259 Der Kalender der alten Perser. Von Julius Oppert. Nicht selten erregen ganz

259 Der Kalender der alten Perser. Von Julius Oppert. Nicht selten erregen ganz specielle Fragen ein besonderes Interesse, namentlich dann, wenn man vielleicht niemals im Stande sein wird, die Antwort geben zu können. Zu diesen höchst anziehenden Fragen gehört die über den Kalender mid die Monatsfolge bei den alten Persem zur Zeit der Achämeniden. Wir müssen es daher dankbar anerkennen, wenn ein Mann von den hohen Verdiensten um die Kunde des alten Iran sich einmal wieder eingehend mit der Auf¬ gabe beschäftigt hat, die Reihenfolge der altpersischen Monate, wie sie einzig und allein durch die berühmte Felseninschrift von Behistun bekannt ist, in einer gelehrten Abhandlung zu beleuchten und die Feststellung der einzelnen Monatsnamen zu ermitteln. Die Frage ist, .wie Justi bemerkt hat, nicht neu. Rawlinson, Spiegel und der Verfasser haben seit fast einem halben Jahr¬ hundert es sich angelegen sein lassen, das Problem zu lösen, und langsam Schritt für Schritt ist man endlich dabin gekommen, das vorhandene Material zu ordnen. Leider ist aber seit den zweiundfünzig Jahren , wo Rawlinson die Heldenleistung der Ab¬ schrift des Textes vom Pelsen selbst vollführte, kein neues Doku¬ ment gefunden worden, und unser Material hat sicb um keinen Zuwachs bereichert. Es ist unnötig, die Specialgescbichte der Lösungsversuche des Problems dem Leser vorzuführen. Die ersten Vermutungen wurden 1852 von mir ausgesprochen, ehe die babylonische Übersetzung für fünf nocb vorbandene Monate einen festen Anhalt gegeben hatte. Zu bemerken ist, dass trotz der Mangelhaftigkeit der dem Forscher damals zu Gebote stebenden Mittel die relative Richtigkeit der Reihenfolge schon erreicht war, obgleich die darauffolgenden Ver¬ suche, die sich schon der Vorteile der Benutzung der fünf keil¬ inschriftlichen Angaben erfreuen konnten, mehrere Änderungen ein¬ führen mussten. Denn nicbt drei, wie Justi sagt, sondern fünf Monate sind in der babylonischen Übersetzung der Felseninschrift erhalten. Ich weiss nicht, wie raein verehrter alter Freund diese irrige An- 260 Oppert, Der Kalender der aüen Perser. schauung gewonnen hat. Es sind dieses die Monate 2, 3, 9, 10 und 12, wie man früher sagte. Im Anfang der Studien glaubte man die Reihe der Monate beginne mit dem Tischri oder Oktober, und man rechnete auch das assyrische Eponymenjahr von dem Herbste ab. Erst 1863 machte ich darauf aufmerksam , dass im 10. Monate Schnee und Regen den König Sanherib aus Elams Ge¬ birge vertrieben habe. Da in Susiana im Juli kein Schnee auf den Bergen liegt, konnte dieser nur der Januar sein und der erste Monat der assyrischen Liste musste mit dem April beginnen. Das bekannte Täfelchen, welches ims die assyrischen Namen giebt, wurde erst 1865 von Coxe entdeckt und bestätigte die Annahme des Jahresanfanges im Prühling. Auf diese fünf Monatsidentifikationen stützt sich nun die, wie ich glaube , jetzt endgültig erlangte Kenntnis von der Reihenfolge der Monate; es handelt sich bloss um die Prage nach den vier übrigen, noch unbekannten ; denn drei Monatsnamen fehlen uns gänz¬ lich , nicbt durch Zufall , sondem weil die wäbrend dieses Viertel¬ jahres herrschende Hitze jede Kriegsoperationen erschweren musste. Wir gehen nun zu der Ausführung der Einzelheiten über und bemerken, dass wir unserer Reihenfolge in der Stockholmer Kongress¬ abhandlung, als die vierte von uns gegebene, aber als die endlicb richtige aufrecht halten. Wir beschäftigen uns zuerst mit dem Thuravähara, über dessen Bedeutung wir ja seit 45 Jahren alle einig sind. Hier haben wir es nun leider mit einem materiellen Irrtum Justis zu thun, der Unrecht gethan hat, Herrn Ploigl zu folgen. Rawlinson und icb haben diesen Monat mit dem lyar identificiert, einfach deshalb, weil schon König Darius Hystaspes Sobn es ge¬ than. Er wusste davon soviel als Rawlinson, Unger, Justi und ich, und ich sage freilicb mit einiger Zögerung, selbst als Ploigl, dessen ausgebreitete Kenntnis von allem Unbekannten mich Unwissenden immer tief beschämt hat. So weiss er auch hier vom Neumond zu erzählen, mit dem wir hier gar nichts zu thun haben ; ich weiss nicht, ob der Monat 29 oder 30 Tage zählte, und ob der folgende Monat schon begonnen hatte. Was Rawlinson und ich wissen, ist: Dass die Behistuninschrift babylonischer Text, Z. 56 yum XXX (dam) sa arah Airu itipsv, saku „am 30. Tag des Monats lyar lieferten sie die Schlacht' hat; Das persische Original hat (H, 62): Thuraväharahya mühyä kshiyamanam „An des Monats Thuravähara Ende' ; Und die medische (nicbt susische) tjbersetzung: Qurvarva puinkitava was dasselbe bedeutet. Scbon Benfey erklärte 1846 das Wort als „den letzten Tag' und die babylonische Übersetzung, wo der 30. Tag steht, gab ihm Recht. Es ist die bekannte Wurzel khsi, sanskr. , fcshi enden. 2 1 Oppert, Der Kalender der alten Perser. 261 Es handelt sich um die Schlacht von Autiyarus, die der persische Heerführer Omises gegen die medischen Aufrührer schlug. Im assyrischen Text steht <<< { ^|[< i das Ideogramm des zvr eiten Monats, lyar. Man begreift, aufrichtig gesagt nicbt, wie man sich gegen diese so sonnenklar kundgegebene Autorität auflehnen kann. Also: Thuravähara ist und bleibt der zweite Monat. Nun zum Tbäigarcis. In dem babylonischem Texte haben vrir Z. 52, wo es sich um die Schlacht von ühyama handelt: yum 9 kam arah Siv ani. Im persischen und im medischen Texte steht beide Male der 9. Tbäigarcis. Wo in aller Welt bat denn Ploigl gesehen, dass dort das Zeichen des lyar steht? Der Text hat <<< \ ^^|^, auf jeden Fall richtig eingegraben»), nur unrichtig gelesen: es ist das komplicierte <— das den Sivan, den 3. Monat ausdrückt. Mit richtigem Blicke setzt ja Justi den Tbäigarcis gleich nach dem Thuravähara; ersterer ist der dritte Monat, der Sivan. Also : Thuravähara, lyar und Tbäigarcis = Sivan sind endgiltig und unverlegbar, fixum immotumque, festgestellt. Wir haben nur noch an Herm Ploigl, Unger und Justi die Prage, die jeder Assyrio¬ loge schon gestellt hahen wird: Ist der Thuravähara wirklich der Nisan, warum steht dann Beh. Z. 56 das Zeichen für lyar und nicht eines der beiden Gruppen <<< I ^1^-» J|- oder <<< ! »-|-, die den ersten Monat bedeuten? Die Antwort warte ich nicht ab, sondem wende mich sofort zu den drei andern, über die Herr Justi und icb einig sind. Athriyädiya — Kislev Anämaka — Tebet und Viyakhna — Adar. Mein gelehrter Preund sagt mit Recht, dass man über die Stellung des letzten Monats einig sei. Aber dafür giebt es einen sehr triftigen Grund. So steht es in der assyrischen Übersetzung, 1) Die Inschrift von Behistun enthält gar keine Zeichen, die ihr eigen wären; sie ist in der zu Darius Zeiten landläufigen kursiven babylonischen Schreibweise eingegraben. Es ist sicher, dass auf dem Felsen ^^^^^ steht, eine leichte Beschädigung der Stelle kann, wie es oft geschielit, die beiden ge¬ brochenen Keile in zwei einfache horizontale verwischt haben und liess den kleinen Doppelhaken ^ als ein f erscheinen. Kein anderes Monatzeichen sieht dem falschen Hilde ähnlich, ausser das des Sivan, der allein mit dem Doppel¬ haken und den beiden ho izontalen Keilen anfiingt und mit den Doppel¬ haken endigt. 262 Oppert, Der Kalender der alten Perter. wo man in Zeile 15 bezüglich der Erhebung des Magiers Gomata in Pasargadä liest: ^1 <7 4-- <<<! T< l] < I! --^I yum. 14. * Addari au-u. a- na die XIV (mensis) Adar ille ad Was in der ersten Ausgabe Rawlinsons von Justi tü-a-nu ge¬ lesen vrird, ist schon 1858, in meiner Expedition en Mesopotamie tom. II, p. 207 richtig getrennt worden, und in dieser wahren Porm von allen andem (siehe Bezold, Achämenideninschriften, S. 62) als einfach dastehend angenommen worden. Nach diesen fünf direkt festgestellten Monaten bleiben noch vier übrig, nämlich Gar map a da, Bägayädis, Adukanis und Margazana. Von diesen sind die ersten zwei fest, die beiden anderen nur hypothetisch, aber mit grösster Wahrscheinlichkeit zu bestimmen. Hier kommt nur die Behistuninschrift, erklärt durch die baby¬ loniscben Privattexte, in Betracht. Der Pelsentext: „Und hierauf war ein Magier, Gomata mit Namen, dieser erbob sich zu Pasargadä (P a i s i y ä ' u v ä d ä), am Berge genannt Arakadris. Es war im Monat Viyakhna, am 14. Tage, dass er sich erhob. Also log er zum Volk und sprach: „Ich bin Smerdis, der Sohn des Cyms, der Brader des Kambyses. Hierauf fiel das ganze Volk von Kambyses ab und ging zu ihm über, Persien, Medien und die andern Länder. Er bemäcbtigte sicb des Königtumes. Es war am 9. des Monats Garmapada, dass er sich des Königtumes bemächtigte. Hierauf starb Kambyses, indem er sich selbst tötete". Dann erzählt Darius, wie er in der Peste Sikhyavati, in Nisaea in Medien, nicht in Susa, wie Herodot sagt, am 10. Bägayädis den Magier getötet habe. Also 14. Viyakhna: Erste Erhebung des Magiers. 9. Garmapada: Der Magier wird König. 10. Bägayädis: Tod des Magiers. Wie Herodot und alle Geschichtsschreiber erzäblen , regierte der Magier sieben Monate. Dieses ist durcb die Privattexte be¬ stätigt worden. Von der Etymologie des Wortes Garmapada: „Wärmezeit" ausgebend, setzte ich unrichtig im Jahre 1852 den Monat als Juli an , zählte sieben Monate weiter und bekam den Monat Bägayädis auf den Pebraar. Diese zwar philologisch mög¬ liche, aber nicbtsdestoweniger unhaltbare Ansetzung ist von Justi angenommen worden. Am 14. Viyakhna erhob Gomates die Pabne uploads/Geographie/ der-kalender-der-alten-perser 1 .pdf

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