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VIELHAUER, Philipp Adam ChristophVerlag Traugott Bautzwww.bautz.de/bbkl Zur Hauptseite Bestellmöglichkeiten Abkürzungsverzeichnis Bibliographische Angaben für das Zitieren Suche in den Texten des BBKL Infobriefe des aktuellen Jahres NEU: Unser E-News Service Wir informieren Sie vierzehntägig über Neuigkeiten und Änderungen per E-Mail. Helfen Sie uns, das BBKL aktuell zu halten! Band XII (1997)Spalten 1367-1375 Autor: Ulrich Hutter-Wolandt VIELHAUER, Philipp Adam Christoph, ev. Theologe, * 3.12. 1914 in Bali (Kamerun) als Sohn des Pfarrers und Missionars Gustav Adolf Vielhauer, + 23.12. 1977 in Bonn. - V. besuchte in Eppingen und Basel die Volksschule (1921-1925) und in Durlach das humanistische Gymnasium, wo er im Jahre 1934 das Abitur bestand. V. stammte aus einem frommen Elternhaus, aber seine pietistisch geprägte Frömmigkeit erfuhr schon während der Schulzeit durch das Buch von Ricarda Huch »Luthers Glaube« eine grundlegende Erschütterung. Im Jahre 1939 schrieb V. der Schriftstellerin, daß durch das Buch seine bisherige Auffassung vom Christentum zerstört worden sei, die er »durch Erziehung und Umgebung unreflektiert übernommen hatte, eine vorwiegend pietistische und moralische Auffassung, der als Ziel des Christenglaubens die Gestaltung der ausgeglichenen christlichen und ethischen Persönlichkeit galt«. Noch im Sommersemester 1934 nahm er das Studium der Evangelischen Theologie in Basel auf, wo er bis zum Ende des Wintersemesters 1934/35 hauptsächlich Vorlesungen und Seminare zum Alten und Neuen Testament bei Eberhard Vischer, Adolf Köberle und Walter Baumgartner besuchte. In dieser Anfangszeit galt sein Interesse nicht nur den exegetischen Fächern, sondern auch der Philosophie. Bei Hermann Schmalenbach belegte er die »Grundbegriffe der Philosophie« und bei Hermann Barth eine Vorlesung über die »Geschichte der Philosophie von Kant bis Hegel«. Vom Sommersemester 1935 bis zum Sommersemester 1937 setzte V. seine Studien an der Marburger Philipps-Universität fort. Hier begegnete er Rudolf Bultmann und Hans von Soden. Durch sie machte er Bekanntschaft mit der Methode der exakten historisch-kritischen Bibelauslegung des Neuen Testaments. Sein Erstes Theologisches Examen legte V. bei der Vereinigten Evangelisch-protestantischen Landeskirche Badens am 15.10. 1937 ab; den praktisch-theologischen Teil seiner Ausbildung absolvierte er anschließend an der Heidelberger Ruprecht-Karl-Universität. Noch im gleichen Jahr begann V. mit einer Dissertation über den Oikodome-Begriff, die von Martin Dibelius betreut wurde. Im Frühjahr 1939 meldete er sich zum Zweiten Theologischen Examen, das er am 12.5. vor der Prüfungskommission der Badischen Kirche ablegte. Ordiniert wurde er am 11.6. im Lutherhaus zu Karlsruhe-Durlach von seinem Vater Gustav Adolf Vielhauer. Die Promotion mit der Note »summa cum laude« erfolgte am 22.7. mit der Abhandlung »Oikodome. Das Bild vom Bau in der christlichen Literatur vom Neuen Testament bis Clemens Alexandrinus«; die Referenten waren Martin Dibelius und Gustav Hölscher. - V. wurde schon während des Studiums Mitglied der Bekennenden Kirche. Aufgrund seiner Überzeugung weigerte er sich, einen Beamtenfragebogen für kirchliche Mitarbeiter auszufüllen, durch den das staatliche Beamtengesetz auf die Kirche übertragen worden war, und eine Erklärung auf den nationalsozialistischen Staat zu unterzeichnen. Deshalb lehnte ihn die Finanzabteilung der Badischen Kirche - trotz seiner sehr guten fachlichen Leistung - aus »staatspolitischen Gründen« für den Kirchendienst ab. Noch im September 1939 wurde V. in den Dienst der Württembergischen Kirche übernommen, wo er vom 27.9. 1939 bis zum 4.2. 1941 in den Gemeinden Stuttgart-Untertürkheim, Marbach a. N., Ebersbach a. F., Benningen a. N. und Lauffen a. N. als Pfarrverweser bzw. Kriegsstellvertreter seinen Dienst tat. Am 5.2. 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und nach der Grundausbildung in Ludwigsburg im September 1941 zum Kriegseinsatz nach Rußland geschickt. Mit dem 1. Panzer-Grenadierregiment 74 ist er bis kurz vor Moskau gekommen. Ab Januar 1942 war V. wegen einer Erkrankung vorübergehend wehruntauglich, kehrte aber Ende August zu seiner Einheit zurück. Nach einer schweren Verwundung in der Kesselschlacht von Toropez wurde er am 23.3. 1944 als dienstunfähig aus der Wehrmacht entlassen. Er nahm seinen pfarramtlichen Dienst in Ebersbach a. F. im April 1944 wieder auf. Durch Vermittlung von Martin Dibelius wurde V. die Stelle eines wissenschaftlichen Assistenten an der Göttinger Georg-August-Universität angeboten, die er am 15.1. 1947 antrat. Nach den Jahren im Pfarrdienst konnte er sich wieder auf die wissenschaftliche Arbeit konzentrieren, wenn er auch viel Zeit für Verwaltungsaufgaben an der Göttinger Theologischen Fakultät aufwenden mußte. Trotz dieser Belastung stellte V. bis 1949 seine Habilitationsschrift »Der Vorläufer - Gestalt und Bedeutung des eschatologischen Wegbereiters im Neuen Testament und seiner Umwelt« unter der Betreuung von Joachim Jeremias fertig, und am 22.4. 1950 wurde ihm von der Universität Göttingen die venia legendi für das Fach Neues Testament erteilt. Für seine Verdienste um den Aufbau der Theologischen Fakultät in Göttingen wurde ihm am 20.12. 1954 der theologische Ehrendoktor verliehen. Im gleichen Jahr heiratete er in Heidelberg die Romanistin Dr. phil. Ingeborg Pfeiffer. Bereits am 1.5. 1950 übertrug ihm die Theologische Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn die Vertretung des neutestamentlichen Lehrstuhls, am 1.10. 1951 wurde er in der Nachfolge von Hans Emil Weber auf den Lehrstuhl berufen, den er bis zu seinem Tod im Jahre 1977 bekleidete. In den Jahren 1956/57 und 1966/67 war V. Dekan der Fakultät und über mehrere Jahre geschäftsführender Direktor des Evangelisch-Theologischen Seminars. - V. befaßte sich in seinen Arbeiten vor allem mit Fragen der Begriffs- und Wissenschaftsgeschichte, der urchristlichen Literaturgeschichte, der Einleitungswissenschaft und der Christologie. In seine Dissertation über Oikodome bezieht er die Überlieferungen des Alten Testaments, des Frühjudentums und der außerkanonischen Literatur ein, indem er zunächst die Begriffsfelder Bau/Bauen im Alten Testament, in der apokalyptischen und rabbinischen Literatur, in der griechischen und hellenistischen Umwelt sowie in der Gnosis untersucht. Erst auf dieser Grundlage erhalten die Bedeutungsfelder Bau/Bauen im Neuen Testament ihren Sinn. V. hält sich bei dieser Arbeit an die kanonische Reihenfolge der neutestamentlichen Schriften, »doch so, daß innerhalb der zusammengehörigen Schriften eine sachliche Gruppierung stattfindet« (57), und zeigt dabei, daß sich das Bild vom Bau/Bauen von den apostolischen Vätern über die Apologeten bis zu Irenäus und Clemens Alexandrinus weiterentwickelt hat, in der lateinischen Literatur des 5. Jahrhunderts jedoch nicht mehr vorhanden ist. Da die lateinische Sprache viele Möglichkeiten hatte, den griechischen Begriff Bau/Bauen auszudrücken, ist es »nicht zur Ausbildung eines prägnanten religiösen und theologischen Begriffs der `Erbauung' gekommen« (174). Erst im Pietismus, dem es vor allem um die religiöse Zufriedenheit des einzelnen ging, kam das Bild in individualisierter Form wieder vor. Die Vorstellung, Kirche mit Gemeinde gleichzusetzen, war im Neuen Testament und der außerkanonischen Literatur geläufig, dem Pietismus jedoch fremd. Deshalb fordert V. abschließend eine Besinnung auf die Ursprünge: »Die kirchliche Verkündigung hat dafür zu sorgen, daß der neutestamentliche Gedanke der oikodome wieder in seiner ganzen theologischen Tiefe und Fülle verstanden wird, nicht als Erbauung des individuellen homo religiosus, sondern als Bau der Una Sancta Catholica« (175). In dem Aufsatzband »Oikodome« aus dem Jahre 1979 ist neben wichtigen Aufsätzen aus der Zeit von 1969 bis 1976 die Dissertation in zweiter Auflage erschienen. - Die (nicht gedruckte) Habilitationsschrift beschäftigt sich mit Johannes dem Täufer, obwohl dieses Thema bereits Gegenstand von Untersuchungen war. Martin Dibelius hatte seiner Arbeit »Die urchristliche Überlieferung von Johannes dem Täufer« (1911) einen literarkritischen Schwerpunkt gegeben, Ernst Lohmeyer hatte in dem auf mehrere Bände angelegten Werk »Das Urchristentum I. Johannes der Täufer« (1932) die historische Frage in das Zentrum seiner Forschung gestellt. V. sieht seine Aufgabe hingegen motivgeschichtlich bestimmt: »Die vorliegende Arbeit untersucht Herkunft, Ausprägung und Bedeutung des Vorläufer-Vollender-Motivs in der Eschatologie des Neuen Testaments und seiner religiösen Umwelt« (1). Er wendet sich zunächst dem neutestamentlichen Befund zu, indem er die Nachrichten über Johannes den Täufer und sein Verhältnis zu Jesus zusammenträgt, und analysiert das Vorläufermotiv in der Verklärungsgeschichte (Mk 9, 2 ff.) und in der Ankündigung der zwei Zeugen (Apk 11, 3 ff.). Der zweite Teil der Arbeit widmet sich religionsgeschichtlichen Fragen des Vorläufermotivs im Alten Testament, im Frühjudentum und im Parsismus. V. will zeigen, daß das Thema »Verheißung und Erfüllung«, so wie es die Urgemeinde im Bezug auf Johannes den Täufer und Jesus gesehen hat, ein »christologisches Problem« ist, das »nur von der Christologie des ganzen Neuen Testaments zugänglich« ist (135). V.s Arbeitsweise wird am Benedictus des Zacharias in Lk 1, 68-79 deutlich. Durch seine gründliche Exegese weist V. in dieser Perikope die Einheitlichkeit des Textes gegenüber der von Bultmann vertretenen Zweiteilung (Lk 1, 68-75 und 76-79) nach. Außer diesem Abschnitt wurde aus der Habilitationsschrift noch die Studie »Tracht und Speise Johannes des Täufers« in den ersten Aufsatzband »Aufsätze zum Neuen Testament« (1965) aufgenommen. Die Arbeit blieb unveröffentlicht, da die inzwischen bekanntgewordenen Qumran-Texte eine vollständige Überarbeitung erforderlich gemacht hätten, zu der es wegen anderer Forschungsvorhaben nicht mehr kam. In der ersten Zeit seiner wissenschaftlichen Laufbahn veröffentlichte V. noch zahlreiche Predigten und Predigtmeditationen. Es wird deutlich, daß V. die Verbindung von wissenschaftlicher Exegese und Praxis für notwendig und wechselseitig hielt. Erst die historisch-kritische Exegese macht eine fundierte Predigt, die auf systematischen und praktisch-theologischen Reflexionen fußt, möglich. Das Schlagwort »Vom Text zur Predigt« kennzeichnet die homiletische Arbeitsweise dieser Predigten und Meditationen. - Mitte der sechziger Jahre wurde V. gebeten, sich an der Neubearbeitung der von Rudolf Knopf, Hans Lietzmann und Heinrich Weinel verfaßten »Einführung in das Neue Testament« (1949) zu beteiligen. Während Helmut Köster die »Einführung in das Neue Testament« (1980) als zweiten Teil neu bearbeitete, hatte V. den literaturgeschichtlichen Teil übernommen, der sich zu einem umfangreichen ersten Band entwickelte und 1975 unter dem Titel uploads/Litterature/ vielhauer-philipp-adam-christoph 1 .pdf
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- Publié le Sep 25, 2022
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