Universität Augsburg Philologisch-Historische Fakultät Lehrstuhl für Deutsch al

Universität Augsburg Philologisch-Historische Fakultät Lehrstuhl für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache und seine Didaktik Semester: Sommersemester 2017 Lehrveranstaltung: Neue Wörter im Deutschen Dozentin: Prof. Dr. Hilke Elsen Hauptseminararbeit Satire-Texte – Untersuchung ihrer Sprache und der An- wendbarkeit im DaF-Unterricht eingereicht von Name: Verena Weber Adresse: Telefon: Email: Matrikelnummer: Aktuelles Semester: Studienfach: M.A. ANIS (Englisch & DaZ/DaF) Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Die Gattung Satire 2.1. Etymologie und historischer Überblick 2.2. Brummacks überzeitliche Merkmale Angriff, Norm und Indirektheit 2.3. Die Sprache der Satire 2.3.1. Technische Mittel und rhetorisch-stilistische Merkmale 2.3.2. Neologismen in satirischen Texten 2.3.2.1. Neologismen 2.3.2.2. Methodik 2.3.2.3. Ergebnisse 2.3.2.4. Diskussion 3. Satirische Texte im DaF-Unterricht 3.1. Authentische Texte im Fremdsprachenunterricht 3.2. Methodik 3.3. Ergebnisse 3.4. Diskussion 4. Schluss Quellenverzeichnis Literaturverzeichnis Anhang 3 3 3 6 7 7 8 8 10 10 12 13 13 15 16 18 19 21 22 24 3 1. Einleitung Sprachunterricht beinhaltet nicht nur das Erlernen einer neuen Sprache, sondern auch die Aus- einandersetzung mit der Zielkultur. Da viele Lernende keinen direkten Kontakt zur Zielkultur haben, ist vor allem hier der Einsatz von authentischen Materialien im Fremdsprachenunterricht sinnvoll, um so landeskundliches Wissen und interkulturelle Kompetenz zu erlernen. Da in der Satire naturgemäß vor allem die Gesellschaft und die Politik thematisiert werden, könnte man annehmen, dass sich satirische Texte für den Einsatz als authentisches Textmaterial im DaF- Unterricht eigenen würden. Hierzu liegen aber bisher keine Studien vor. Aus diesem Grund ist es das Ziel der vorliegenden Untersuchung, Argumente für und gegen den Einsatz von Satire- Texten im DaF-Unterricht zu sammeln. Um herauszufinden, ob sich satirische Texte für den Fremdsprachenunterricht eigenen, wird zunächst der Begriff Satire genauer bestimmt, indem ein Überblick über ihre Geschichte und ihre wichtigsten Merkmale gegeben wird. Im Folgenden wird die Sprache der Satire untersucht. Im Gegensatz zu der literarischen Gattung Satire, mit der sich vor allem in historischer und interkultureller Hinsicht zahlreiche Forscher befasst haben (u.a. Brummack 1996, Porzelt 2013 und Podskalsky 2017), wurde die Satire aus sprachwissenschaftlicher Perspektive kaum unter- sucht. Aus diesem Grund wird ein Merkmal der Sprache der Satire analysiert, nämlich Neolo- gismen. Die Untersuchung wird zeigen, dass Neologismen ein wesentliches Charakteristikum der Sprache der Satire darstellen, da sie zum einen sehr frequent und zum anderen vor allem durch ihre Länge besonders auffällig sind. Im zweiten Teil der Arbeit wird der Einsatz von satirischen Texten als authentisches Textma- terial im DaF-Unterricht untersucht. Dazu wird eine exemplarische Umfrage zur Verständlich- keit von Neologismen, genauer von Komposita, in satirischen Texten durchgeführt und analy- siert. Dabei ist zu erwarten, dass gerade die Häufigkeit und Länge der Komposita den Lernen- den Schwierigkeiten bereitet. 2. Die Gattung Satire 2.1 Etymologie und historischer Überblick Der Begriff Satire stammt vom lateinischen Wort satura, das ‘Allerlei‘ oder ‘Gemengsel‘ be- deutet und dem Wortfeld Kochen zugehörig ist. Um 200 v. Chr. bezeichnete Quintus Ennius, ein römischer Dichter und Schriftsteller (www.britannica.com), mit diesem Begriff eine Samm- lung von unterschiedlichen Gedichten und überträgt ihn somit ins Literarische. (Podskalsky 2017) 4 Als Gattungsbegriff wurde satura von Gaius Lucilius im zweiten Jahrhundert v. Chr. mit der Begründung der Verssatire eingeführt und später unter anderem von Horaz, Persius und Juvenal fortgeführt. (Podskalsky 2017) Durch die „Buntheit und Vielfältigkeit des Inhalts“ (Petersmann 1986: 23) und die Verschiedenartigkeit ihrer Erscheinungsformen findet sich die ursprüngliche Bedeutung, ‘Allerlei‘, in der Verssatire wieder. Trotzdem weisen diese Dichtungen hinsichtlich ihrer Themen, Absichten und auch Form einige gemeinsame Tendenzen auf. So ist sie grund- sätzlich im Hexameter verfasst und ihr Gegenstand ist ein menschliches Fehlverhalten, das vom Satiriker angesprochen und getadelt wird. Dies tritt oft in Verbindung mit einer Kritik an der jeweiligen Epoche auf. (Podskalsky 2017) Seit Horaz und Juvenal muss zwischen scherzender und strafender Satire unterschieden werden. (Podskalsky 2017) Horaz war der Auffassung, dass es wirkungsvoller sei, den Gegenstand als komisch oder lächerlich darzustellen, als ihn direkt anzugreifen. Für ihn ist es die Aufgabe des Satirikers „ridentem dicere verum“, ‘lachend die Wahrheit sagen‘. (von Albrecht 1986: 172) Dagegen stellte Juvenal die indignatio ‘Entrüstung‘ und die Moral in den Vordergrund; der Satiriker fühlt sich durch etwas, beispielweise ein bestimmtes menschliches Verhalten, mora- lisch angegriffen, herausgefordert und ist entrüstet und schreibt aus diesem Antrieb eine Satire. Er dokumentiert also negatives Verhalten und beurteilt es. (Podskalsky 2017) Erst im 12. Jahrhundert erscheint die Satire in deutscher Sprache, und zwar in Form der Dich- tung von Heinrich von Melk. Zu dieser Zeit bilden die Ausgangspunkte der Satire die Bibel und die Reichsordnung, die Satiren wirkten wie eine tadelnde, moralische Strafpredigt. Im 13. Jahr- hundert wurde dann eher der soziale Status als Ausgangspunkt genommen. Ab dem späten 13. Jahrhundert findet sich vornehmlich die didaktische Satire, die Tugend und Laster gegenüber- stellt, die im 15. Jahrhundert verweltlicht und zu Sitte und Unsitte werden. (Podskalsky 2017) In der Neuzeit handeln Satiriker zunehmend aus einer ideologischen Perspektive heraus, unter anderem in Form von polemischen Flugschriften. Mit dem Beginn der Behandlung der Satire in Poetiken im 17. Jahrhundert beginnt die deutsche Satiretheorie, die im 18. Jahrhundert fort- gesetzt wird. Ihre Aufgabe ist es zunächst hauptsächlich darzulegen, welche Berechtigung die Satire hat und aus welchem Antrieb Satiriker handeln. So zeigten sie auf, dass dieser Antrieb nicht reiner Spott oder Hass ist, welche den Prinzipien des Christentums widersprechen würden, sondern Menschenliebe und der Glaube an die Möglichkeit der Besserung des menschlichen Verhaltens. (Podskalsky 2017) Satire wird also als „soziales Korrektiv“ (Brummack 1996: 358) verstanden. Am Ende der Aufklärung wurde die satirische Wirkung überwiegend skeptisch be- trachtet und eher der autonomen Kunst zugeordnet, in der der geistreiche Witz im Vordergrund steht (vgl. Grimm 1975: 342). 5 In der Klassik ist Schillers Beitrag zur Satiretheorie zu nennen. In seiner Abhandlung „Über naive und sentimentalische Dichtung“ stellt die Wirklichkeit das „notwendige[] Objekt der Ab- neigung“ (Schiller 1953:35, zit. n. Podskalsky 2017: 13-14) dar und wird dem Ideal gegenüber gestellt. Zudem ist in Schillers Satiretheorie zu beachten, dass er Satire nicht als zweckfreie Kunst ansieht, sondern in ihr vielmehr die Verbindung von Ethik und Ästhetik fordert. (Pod- skalsky 2017: 14) Ab dem 19. Jahrhundert gewinnen Humor und Ironie zu Lasten der Satire an Bedeutung. Ob- wohl sie allerdings theoretisch abgewertet wurde, wurde sie doch vielfach praktisch angewen- det, so zum Beispiel von Heinrich Heine (1968:448), der sogar die Notwendigkeit der Satire betont: Jener Angriffswitz, den Ihr Satire nennt, hat seinen guten Nutzen in dieser schlech- ten, nichtsnutzigen Zeit. Keine Religion ist mehr im Stande, die Lüster der kleinen Erdenherrscher zu zügeln […] und vor dem Übermut des Reichtums und der Gewalt schützt Euch nichts – als der Tod und die Satire. Zudem unterlag das Objekt der Satire einer Veränderung. Zwar behielt sie einerseits ihre mo- ralisch-lehrhafte Funktion, die sie schon in der Zeit der Aufklärung besaß, es wurde aber ande- rerseits auch vermehrt das Bürgertum und seine Ideale zum Objekt. Die Satire wurde also zu- nehmend zu einer politischen Satire und stellte ein wichtiges Mittel des publizistischen Macht- kampfes dar. (Podskalsky 2017: 14) Am Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich diese Funktion der Satire, nämlich ihr Einsatz als Mittel der Kritik an Gesellschaft und Politik, fort. Satire war sehr beliebt, wofür unter anderem der Erfolg von Satirezeitschriften, wie zum Beispiel Simplicissimus, für u.a. Kurt Tucholsky und Erich Kästner Beiträge verfassten, spricht. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges allerdings wurde die Satire wirkungslos und auch nach dessen Ende wurde sie mit enormen Schwierig- keiten konfrontiert. Beispielsweise wurde es als problematisch angesehen, als Deutscher „eine[n] deutlich vertretenen, scheinbar vernunftbegründeten moralischen Standpunkt[] nach der Zeit des Nationalsozialismus“ (Podskalsky 2017: 19) einzunehmen. Die Satire verliert also in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an Popularität und wurde um die Jahrtausendwende durch Comedy ersetzt, in der rein der Unterhaltungswert zählt und die kritische Funktion nicht bzw. kaum existent ist. (Podskalsky 2017: 15) Zwar mag die Popularität von Satire im 20. Jahrhundert abgenommen haben, allerdings scheint das nur bzw. vorrangig für die schriftliche Form gelten. Die Beliebtheit in anderen Medien bzw. Darstellungsformen, wie z.B. Film, Fersehen, Theater usw. scheint aber auch im 21. Jahrhun- 6 dert ungebrochen. (Porzelt 2013) Dies zeigt zum Beispiel die Beliebtheit von TV-Satire-Sen- dungen. Im Jahr 2017 laufen im deutschen Fernsehen unter anderem die Sendungen heute- show, extra 3, nuhr im Ersten, Kalkofes Mattscheibe Rekalked und Neo Magazin Royale. Neben der Anzahl der verschiedenen satirischen TV-Sendungen, zeigt auch die Zuschauerzahl der je- weiligen Sendungen an, dass die Popularität von Satire steigt. Die heute-show beispielsweise, die seit 2009 im ZDF ausgestrahlt wird, verzeichnete seit ihrem Beginn einen deutlichen Zu- schauerzuwachs. Während die Frühjahrsstaffel 2010 1,59 Millionen Zuschauer verfolgten was einen Marktanteil von 7.3% darstellte, hatte sie im Jahr 2016 3,71 Millionen Zuschauer pro Sendung, und somit den Marktanteil mit 15,3% mehr als verdoppelt. (Nunez 2017) Auch die Sendungen nuhr im Ersten und extra 3 stellen mit Marktanteilen zwischen sieben und 13% einen Erfolg dar. (Riedner 2015, Weis 2017) Zudem sind auch satirische Magazine, Zeitschrif- ten und Kolumnen beliebt. Das Magazin Eulenspiegel beispielsweise ist zum einen online zu lesen und hat zum anderen eine Print-Auflage von ca. 110 000. (Eulenspiegel) 2.2 Brummacks überzeitliche Merkmale Angriff, Norm und Indirektheit Wie der historische Überblick zeigt hat sich die Satire unter anderem in uploads/Geographie/ satire-im-unterricht.pdf

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