BROCK Die Brüder Grimm Pioniere deutscher Sprachkultur des 21. Jahrhunderts GEF

BROCK Die Brüder Grimm Pioniere deutscher Sprachkultur des 21. Jahrhunderts GEFÖRDERTVON HESSEN Hessisches Ministerium für W issenschaft und Kunst Jacob Grimm wurde 1785, sein Bruder Wilhelm 1786 in Hanau geboren. Lange Jahre in diesem geografischen Raum - vor allem in Kassel - als Märchensammler und Sprachforscher tätig, wirkten die Brüder später weit über Hessen und noch über Deutschland hinaus und leisteten einen entscheidenden Beitrag zur Erforschung der deutschen Sprache und zur Entwicklung moderner deutschsprachiger Wörterbücher. Kaum jemand vor ihnen oder nach ihnen hat die deutsche Sprache so in all ihren Facetten dokumentiert und durch­ leuchtet wie diese beiden. So sammelten sie Heldengesänge, mittelalter­ liche Lieder und Rechtssprüche, sie forschten über die Grammatik, und auf dem heiß um­ strittenen Gebiet der deutschen Rechtschrei­ bung waren sie progressiver als die Reformer heute. Mit der Entdeckung der germanischen Lautverschiebung und ihren wegweisenden sprach- und literaturwissenschaftlichen Unter­ suchungen gelten die Grimms als Gründerväter der modernen Germanistik. Dabei vertraten sie ihre Positionen mit Mut und Entschlossenheit, wenn nötig, auch gegen Obrigkeit und Autorität: in ihrem wissenschaft­ lichen Denken wie im gesellschaftlichen, bildungspolitischen und kulturellen Umfeld der Zeit. BROCK HAUS Die Brüder Grimm Pioniere deutscher Sprachkultur des 21. Jahrhunderts BROCK HAUS Die Brüder Grimm Pioniere deutscher Sprachkultur des 21. Jahrhunderts Herausgegeben von Jochen Bär, Mark-Georg Dehrmann, Holger Ehrhardt, Jürg Fleischer, Heidrun Kämper, Sabine Krome, Steffen Martus, Norbert Richard Wolf 4 Chefredaktion: Dr. Sabine Krome Projektmanagement: Bernhard Roll Texte und Redaktion: Bernhard Roll, Andrea Rocha-Lieder Bildredaktion: Anka Hartenstein, Nadja Buchczik Grafiken: Hendrik Wittemeier Projektmanagement Satz und Layout: Daniel Großkraumbach Layout und Satz: Roman Bold & Black, Köln Herstellung: Astrid Warkus Covergestaltung: Günter Pawlak, Designbüro FaktorZwo! Druck und Bindung: Himmer AG, Augsburg Das Wort BROCKHAUS ist für den Verlag F.A. Brockhaus/wissenmedia in der inmediaONE] GmbH als Marke geschützt. Alle Rechte Vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. www.fsc.org FSC® C095359 V___________________________________________________________ / © F.A. Brockhaus/wissenmedia in der inmediaONE] GmbH, Gütersloh/München, 2013 www.brockhaus.de www.wissenmedia.de Printed in Germany MIX Papier aus verantwor- tungsvollen Quellen F S C ISBN 978-3-577-00305-6 Vorwort 5 Eine Vielzahl von Veranstaltungen prägt das Jubiläumsjahr der Grimm'schen Kinder- und Hausmärchen 200 Jahre nach deren erstem Erscheinen. Diese Begeisterung ist nachvollziehbar, denn es gibt kaum einen Menschen auf der Welt, der die Märchen der Brüder Grimm nicht kennt. Kein anderes Buch deutschen Ursprungs ist international so weit verbreitet und in derart viele Sprachen übersetzt worden. Die Dimension der Bekanntheit hat sich nicht zuletzt während des internationalen Grimm-Kongresses gezeigt, den die Universitäten Kassel und Frankfurt am Main aus Anlass des Jubiläums unter Beteiligung von Forschern aller Kontinente jüngst ausgerichtet haben. Doch alle, die sich eingehender mit Leben und Werk der Brüder Grimm beschäftigen, wissen, dass Jacob und Wilhelm Grimm weit mehr gewesen sind als nur Märchensammler. Es ist keine Frage, dass sie derTradition des Erzählens und den Inhalten der Geschichten, die sie hörten, große Aufmerk­ samkeit geschenkt haben. Doch war dieses Sammeln und Aufschreiben bis dahin mündlich tradierter Inhalte nicht auch nur ein Baustein eines über­ geordneten Forschungsziels? Der Ausdruck eines unter französischer Domi­ nanz entstandenen Wunsches, eine nationale, eine »stolze« und weit in die Geschichte zurückreichende »eigene« deutsche Geistesgeschichte nachzu­ weisen? Die unterschiedlichen Forschungsansätze zur Rechtsgeschichte und zur Literaturgeschichte, aber auch das politische Engagement der Brüder Grimm lassen diesen Tenor, der sich durch das ganze Werk zieht, erkennen. Ich freue mich sehr, dass diese Publikation einen Beitrag leistet, einen eher der Fachwelt bekannten Teil des Schaffens der Brüder Grimm auch ein Stück weit in die breitere Öffentlichkeit und in die Diskussion zu rücken. Denn die Auswirkungen der germanistischen Forschungen des Brüderpaars auf die internationalen Sprach- und Literaturwissenschaften waren und sind ganz enorm. Eva Kühne-Hörmann Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst 6 Inhalt Einleitung............................................................................................ 10 Zwei Leben für die deutsche Sprache: Warum die Leistung der Brüder Grimm noch heute einzigartig ist.......................................... 10 Biografie und Persönlichkeiten.................................................................. I4 Brüderlichkeit als Lebensform: Jacob und Wilhelm Grimm als moderneTraditionalisten.................................................................................... 14 Focebook mit Feder und Tinte - die sozialen Netzwerke der Brüder Grimm......................................................32 Das wissenschaftliche Wirken der Brüder Grimm.............................36 Auf der Suche nach dem Ursprung der deutschen Sprache - Die deutsche Grammatik von Jacob Grimm............................................36 Märchen - Sagen - Minnelieder: Die Wiederentdeckung des Mittelalters als Mythos einer unversehrten Vergangenheit................................................................48 Papierdeutsch? - Jacob Grimm und die alte Rechtssprache im modernen Deutsch............................................................................................60 Das Deutsche Wörterbuch...........................................................................64 »Von Wörtern eingeschneit« - das Jahrhundertprojekt Deutsches Wörterbuch.......................................................................................64 Von Schneegäcken, Mürfelfteren und Froteufeln - eine ungewöhnliche Reise durch das Deutsche Wörterbuch..................80 Vom Zettelkasten zum Computer - Wörterbucharbeit damals und heute ..................................................................................................................86 Märchensammler und Wörterbuchmacher - sinnverwandt oder paradox?............................................................................ 100 7 Sprache - Politik - Bildung........................................................................ 1 04 Wie Sprache Teilung überwindet - das politische Erbe der Brüder Grimm......................................................104 Wider Sklaverei und Knechtschaft - Jacob Grimm in der Paulskirche.....................................................................118 Sprache für das Volk: Die Brüder Grimm als Volkserzieher und Vorreiter eines modernen Bildungsbegriffs..................................124 »schreibt alle substantive klein!« - Der Kampf Jacob Grimms für eine vereinfachte Rechtschreibung.....................................................134 Die Bedeutung der Brüder Grimm für die deutsche Sprache und Sprachkultur heute............................................ 146 Ausgewähltes Literaturverzeichnis 156 Bildnachweis 160 8 Autoren Prof. Dr. Jochen Bär Jochen A. Bär ist Professor für germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Vechta, Institut für Geistes- und Kulturwissenschaften. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehört die Geschichte der Sprachtheorie und Sprachwissenschaft, insbesondere zur Zeit der Romantik. Er arbeitete u. a. zur Sprachgeschichtsauffassung Jacob Grimms. Jochen Bär verfasste den Beitrag »Auf der Suche nach dem Ursprung der deutschen Sprache - >Die deutsche Grammatik von Jacob Grimm«. Dr. Mark-Georg Dehrmann Mark-Georg Dehrmann unterrichtet als Privatdozent Neuere Deutsche Literatur an der Leibniz Universität Hannover. Im Rahmen eines seiner Forschungsschwerpunkte - der Geschichte der philologisch-historischen Wissenschaften - beschäftigt er sich nicht zuletzt mit den philologischen Arbeiten der Brüder Grimm. Mark-Georg Dehrmann verfasste den Beitrag »Märchen - Sagen - Minnelieder: Die Wiederentdeckung des Mittelalters als Mythos einer unversehrten Vergangenheit«. Prof. Dr. Holger Ehrhardt Holger Ehrhardt ist Inhaber der Grimm-Stiftungsprofessur »Werk und Wir­ kung der Brüder Grimm« an der Universität Kassel. Er ist Mitherausgeber des Jahrbuchs der Brüder Grimm-Gesellschaft (2000-2005) und des Brüder Grimm Gedenken (seit 2012) und hat zu verschiedenen Grimm-Themen - zu biografischen, mythologischen und überlieferungsgeschichtlichen Fragestellungen sowie der Herausgabe von Briefen und Tagebüchern der Brüder Grimm - geforscht. Holger Ehrhardt verfasste die Beiträge »Facebook mit Feder und Tinte - die sozialen Netzwerke der Brüder Grimm« und »Mär­ chensammler und Wörterbuchmacher - sinnverwandt oder paradox?«. Prof. Dr. Heidrun Kämper Heidrun Kämper ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche Sprache, Mannheim, und Professorin an der Universität Mannheim. Am Institut für Deutsche Sprache leitet sie den Arbeitsbereich Sprachliche Umbrüche des 20. Jahrhunderts^ Ihre Forschungsgebiete sind u.a. Kultur­ wissenschaft und Sprache, Sprache des 20. Jahrhunderts, Sprache und 9 Politik, Diskurslinguistik und Lexikographie. Als Mitherausgebern des deutschen Wörterbuchs< von Hermann Paul beschäftigt sie sich seit lan­ gem mit der Grimm'schen Wörterbuchkonzeption. Heidrun Kämper ver­ fasste die Beiträge »Sprache für das Volk: Die Brüder Grimm als Volkserzie­ her und Vorreiter eines modernen Bildungsbegriffs« und »Die Bedeutung der Brüder Grimm für die deutsche Sprache und Sprachkultur heute«. Prof. Dr. Steffen Martus Steffen Martus lehrt als Professor für Neuere deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin mit den Schwerpunkten Literaturgeschichte seit dem 18. Jahrhundert, Wissenschaftsgeschichte und -theorie der Ger­ manistik. Er schrieb eine umfangreiche Biografie der Brüder Grimm (Berlin 2010, Reinbek bei Hamburg 2013). Steffen Martus verfasste den Beitrag »Brüderlichkeit als Lebensform: Jacob und Wilhelm Grimm als moderne Traditionalisten«. Berater Prof. Dr. Jürg Fleischer Jürg Fleischer ist Professor für Sprachgeschichte des Deutschen und Direkto­ riumsmitglied des Forschungszentrums Deutscher Sprachatlas an der Philipps- Universität Marburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Syntax der älteren Sprachstufen und Dialekte des Deutschen. Außer in seinen Vorlesungen begegnen ihm die Brüder Grimm bzw. deren Spuren auch immer wieder in der schönen MarburgerOberstadt. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Norbert Richard Wolf Norbert Richard Wolf ist emeritierter Professor der deutschen Sprachwissen­ schaft an der Universität Würzburg, Honorarprofessor an den Universitäten Ostrava und Opava (Tschechien). Seine Arbeitsschwerpunkte sind die deutsche Sprachgeschichte, Grammatik, Textlinguistik sowie Dialektologie. Im Rahmen seiner sprachhistorischen Forschungen und Vorträge spielten auch die Brüder Grimm immer wieder eine wichtige Rolle. 10 Zwei Leben für die deutsche Sprache: Warum die Leistung der Brüder Grimm noch heute einzigartig ist Die Brüder Grimm: Sie gelten als die bekanntesten Märchen­ erzähler der Deutschen und waren doch weit mehr - schon die Zeitgenossen nahmen die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft der Brüder aufgrund der ungeheuren Bandbreite ihrer Inter­ essen und Forschungsgebiete, ihrer enormen Produktivität und nicht zuletzt ihrer geistigen und politischen Unabhängig­ keit als einzigartig wahr. In ihrer Epoche haben sie Bedeuten­ des geleistet, doch ihre Ideen und ihr Gedankengut weisen nicht nur in der Verbreitung der Märchen über Deutschland hinaus - bis ins 2 1 .Jahrhundert, in eine Zeit der Globalisierung und der Erweiterung geografischer, politischer und sprachlicher Grenzen.Was aber macht die Leistung der beiden Brüder - oder vielmehr die Leistung von Jacob (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859) - so einzigartig? So vielfältig die Aktivitäten der Brüder, so unterschiedlich und kontrovers sind die Deutungen ihres Schaffens - das Spektrum der Bewertung bewegt sich zwischen den Polen von Autoritätskritik, Idealismus und Anpassung, Vergangenheitsorientiertheit und radikaler Innovation, Tradition und Moderne. Der vorliegende Band versucht, dem Grimm'schen Wirken aus verschiedens­ ten Perspektiven auf den Grund zu gehen: Ausgehend von der engen, zu­ gleich aber uploads/Geographie/ brockhaus-die-brueder-grimm-2013.pdf

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