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zurück zur Hauptseite Historische Semantik Zur Einführung - Die Struktur des deutschen Wortschatzes - Erbwörter - ursprüngliches, nicht aus anderen Sprachen entlehntes Wortmaterial - - ide. Erbgut (gemeinsam für die ganze indoeuropäische Sprachfamilie) - - germ. Erbgut (nur im germanischen Zweig der ide. Sprachen nachweisbar) auch die spätere weitere Entwicklung des sprachlichen Erbgutes durch Wortbildung usw. (sofern keine fremdsprachlichen Vorbilder anzunehmen sind) - Fremd- und Lehnwörter - Übernahme aus der Fremdsprache - seit der ältesten Zeit Keltisch Latein (in mehreren „Wellen“: Spätantike, Frühmittelalter, - durchgehend als Sprache der Kirche - Humanismus - Renaissance, Neuzeit, im Bereich des Fachwortschatzes bis in die neueste Zeit - Internationalismen „Eurolatein“ Romanische Sprachen: - Französisch (in mehreren Perioden: Hochmittelalter - Lexik der höfischen Kultur, Courtoisie; die frühe Neuzeit kulturelle Vormachtstellung in Europa à la mode - Wesen usw. - Sprache der Diplomatie - Italienisch, Spanisch ua. - in kleinerem Ausmaß, beschränkt auf bestimmte Gebiete Altenglisch, Irisch (Missionsbemühungen im Frühmittelalter)- geringfügig - der gewaltige Einfluss des Englischen erst in moderner Zeit - seit 19. Jh. Slawische Sprachen - eher marginale Beeinflussung (was die Schriftsprache betrifft, die benachbarten Mundarten zeigen verhältnismäßig mehr Lehnwörter bzw. Interferrenzerscheinungen) Andere Sprachfamilien - mistens zunächst Exotismen (Bezeichnugen der lokal spezifischen Erscheinungen...) Klassifikation des Lehngutes (urspr. nach Werner Betz; König, Werner: dtv-Atlas Deutsche Sprache. München 1998. S. 71-72. Lehngut Wortentlehnung Lehnprägung Fremdwort Lehnwort Lehnbildung Lehnbedeutnug Lehnformung Lehnschöpfung Lehnübersetzung Lehnübertragung Fremdwörter: direkte Übernahme - nicht angepasst: Palais (< frz.) Lehnwörter: Lautgestalt, bzw. Orthographie, Morphologie... dem jeweiligen Sprachsystem angepasst: das Fenster (< lat. fenestra,-ae, f) Lehnübersetzung: Wort für Wort Übersetzung: Mit-leid (< lat. com-passio) Def. Lehnübertragung: freiere Wiedergabe des Inhalts: Halb-insel (< lat. paen-insula; "fast- Insel") Def. Lehnschöpfung: Bildung aus dem eigenspachlichen Material, angeregt durch die Bezeichnung der Fremdsprache: Weinbrand (Ersatz für die geschützte Marke ~ frz. Cognac) Def. Lehnbedeutung: vorhandenes Wort bekommt eine neue - in der Fremdsprache übliche - Bedeutung: Christianisierung der urspr. heidnischen Begriffe; realisieren (=Bed. begreifen, einsehen < engl.realize); daneben Bed. verwirklichen Def. Der Bedeutungswandel (Stedje, Astrid: Deutsche Sprache gestern und heute. 5. Aufl. München 2001. Schweikle, Günther: Germanisch-deutsche Sprachgeschichte im Überblick. 5. Aufl. Stuttgart, Weimar 2002. ...) Bedeutung eines Wortes – die lexikalische Bedeutung (außerdem ggf. Nebenbedeutungen, Konnotationen) Bedeutungsinhalt (Intension, Begriffsinhalt) – Gesamtheit aller wesentlichen Eigenschaften und Merkmale des betreffenden Begriffes Bedeutungsumfang (Extension, Begriffsumfang)– Summe der einzelnen Individuen, auf die sich das gegebene Wort beziehen kann indirekt proportional: Je größer der Bedeutungsinhalt, desto kleiner der Bedeutungsumfang – und umgekehrt. Durch Hinzufügung des weiteren Unterscheidungsmerkmals (Erweiterung des Bedeutungsinhalts) sinkt die Anzahl der referierten Individuen (Verkleinerung des Bedeutungsumfangs). Arten des Bedeutungswandels – Quantitative Aspekte Qualitative Aspekte Quantitative Aspekte Bedeutungserweiterung (Bedeutungsumfang vergrößert, Bedeutungsinhalt verkleinert – Verlust eines oder mehreren distinktiven Merkmale) Def. fertig – urspr. zur Fahrt „gerüstet, vorbereitet“ – die heutige Bedeutung >> allg. „bereit, vollendet“ Ding – ahd. thing, ding – „Gerichtsversammlung, Rechtssache“ >> später allg. „Gegenstand, Sache“ Sache – urspr. „Rechtssache, Strei“ >> gegenwartsprachlich allg. „Sache“ (alte spezielle Bedeutung in der juristischen Sprache: In der Sache Schmid vs. Maier.) Herberge – urspr. nur für „Heer“ bestimmt >> allg. „Unterkunft für Fremde“ … Bedeutungsverengung (Bedeutungsumfang verkleinert, Bedeutungsinhalt vergrößert – Hinzukommen eines oder mehreren distinktiven Merkmale) Def. Mut – urspr. allg. „wechselnde Gemütszustände“ (vgl. guten Mutes sein, engl. mood) >> gegenwärtig eingeschränkt für „Tapferkeit“ Hochzeit – mhd. hochgezît allg. „Fest, Feier; Freude“ >> speziell „Feier anlässlich der Vermählung“ fahren – ahd. mhd. „sich fortbewegen“ >> eigeschränkt in der Regel „sich auf Rädern fortbewegen“ Reim – ahd. „Zahl, Reihenfolge“ >> mhd. „Verszeile, Reimvers, Reim“ >> „Reim“ als Terminus der Poetik, Metrik Bedeutungsverschiebung (Verblassung ursprünglichen Bedeutung – Umdeutung; oft z.B. Abstraktion) z.B. begreifen, ausdrücken ... urspr. die konkrete Bedeutung, auf Grund des Gebrauchs in der Sprache der Mystik auch abstrakt. elend – ahd. elilenti - konkret „in einem anderen Land; ausgewiesen“ >> abstr. „unglücklich, ärmlich“ Frauenzimmer – mhd. Bed. „Frauengemach, Aufenthaltsort der Frauen“ >> dann „Frau (neutral)“ >> „zänkische ältere Frau“ heute meist pejorativ (Metonymische Übertragung) Qualitative Aspekte Bedeutungsverschlechterung (Pejorisation) – Hinzukommen der negativen Konnotation; das Ansehen des Begriffs im gewöhlichen Gebrauch sinkt) oft zugleich Bedeutungsverengung bzw. –verschiebung. Def. Dirne – mhd. dierne – „junges Mädchen“ >> „Dienstmädchen“ >> nhd. „Prostituierte“ (alte Bedeutung mundartlich/ landschaftlich bair.-öster Dirndl – „Mädchen“ Spießbürger – urspr „mit dem Speer bewafneter Bürger“ >> Spottname für einen „engstirnigen Menschen“ albern – ahd. alawāri „ganz wahr, freundlich“ >> mhd. alwćre „alzu gütig, dumm“ >> nhd. albern „töricht, einfältig“ Bedeutungsverbesserung (Melioration) – das Ansehen des Begriffs im gewöhlichen Gebrauch steigt) oft zugleich Bedeutungsverengung bzw. –verschiebung. Def. Marschall – ahd. marahscalc „Pferdeknecht“ (vgl. Mähre – Schalk; Einzelwörter erfuhren dagegen eine Bedeutunsverschlechterung) >> „Stallmeister“ >> „Hofbeaamter“ >> „oberster Befehlshaber der Reiterei“ >> „höchster militärischer Rang“ (seit dem 16 – 17. Jh.) Minister – urspr. (< lat. vgl. minus „kleiner“ ) „Diener“, wörtlich „der Geringere“ >> „Diener des Staates“ >> „oberster VerwaltungsBeamter des Staates“ Die Ursachen des Bedeutungswandels sprachliche, gesellschaftliche, geschichtliche, soziale, psychologische ... Faktoren Abnutzung, Bedeutungsentleerung – vor Allem im affektiv betonten Wortschatz (häufig gebraucher Euphemismus wird zur Normalbezeichnung ohne verhüllende Funktion usw.) Tendenz zur bildhaften, indirekten Ausdrucksweise bei als unangenehm empfundenen Themen Veränderung der betreffenden gesellschaftlichen oder materiellen Verhältnisse Hammer – urspr. ide. „Felsen, Stein“ (so noch in einigen Ortsnamen), die ältesten „Werkzeuge aus Stein“ >> später übertragen auf das entsprechende „eiserne Werkzeug“ Schlüsselbein – alte Form der Schlüssel – gebogene Metallstange Buch – „Schreibtafeln aus Buchenholz“ >> „auf Papier gedruckte gebundene Bücher“ Fräulein – mhd. frouwelîn für „unverheiratete erhabene Dame (adeliger Herkunft)“ >> allgemeiner auch für „bürgerliche Mädchen“ >> heute allgemein „unverheiratete junge Frau“ (Bedeutungserweiterung) – Aufstieg des Bürgertums, Abschwächung der Exklusivität der aristokratischen Kreisen – Gebrauch in höflichen Anreden (bis heute „lieber etwas mehr als zu wenig“) – Umstrukturierung des ganzen semantischen Feldes – Frauenbezeichnungen mhd. >> nhd. Übertragene Bedeutung Def. Metapher – auf Grund der Ähnlichkeit in Gestalt, Eigenschaften, Funktion Ausdrucke für geistige Vorgänge urspr. der materiellen Sphäre entnommen erfahren - reisend kennenlernen einfallen – von dem „hereinstürzenden Gedanken“ einen Streit beilegen – zur Seite legen überspannt – zu stark gespannt hartnäckig .... uvam. Hals der Flasche – der schmale obere Teil Wasserhahn – urpr. Ähnlichkeit mit dem Tier Fleischwolf – zerkleinert das Fleisch wie das Raubtier hamstern – wie ein Hamster Vorräte... anhäufen affig – wie die Affen, nachäffend, gekünstelt Haupt – „Kopf“ heute nur noch gehoben, oder im übertragenen Sinne Kopf – urspr. „Becher“ vgl. engl. cup – metaphorisch für Hirnschale gebraucht >> Normalwort für „Kopf“ (gegenwartsprachlich umg. auch andere metaphorische Bezeichnungen z.B. Birne, Rübe Metonymie – auf Grund der räumlichen, zeitlichen, kausalen uä. Zusammenhänge Frauenzimmer, Handelskammer ... – die Bewohner des betreffenden Raumes Lehrstul – das Amt des Hochschullehrers Prag, Berlin... (Hauptstadt, Sitz der Regierung) >> die politische Repräsentatinon des Landes Steueramt, Ministerium, Bundestag – die Institution >> das entsprechende Gebäude auch urspr. Eigennamen der Entdecker, Erfinder, Herkunftsländer udgl. Kaiser – C. Iulius Caesar Mansarde (Dachausbau zu Wohnzwecken) – der französische Architekt Jules Hardouin Mansart (*1646, +1708) Mercedes – die Tochter des ersten Bestellers des Daimler- Benz Kraftwagens spezielle Fälle z.B. Synekdoche pars pro toto (ein Teil für das Ganze) Lockenkopf – eine Person mit dem lockigen Haar Bleichgesicht - eine Person mit dem bleichen Gesicht Blauhelm –Mitglieg der UNO Streitkräfte (mit dem blauenm Helm) Übertragung – z.T. Abstrahierung der Fachbegrife uä.– oft in festen Wendungen erhalten Farbe bekennen (Kartenspiel) die erste Geige spielen (Musik) aus der Fassung geraten (Goldschmiedekunst) etwas mit in Kauf nehmen (Geschäft) Indirekte, beschönigende Ausdrucksweise Euphemismen, Tabuwortschatz Altertümliche Tabu-Vorstellungen: „Wenn man den Wolf nennt, kommte er gerennt.“ Entstellte Deckwörter Deixel – Teufel, verflixt – verflucht Umschreibende Bezeichnunge Bär ( – „der Braune“; vgl. slawische Sprachen: der „Honigesser“) Besonders oft vorkommende Ausdrucksweise in den tabuisierten Themenbereichen (z.T. gesellschaftlich, kulturell bedingt, in der Zeit variierend) z.B. Krankheit, Tod, Geistesgestörtheit, Kriminalität, Sexualität – udgl. entwenden – stehlen sitzen – im Gefängnis sein Abort – Toilette – WC – 00 schwanger – in anderen Umständen dick – vollschlank politische Euphemismen (Tendenz zur „political correctness“) Angleichung der Gebüren – Erhöhung ... Umsiedler - Flüchtlinge Soziale Aufwertung (auf der begrifflichen Ebene) niedriger Stand, abhängige Stellung des Menschen, unattraktive Berufe usw. früher sprachlich eher hervorgehoben – nun meistens verwischt bzw. aufgewertet dienen – betreuen, helfen, mitarbeiten, assistieren Hausdiener – Hausmeister Dienstmädchen – Hausangestellte Laufbursche -Bürokraft Bedarf an stärkeren Ausdrucken (Hyperbel, Litotes) durch Abnutzung der ursprünglich markerten Kraftwörter Ersatz, oft im affektgebungene Situationen; Werbung ... sehr – mhd. „schmerzlich, verletzend“ (vgl. unversehrt) >> nhd. neutrales Steigerungspartikel fast („beinahe“) – ahd. Adv. „fest“ >> mhd. auch in der Bed. „sehr“ >> nhd. Verblassung der urspr. Bedeutung – „fast“ Übersteigerung (v.A. Werbung- Sprache) gut – phantastisch, kolossal, erstklassig, hundertprozentig, absolut-.... schrecklich, ungeheuer, furchtbar, Untertreibung (Litotes) bescheidene, vorsichtige Ausdrucksweise nicht schlecht – „sehr gut“ nicht übel – „gut, hübsch“ ziemlich überraschend – „sehr überraschend“ zurück zur Hauptseite Einiges zum Lehngut lateinischen Ursprungs im Deutschen Heute noch sind im Sprachsystem des Deutschen die Spuren erkennbar, die von dem seit je andauernden Kontakten zwischen verschiedenen Kulturen zeugen. Als ein besonders anschauliches Beispiel kann eine besonders reiche Gruppe von ursprünglich lateinischen Wörter in deutscher Lexik genannt werden. Hier besteht außerdem der Vorteil, dass man auch ziemlich lange Entwicklung von diesem Bestandteil des deutschen Wortschatzes betrachten kann, da uploads/Litterature/ zuruck.pdf

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