Semantik 1 Semantik Semantik (von altgr. σημαίνειν sēmaínein, ‚bezeichnen‘, ‚zu
Semantik 1 Semantik Semantik (von altgr. σημαίνειν sēmaínein, ‚bezeichnen‘, ‚zum Zeichen gehörig‘), auch Bedeutungslehre, nennt man die Theorie oder Wissenschaft von der Bedeutung der Zeichen. Zeichen können in diesem Fall Wörter, Phrasen oder Symbole sein. Die Semantik beschäftigt sich typischerweise mit den Beziehungen zwischen den Zeichen und den Bedeutungen dieser Zeichen. Soweit sich die Semantik mit Zeichen aller Art befasst, ist sie ein Teilbereich der Semiotik. Sofern sie sich alleine mit sprachlichen Zeichen befasst, ist sie eine Teildisziplin der Linguistik. Abgrenzung Die Sprachwissenschaft befasst sich seit über zweitausend Jahren mit der Beschreibung und Erklärung sprachlicher Phänomene. Dabei hat sie immer wieder neue theoretische Ansätze entwickelt, in die jeweils auch die Semantik neu miteinbezogen werden musste. Hieraus entstanden jeweils eigenständige Forschungsansätze. Außerdem wurden verschiedene Teilbereiche entwickelt, um sprachwissenschaftliche Erkenntnisse auch praktisch anwenden zu können (z.B. Pädagogik, Medizin). Im Laufe der Zeit wurde der Begriff Semantik auch auf Bereiche ausgeweitet, die die Sprachwissenschaft nicht abdeckt. So erklären sich die vielen unterschiedlichen Aspekte und Teilbereiche, die die Semantik abdeckt. Die folgenden Abschnitte gehen nun zuerst auf die Semantik im Sinne der Semiotik ein. Die Semantik von Zeichensystemen allgemein (Semiotik) Im allgemeinen zeichentheoretischen (semiotischen) Sinn ist die Semantik die Theorie der Bedeutung von Zeichen (Zeichenbedeutung).[1] Je nach zugrundegelegtem Bedeutungsbegriff variiert daher auch der Begriff oder die Perspektive der Semantik. Im Sinne der allgemeinen Zeichentheorie sind Zeichen nicht nur sprachliche Zeichen, so dass die semiotische Semantik auch natürliche oder technische Prozesse in ihrer Zeichenhaftigkeit und Interaktion analysiert. Allgemein wird Charles W. Morris als derjenige genannt, der den Terminus Semantik in der Semiotik etabliert hat. Er verstand unter Semantik die Beziehung der Zeichen zu ihren Designaten (Referent (Linguistik))[2] und die Lehre davon.[3] Der Semantikbegriff von Morris ist ein anderer als der heutige Semantikbegriff[4] und ist auch ein anderer als der fachtechnische von Alfred Tarski.[5] Seit Morris unterscheidet man in der Semiotik die Pragmatik und die Syntax (von Morris Syntaktik genannt). Inwieweit diese Dreiteilung ihre Berechtigung hat, kann infragegestellt werden. Insbesondere wird unter dem Einfluss des späteren Wittgenstein und der Gebrauchstheorie die Abhängigkeit der Semantik von der Pragmatik betont. Die semiotische Semantik soll auf der Sigmatik aufbauen, indem Daten eine Bedeutung erhalten und dann als Nachricht bezeichnet werden. Semantik 2 Semasiologie und Onomasiologie Denkt man die semantische Fragestellung nach der Bedeutung sprachlicher Zeichen vom Zeichen her (Was bedeutet das Zeichen?), so denkt man semasiologisch. Man spricht auch von Semasiologie in einem allgemeinen Sinn als Synonym für Semantik oder in einem engeren Sinn als Lehre von den Wortbedeutungen. Denkt man vom Gegenstand her (Wie wird der Gegenstand bezeichnet?) geht man onomasiologisch vor. Man spricht von der Onomasiologie im Sinne einer Bezeichnungslehre. Ein Bildwörterbuch oder ein Wörterbuch, das nach Sachgruppen und Bedeutungsverwandtschaft geordnet ist (etwa bei Dornseiff), beruhen auf einem onomasiologischen Ansatz.[6] Auch die Wortfeldlehre dürfte eine onomasiologische Komponente haben. Semantik ist der Oberbegriff für beide Spezialdisziplinen. Überhaupt dürfte die Unterscheidung zwischen semasiologisch und onomasiologisch mehr begrifflich denn eine reale sein; denn es stellt sich die Frage, ob nicht immer die Wirklichkeitserfahrung und damit die quasi-natürliche onomasiologische Einstellung des Sprachbeurteilers bei seinen semasiologischen Untersuchungen vorgängig ist. Die Semantik von Sprachen Die Semantik natürlicher Sprachen (linguistische Semantik) Die Semantik als Teildisziplin der Sprachwissenschaft (linguistische Semantik) untersucht die Bedeutung sprachlicher Zeichen. Alle sprachlichen Äußerungen, die eine Bedeutung haben, können als Zeichen aufgefasst werden. Die Wortform ziel-st besteht beispielsweise aus zwei Wortteilen, die die Bedingung für Zeichen erfüllen: der Wortstamm steht für eine Bedeutung, die man etwa mit „ein bestimmtes Ziel erreichen wollen“ umschreiben kann, die Endung -st steht für die (grammatische) Bedeutung 2. Person Einzahl. Grammatische Bedeutungen werden oft auch als grammatische Funktion bezeichnet. Nun kann man sagen: die Semantik als Teildisziplin der Linguistik befasst sich mit der Beschreibung und Erklärung der Bedeutungen sprachlicher Einheiten und mit den Möglichkeiten, diese zu komplexen Äußerungen zu kombinieren, sodass ganze Sätze und auch noch größere Einheiten entstehen und in der Kommunikation erfolgreich genutzt werden können. Als historische Semantik untersucht sie, wie die Bedeutungen der Spracheinheiten (der sprachlichen Zeichen) sich im Laufe der Zeit verändert haben. Man muss hier beachten, dass nicht alle beliebigen Bestandteile von Wörtern auch Zeichen im genannten Sinne sind: Zerlegt man etwa eine Wortform wie vie-le in der angedeuteten Weise in zwei Silben, so hat keine dieser beiden Silben für sich eine Bedeutung; nur zusammen tragen sie eine in der Sprachgemeinschaft übereinstimmend geteilte Bedeutung, die etwa mit „eine große Zahl von“ beschrieben werden kann. Zerlegt man das gleiche Wort in viel-e, erhält man wieder zwei Wortteile (Wortstamm und Endung), die Zeichen sind. Entsprechendes wie für Silben gilt auch für einzelne Laute oder Buchstaben. Auch sie haben für sich allein keine Bedeutung. Als sprachliche Zeichen gelten alle Ausdrücke, die eine lautliche oder schriftliche (oder andere) Form mit einer Bedeutung verbinden. Die kleinsten bedeutungstragenden Zeichen sind in diesem Sinne die Morpheme. So besteht die oben angeführte Wortform „zielst“ aus zwei Bestandteilen (Konstituenten): • das Morphem des Wortstamms und • ein synkretistisches Morphem der Person, des Tempus und Modus (hier die Konjugationsformen). Die nächstgrößeren Zeichen sind (komplexe) Wörter und Lexeme, gefolgt von Satzgliedern, Teilsätzen, Sätzen und Texten. Alle diese Einheiten erfüllen die Bedingungen für „Zeichen“. Traditionell sind aber Morpheme und Wörter die Hauptgegenstände der linguistischen Semantik. In der Linguistik gibt es neben den Modulen der Syntax, der Pragmatik und der Semantik noch die der Phonologie und Morphologie. Da sich die Pragmatik ebenfalls mit der Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken befasst, erscheint aber eine klare Trennung nur schwer möglich. Unterscheidet man Satzbedeutung und Äußerungsbedeutung sowie Sprecherbedeutung, so befasst sich die Semantik mit der Satzbedeutung, Semantik und Pragmatik mit der Semantik 3 Äußerungsbedeutung und die Pragmatik allein mit der Sprecherbedeutung.[7] Die Semantik wird aus unterschiedlichen Perspektiven und Ansätzen betrieben. Wort-, Satz-, Text- und Diskurssemantik • Die lexikalische Semantik (auch: Wortsemantik) beschäftigt sich mit der Bedeutung von Wörtern und Morphemen wie auch mit der inneren Strukturierung des Wortschatzes insgesamt.[8] • Die Satzsemantik untersucht, wie aus der Bedeutung einzelner Wörter durch ein festes Inventar an Verknüpfungsregeln die Bedeutung von größeren syntaktischen Einheiten Phrasen, Satzgliedern, Teilsätzen und ganzen Sätzen hervorgeht. Die Interpretation eines Satzes muss dabei auf einer Analyse seiner syntaktischen Struktur aufgebaut werden. • Die Textsemantik konzentriert sich auf die Analyse der Kombination von Sätzen als reeller oder hypothetischer Sachverhalte zu Erzählungs-, Beschreibungs- oder Argumentationszusammenhängen. • Die Diskurssemantik arbeitet auf der Ebene von Texten verschiedener Personen, die miteinander in Beziehung stehen (Diskussion, Unterhaltung, Lehrveranstaltung, Stammtisch). Wissenschaftsgeschichtlich ist anzumerken, dass die Wort- und Morphemsemantik traditionell die Hauptgegenstände der linguistischen Semantik sind. Erst später ist etwa eine Satzsemantik dazu gekommen.[9] Diskutiert wird, inwieweit das Fregesche Prinzip (die Bedeutung einer komplexen sprachlichen Einheit ergibt sich aus/ist eine Funktion der Bedeutung ihrer Bestandteile) in den natürlichen Sprachen Geltung hat.[10] Die Definition der verknüpfenden Funktionen wird bejahendenfalls als eine der Hauptaufgaben der Semantik gesehen: SINN(der Apfel ist rot) = f(SINN(der), SINN(Apfel), SINN(ist), SINN(rot)) Lexikalische Semantik → Hauptartikel: Lexikalische Semantik Die Erforschung der Bedeutung von Wörtern ist traditionell das Hauptthema der linguistischen Semantik. Die Untersuchungen erfolgen unter verschiedenen Aspekten: • Aufbau der Bedeutung eines einfachen Wortes aus elementaren Bedeutungselementen (Semen); die Bedeutung eines Wortes lässt sich dann als eine bestimmte Konfiguration seiner Seme darstellen, die zusammen sein Semem bilden (Komponentenanalyse). Das Semem ist eine hierarchisch geordnete Struktur, bestehend aus den Semen des Wortes. Es sollte sich von dem eines bedeutungsverwandten Wortes in wenigstens einem Sem unterscheiden. Für das Wort „Truhe“ hat Hundsnurscher (1970: 43) ein Analysebeispiel vorgeschlagen.[11] • Beitrag der Morpheme zur Bedeutung eines komplexen Wortes. Die Gesamtbedeutung einer Flexionsform eines Wortes, einer Ableitung oder eines Kompositums lässt sich oft nur teilweise aus der Bedeutung seiner morphologischen Bestandteile herleiten. Besonders bei älteren Bildungen spielen Lexikalisierungen eine große Rolle. • Die Stellung eines Wortes in einem Wortfeld. Hierbei geht es darum herauszufinden, worin genau ein bestimmtes Wort sich in seiner Bedeutung von anderen, bedeutungsähnlichen Wörtern unterscheidet.[12] • Die Bedeutungsbeziehungen, -relationen, die zwischen Wörtern bestehen: Antonymie, Homonymie, Hyponymie, Hyperonymie, Polysemie und Synonymie. Semantik 4 Historische (diachronische) versus synchronische Semantik Semantik lässt sich in diachronischer und/oder in synchronischer Perspektive betreiben. Bis Ferdinand de Saussure (†1913) herrschte eine diachronische Betrachtungsweise in der Sprachwissenschaft vor.[13] Die historische Semantik befasst sich mit Bedeutungswandel der Wörter im Lauf der Zeit. Ein weiterer wesentlicher Forschungsansatz zur historischen Semantik ist ferner die Etymologie, die sich neben der Lautentwicklung auch mit der Bedeutungsentwicklung von Morphemen und Wörtern befasst.[14] Die frühesten Arbeiten zur historischen Semantik stammen von Antoine Meillet, Wilhelm Wundt, Léonce Roudet, Jost Trier und Herman Paul. Seit den 1950er Jahren galten Stephen Ullmanns Arbeiten als maßgeblich. Seit den 1960er Jahren gibt es in Philosophie und Geschichtswissenschaft umfangreiche Forschungsvorhaben, die man unter dem Oberbegriff „Begriffsgeschichte“ zu den Forschungen zur historischen Semantik zählen kann. Seit Ende der 1990er Jahre und Anfang des 21. Jahrhunderts gibt es Versuche (wie von Andreas Blank, Peter Koch und Joachim Grzega), die Historische Semantik unter Berücksichtigung der Kognitiven Linguistik neu aufzustellen.[15] Die synchronische Semantik ist die Semantik, die sich auf die Bedeutung sprachlicher Zeichen (einer bestimmten natürlichen Sprache), wie sie in einem bestimmten Zeitraum von einer bestimmten Gruppe als Instrument der Kommunikation verwendet wird, bezieht.[16] Diachronische und synchronische Betrachtungsweise müssen sich nicht widersprechen, sondern können sich sinnvoll ergänzen. So wendet die uploads/Litterature/ semantik.pdf
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- Publié le Jul 12, 2022
- Catégorie Literature / Litté...
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