Belles Lettres – Deutsch für Dichter und Denker Belles Lettres ist ein Webmagaz
Belles Lettres – Deutsch für Dichter und Denker Belles Lettres ist ein Webmagazin und Podcast für deutsche Sprache, Grammatik und Stilistik. <http://www.belleslettres.eu/> Perfekt oder Präteritum? verb Die deutsche Sprache kennt drei Tempussysteme, eines fürs Sprechen, ein anderes für fiktionale Texte und schließlich eines für nichtfiktionale Texte. Sie machen unterschiedliche Gebrauch von den Vergangenheitsformen Präteritum (Imperfekt) und Perfekt. In diesem Tutorial sehen wir uns an, wie die Vergangenheitsformen entstanden sind, wie sie gebraucht werden und was sie vom englischen Simple past und Present perfect unterscheidet. Außerdem ergründen wir, welche Rolle die Vorsilbe ›ge∙‹ im deutschen Zeitengebrauch spielt. Dauer: 106 Minuten. Video herunterladen <http://www.belleslettres.eu/video/tempus-aspekt-prateritum-perfekt.mp4> Video Fullscreen ansehen <http://www.belleslettres.eu/video/tempus-aspekt-prateritum-perfekt.mp4> Perfekt oder Präteritum?: Die Vergangenheitsformen der deutschen Sprache Perfekt oder Präteritum?: Die Vergangenheitsformen der deutschen Sprache * <http://www.belleslettres.eu/content/technik/wth-03-python-fur-poeten.php> * <http://www.belleslettres.eu/content/wortkunde/deutsch-etymologie.php> * <http://www.belleslettres.eu/content/technik/wth-01-docx-xml.php> * <http://www.belleslettres.eu/content/rechtschreibung/tip-tipp- rechtschreibung.php> * Facebook <https://www.facebook.com/sharer/sharer.php?u=http%3A%2F%2Fwww.belleslettres.eu %2Fcontent%2Fverb%2Ftempus-aspekt-prateritum-perfekt.php> * Twitter <https://twitter.com/intent/tweet?url=http%3A%2F%2Fwww.belleslettres.eu %2Fcontent%2Fverb%2Ftempus-aspekt-prateritum-perfekt.php> * Google+ <https://plus.google.com/share?url=http%3A%2F%2Fwww.belleslettres.eu%2Fcontent %2Fverb%2Ftempus-aspekt-prateritum-perfekt.php> * Pinterest <http://pinterest.com/pin/create/link/?url=http%3A%2F%2Fwww.belleslettres.eu %2Fcontent%2Fverb%2Ftempus-aspekt-prateritum-perfekt.php> * Reddit <http://www.reddit.com/submit?url=http%3A%2F%2Fwww.belleslettres.eu%2Fcontent %2Fverb%2Ftempus-aspekt-prateritum-perfekt.php> * Xing <https://www.xing-share.com/app/user?op=share;sc_p=xing-share;url=http%3A%2F %2Fwww.belleslettres.eu%2Fcontent%2Fverb%2Ftempus-aspekt-prateritum-perfekt.php> * Linkedin <http://www.linkedin.com/shareArticle?mini=true&url=http%3A%2F %2Fwww.belleslettres.eu%2Fcontent%2Fverb%2Ftempus-aspekt-prateritum-perfekt.php> * Trash 1. 00:00:00 Regeln für die Verwendung von Perfekt und Präteritum im Deutschen 2. 00:08:05 Stellung des Adjektivs 3. 00:15:35 Tempussystem im Urgermanischen 4. 00:22:50 "saß" versus "gesaß": Imperfektives und perfektives Präteritum im Mittelhochdeutschen 5. 00:30:08 Das Perfektivpräfix "ge∙" im Deutschen 6. 00:32:35 Verbalaspekt: Perfektiv versus imperfektiv 7. 00:40:45 Tempussystem im älteren Deutsch 8. 00:41:32 Imperfekt oder Präteritum? Warum hat die einfache Vergangenheit zwei Namen? 9. 00:44:24 Entstehung des Perfekts mit dem Hilfsverb "haben" im Deutschen 10. 00:53:10 Perfektbildung mit dem Hilfsverb "sein" 11. 00:58:55 Welches Hilfsverb bei "setzen, stellen, legen"? 12. 01:03:10 Entstehung des heutigen Tempussystems mit Präteritum und Perfekt 13. 01:13:14 Vergangenheit in klassischen literarischen Texten 14. 01:14:30 Vergangenheit in modernen literarischen Texten 15. 01:17:11 Vergangenheit in der gesprochenen Sprache 16. 01:19:15 Vergangenheit in nichtliterarischen Texten Video veröffentlicht am 18.08.2011 (133.85 MB). Dieses Video ist Teil der Playlist verb. <http://www.belleslettres.eu/playlists/index.php#verb> Damit können Sie alle Videos zu diesem Thema mit dem Videoplayer auf Ihrem Computer (zum Beispiel VLC) streamen. * <http://www.belleslettres.eu/belleslettres.php> * <http://www.belleslettres.eu/podcast.php> * <https://itunes.apple.com/WebObjects/MZStore.woa/wa/viewPodcast?id=350065980> * <http://subscribe.getmiro.com/?type=video&url1=http%3A%2F %2Fwww.belleslettres.eu%2Fpodcast.xml> * <https://twitter.com/BLMagazine> * <https://www.facebook.com/profile.php?id=100013532743702> Perfekt oder Präteritum? Inhaltsverzeichnis Tempussystem des Deutschen <#intro> Gesprochenes Deutsch <#mdl> Literarisches Deutsch <#lit> Nichtliterarisches Deutsch <#nlt> Deutsches Perfekt und englischen present perfect <#pp> Entstehung des Perfekts <#gen> Das Tempussystem im Urgermanischen <#ug> Entwicklung des Perfekts <#perf> Perfekt mit "haben" oder "sein"? <#hv> Ist oder hat gestanden, gelegen, gesessen? <#gestanden> Weg zum heutigen Perfekt <#hp> Terminologie: Imperfekt oder Präteritum? <#term> Publikation: Erschienen: 18.08.2011 Letzte Bearbeitung: 06.11.2016 Tempussystem im Deutschen In den germanischen Sprachen wie dem Englischen, dem Schwedischen und dem Isländischen gilt ein Tempussystem für alle Sprech- und Textarten. Nur das Deutsche hat drei verschiedene Tempussysteme: * Gesprochenes Deutsch <#mdl> * Literarisches Schriftdeutsch <#lit> * Nichtliterarisches Schriftdeutsch <#nlt> Perfekt und Präteritum im gesprochenen Deutsch Im gesprochenen Deutsch werden alle Handlungen und Zustände, die in der Vergangenheit endeten, durch das Perfekt ausgedrückt: * Ich habe abgewaschen. * Ich bin krank gewesen. Was nicht eindeutig vergangen ist, steht im Präsens (Nichtvergangenheit als Gegenmenge zum Perfekt). Das umfaßt alles, was sich gerade jetzt ereignet "ich wasche gerade ab", was grundsätzlich oder zeitunabhängig gilt "Deutschland liegt in Europa, Jogi Löw ist Bundestrainer, Kriemhilt ist hübsch" sowie alles, was sich noch ereignen wird "morgen gehe ich ins Kino". Das Perfekt als Vergangenheitstempus der gesprochenen Sprache wurde von den Sprechern des Kernhochdeutschen (südlich der Benrather Linie) erschaffen. Im niederdeutschen Sprachraum hat es sich erst in den letzten fünfzig Jahren, also dem Zeitalter der Massenkommunikation, durchgesetzt. Dort galt zuvor das Tempussystem nichtliterarischer Texte (siehe unten <#nlt>). Dieses niederdeutsche System ähnelte dem System in den anderen germanischen Sprachen (protestantischer Lebensraum), während das hochdeutsche System im Süden den Tempussystemen im katholischen Lebensraum entspricht (was Bismarck als "ultramontan" bezeichnete). So entwickelte sich auch in den romanischen Sprachen das zusammengesetzte Perfekt zum Vergangenheitstempus im Mündlichen, im Französischen zum Beispiel das passé composé: * J’ai ecrit une lettre. * Ich habe einen Brief geschrieben. Die eher protestantische Nordhälfte Europas erzählt Vergangenes also im Präteritum, die katholische Südhälfte im Perfekt. Ein Motiv für die Aufteilung zwischen Nord und Süd könnte im Lateinischen liegen. Dort ist das Perfekt das Tempus, in dem Vergangenes erzählt wird. Sogar das Tempussystem des Irischen ähnelt eher dem Lateinischen als dem Englischen, was aufgrund der Geschichte Irlands kein Wunder ist. Perfekt und Präteritum in literarischem Deutsch Literarisches Deutsch ist heute in der Masse das Deutsch des Romans. Dort spricht die Erzählstimme grundsätzlich im Präteritum. Dieses Präteritum ist hier kein Vergangenheitstempus, sondern verrichtet dieselbe Aufgabe wie das Präsens in der gesprochenen Sprache. Das Präteritum als Erzählzeit des Romans berichtet nicht von Vergangenem, sondern schildert die erzählte Zeit als Gegenwart und Wirklichkeit der Geschichte. Die Handlung spielt sich unmittelbar vor den Augen des Lesers ab. Spielt der Roman im 14. Jahrhundert, wird nicht dem Leser von einer fernen Vergangenheit berichtet. Es ist umgekehrt: Der Leser steht mitten im 14. Jahrhundert und betrachtet die Vorgänge, die sich um ihn herum abspielen. Daß es so und nicht umgekehrt ist, wird bei Romanen deutlich, die in der Zukunft spielen. Auch sie werden im Präteritum erzählt. Das Vergangenheitstempus des Romans ist heutzutage das Plusquamperfekt (oft unzutreffend als Vorvergangenheit bezeichnet). Was relativ zur erzählten Zeit in der Vergangenheit liegt, steht in diesem Tempus: * Nachdem er gefrühstückt hatte, zog er sich an. * Kurz nachdem er eingeschlafen war, erwachte er durch einen Knall. Das Plusquamperfekt kann wie das Perfekt in der gesprochenen Sprache nur ausdrücken, was Vergangenheit ist. Ist der Vorgang in der erzählten Zeit noch nicht abgeschlossen, steht das Präteritum: * Richtig: Er lebte seit zehn Jahren in Berlin. * Falsch: Er hatte seit zehn Jahren in Berlin gelebt. Dies betrifft aus sachlichen Gründen nur imperfektive Verben, also Handlungen und Zustände, die in kein Ergebnis münden. Man verwendet das Plusquamperfekt, wenn die Handlung verneint ist (eine noch junge Entlehnung des Perfekts in nichtliterarischen Texten, siehe unten): * Der Kommissar blickte ratlos auf den Stadtplan von Berlin. Er war sein ganzes Leben noch nie dort gewesen. Das Plusquamperfekt als Tempus der Vergangenheit ist eine recht neue Errungenschaft. In der klassischen Dichtung herrscht allein das Präteritum: O mein Sohn, mein Sohn! Du brichst dir selbst den Stab. Sehr reizend malst du ein Glück, das — du mir nie gewährtest. Friedrich Schiller: Don Karlos. 1787, 2. Akt, 2. Auftritt. Das Präteritum schildert in klassischer und moderner Literatur auch, was grundsätzlich und zeitunabhängig gilt. * Am Morgen rasierte er sich, wie es Männer eben taten. Falsch wäre das Präsens "… wie es Männer eben tun". Das Präsens existiert in einem Roman nicht, denn grundsätzlich kennt die Erzählstimme eines Romans nur Präteritum und Plusquamperfekt. Präsens und Perfekt kommen nur in wörtlicher Rede der Figuren vor, wenn die Figuren wie in gesprochener Sprache sprechen (in Unterhaltungsliteratur gängig). In höherer Literatur läßt die Erzählstimme die Figuren nicht so ungefiltert sprechen. In der Figurenrede kann hier das Zeitensystem literarischer Texte (ohne Perfekt) oder nichtliterarischer Texte (mit Perfekt) auftreten. Im äußersten Fall verweigert der Erzähler den Figuren gänzlich, zu Wort zu kommen. Er berichtet dann im Konjunktiv 1, was die Figuren im Wortlaut gesagt haben (indirekte Rede), oder kann noch weiter gehen und das Gesagte in anderen Worten wiedergeben. Ein Roman ist eine Erzählung. Die Ereignisse werden von der Erzählstimme aufgezählt. Sie blickt dabei grundsätzlich nicht in die Zukunft, weswegen der Roman (bis auf wörtliche Rede im Dialog) kein äußerliches Futur kennt. Nur die Figuren selbst können sich Zukünftiges ausmalen oder vornehmen. Ihre Gedanken werden von der Erzählstimme vorgetragen. Sie sind deshalb innerlich abhängig und stehen im Konjunktiv der innerlichen AbhängigkeitInterner Link: Wann verwendet man den Konjunktiv 1? Was ist innerliche Abhängigkeit? <http://www.belleslettres.eu/content/konjunktiv/konjunktiv.php>, der hier allerdings nicht wie sonst "werde machen" lautet, sondern "würde machen", weil das Grundtempus (die Gegenwart der Erzählung) das Präteritum ist: Zum innerlichen Futur im Roman gibt es ein eigenes Tutorial. Tempus im Roman <http://www.belleslettres.eu/content/schriftstellerei/ruckblende-tempus-roman.php>. * Nachdem er gefrühstückt hatte, verließ er das Haus. Am Nachmittag würde er ins Kino gehen. Auch eine äußerliche Beschreibung mit einer Modalkonstruktion ist möglich: * Nachdem er gefrühstückt hatte, verließ er das Haus. Am Nachmittag wollte/mußte er ins Kino gehen. Eine kleine Änderung macht daraus erlebte Rede: * Nachdem er gefrühstückt hatte, verließ er das Haus. Am Nachmittag konnte er ins Kino gehen. Diese Beschränkungen sind oft Quell für Perspektivfehler. Wenn in einem Unterhaltungsroman keine Spannung entsteht, greifen schlechte Autoren oft auf das böse Omen als mißverstandenes ForeshadowingExterner Link zu Wikipedia: Foreshadowing <http://en.wikipedia.org/wiki/Foreshadowing> zurück, statt die Prämisse der Geschichte zu verändern. * Nachdem er gefrühstückt hatte, verließ er das Haus. Aber das sollte er noch bitter bereuen. Das ist nur bei einem allwissenden Erzähler möglich. In modernen Unterhaltungsromanen folgt der Erzähler dem Protagonisten aber meist wie ein Kameramann hintendrein oder ist sogar der Protagonist (Ich-Erzähler). Solche Erzählstimmen kennen die Zukunft nicht. Foreshadowing ist nur mit dem Modalverb "sollen" möglich, das hier keine Verpflichtung beschreibt, sondern wie im Mittelalter die Zukunft "ich sol si mīden beide — Nibelungenlied, Str. 16.4: ich werde beide meiden". Die folgende Konstruktion ist falsch: * Nachdem er gefrühstückt hatte, verließ er das Haus. Aber das würde er noch bitter bereuen. Der Konjunktiv macht die Vorausschau innerlich abhängig und zum Gedanken der Figur. Die kann von diesem Schicksalsschlag uploads/Litterature/ perfekt-oder-praeteritum.pdf
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- Publié le Nov 10, 2022
- Catégorie Literature / Litté...
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