördliche Qi im Osten war nahe daran gewesen, sich für Taspar wirtschaftlich zu ruinieren. Die nach dem Tod des Taspar 581 ausgebrochenen Nach- folgestreitigkeiten auf der einen, und die Konsolidierung der früheren Tab—a…-Region unter der chinesischen Sui ( )-Dynastie (581-618) auf der anderen Seite schwächten die Osttürken. Unter dem schließlich zur Herrschaft gelangten osttürkischen Herrscher Išbara (reg. 581-87) sagte sich 584 der westtürkische Herrscher Tardu von der osttürkischen Oberherrschaft los. Der Osttürkenherrscher Išbara hatte unter schwierigen Bedingungen zu regieren. Er mußte fürchten, daß der von ihm ernannte Abo Qa—an mit den chinesischen Sui konspirierte. Er zog deswegen gegen Abo Qa—an zu Feld und tötete dessen Mutter. Abo Qa—an floh daraufhin zu Tardu, dem nunmehr von den Osttürken getrennt eigene Wege verfolgenden Herrscher der Westtürken. Als weitere mögliche Rivalen vertrieb Išbara den Tanhan Qa—an, einen Freund des Abo Qa—an, und seinen Onkel Diqin Šad. Beide flohen ebenfalls zum Westtürkenherrscher Tardu. 585 griffen die Westtürken unter Tardu Išbara an und bedrängten diesen derart, daß sich Išbara schließlich den chinesischen Sui unterstellte. Die Erfolge des Tardu im Osten liefen parallel mit solchen gegenüber seinen mächtigen Rivalen im Westen, so daß Tardu ca 590-603 die Ober- herrschaft über die unter ihm vereinigten türkischen Gebiete in West und Ost innehatte. Auch die schwere Niederlage, die sein Sohn Š~ba, der in der muslimischen Tradition als „der größte Herrscher der Türken“ bezeichnet wurde, 589 gegen den sassanidischen General Bahr~m „Çb§n bei Herat hinnehmen hatte müssen, konnte dem Höhenflug des Tardu zunächst nichts anhaben. Allzu lange konnte sich Tardu indes nicht halten. Wohl von den chinesischen Sui aufgemuntert revoltierten im Osten verschiedene Stämme -die chinesischen Nachrichten der Sui führen sieben Stämme namentlich auf-, zwangen Tardu zum Rückzug und schließlich zur Flucht zu den Tuyuhun, einem erfolgreichen kleinen protomongolisch (Xianbi)-tibetischen Mischvolk mit auch leicht türkischem Einschlag im tibetischen Bergland. Hier verlieren sich dann die Spuren des Westtürkenherrschers Tardu. Die Unruhen, die zunächst der Aufstieg des uploads/Litterature/ koek-tuerken.pdf

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