IRANISCHES LEHNGUT IM ARABISCHEN LEXIKON: UBER EINIGE BERUFSNAMEN UND TITEL vol
IRANISCHES LEHNGUT IM ARABISCHEN LEXIKON: UBER EINIGE BERUFSNAMEN UND TITEL volz WILHELM EILERS Wiirzburg HERBERT W. DUDA als nachtriigliche Gabe zum 60. Geburtstag Jedermann weiss, dass durch die Islamisierung Irans die neupersische Sprache bis in den letzten Winkel ihrer Mundarten yon arabischen Fremdw6rtern durchdrungen worden ist. Viel weniger bewusst ist uns jedoch die Tatsache, dass lange vor dem Islam infolge politiseher Herr- schaft und kultureller 1Jberlegenheit umgekehrt Iran auch in sprachlicher Hinsicht gegentiber den umliegenden VSlkern der gebende Tefl war. Den handgreiflichsten Beweis liefert der Wortschatz und selbst die Nominal- bildung des Armenischen, das vorwiegend aus dem arsakidischen Norden sprachlich derart iiberlagert worden ist, dass es erheblicher Zeit und der genialen Forschungen Heinfich Hiibschmanns bedurfte, bis Armenisch als selbst~indiger Zweig der indogermanischen Sprachen neben dem Iranischen Anerkennung land. Dank dem Fortschreiten der Iranistik lassen sich noch immer, bisher unerkannt, armenische WSrter als iranische Entlehnungen neu nachweisen. Der Iranisierung ist abet auch der semi- tische Bereich nicht entgangen. Einzelne W6rter finden sich bereits im Sp~itakkadischen; doch das Aram~iische, mit den Elephantinepapyri be- ginnend und mit dem Syrischen und dem Talmud endend, ist roll davon. Aufdiesem Umwege, besonders fiber Mesopotamienund Syrien-Pal~istina, erh~ilt nun auch das Arabische, das wir uns gem als aussehliesslich gebenden Teil vorstellen, seine ersten iranischen LehnwSrter. Aber sicher durchaus nicht nur (lurch aram~iische Vermittlung. Vergegenw~irfigen wir uns die geschichtliche Lage, die die Araber unter den Ach~imeniden als Bestand- teil des Perserreiches, erst recht aber unter Parthern und Sassaniden weit- gehend politisch und immer kulturell als h/Srig erweist, so ist die Ubernahme yon KulturlehnwSrtern aus der Sph~ire imponierender Oberherren auch durch unmittelbare Beriihrung vollkommen natiiflich. Seit dem 5. Jahr- hundert sind die Araberk6nige von Hira, die Lachmiden in Babylonien, 204 WILHELM EILERS Vasallen der GrosskSnige, und das Jahr der Geburt Mohammeds heisst der Tradition nach das Elephantenjahr, weil in jenem Jahre Abraha, der ~ithiopische Fiirst yon Jemen, mit grossem Heereszug auf Verardassung Kaiser Justinians gegen Chosrou Anuschirwan zog, um die Sassaniden in Mesopotamien anzugreifen (etwa 560 nach Christus). Eine sassanidische Herrschaft soll es sogar in Medina gegeben haben. Bahrain und der Jemen standen jedenfalls mindestens zeitweise unter iranischer Oberhoheit. 1 Iranischer Einfluss l~isst sich bereits auf die vorchristliche Architektur in Hadramaut feststellen. ~ Noch heute spricht der Tell eines arabischen Stammes an der Kfiste yon Oman eine iranische Mundart der Zentral- gruppe. 3 Was wunders, wenn die persische Lehnwortschicht bereits auf vorislamischer Stufe anhebt, mit der alten Poesie und dem Koran. Wit sagen das auf die Gefahr hin, noeh nachtr~iglich das Missfallen des alten Ma'mar b. Mu.tann~ Abfi 'Ubaida (gest. 210/825 in Basra) zu erregen, welcher Fremd- und LehnwSrter im Koran kategorisch geleugnet hatte unter Hinweis auf Gottes Ausspruch in Sure 43, 2: inna ~a'alnahu qur'anan 'arabfyan. ~ Denn hier im heiligen Buch begegnen wir Ausdriicken wie: ibrfq ,,Kanne": etwa *ab~r~y, w~ihrend man eher ein *ab~r~ erwarten sollte (Verh~iltnis yon -y:-~ wie unten p. 229 Anna. 34 bei m67 :-m6~); die Form ibr~ mit "aim ,,Gef~ss; (Butter-)Schlauch'" bei K. Vollers in ZDMG, 50 (1896), p. 627f. gibt wohl nur die palatalisierende Beduinen- aussprache wieder (q > ~). istabraq ,,Seidenbrokat" :np. istabra. ~un~.h ,,Sfinde": np. gun~h mit bemerkenswertem .h. Oazana ,,horten" nebst haz(ma f. ,,Schatzhaus": parth. 7azn ,,Schatz" gegeniiber SW gang, wovon kanz (s. weiter unten p. 206). din ,,Religion": nap. d~n < av. da~nd- f. ,,Seele" u.~i. rizq ,,Wohltat Gottes, Unterhalt": fiber die Wurzel rzq ,,mit Nahrung versehen" von mp. r6~y (r~z~q~ im Syrischen), np. ruzi ,,Tagesration, t~iglich Brot". 5 z Vgl. zuletzt Altheim-Stiel, Finanzgeschichte der Spiitantike (1957), pp. 141ft., be- sonders p. 149ff. Etwa Albert Dietrich in ZDMG, 102 (1952), p. 155. 3 B. Thomas, "The Kumzari Dialect of the Shihuh Tribe": JRAS, 1930, pp. 785 ft. Weitere Literatur bei A. Maricq, Syria, 35 (1958), p. 3372. 4 ~aw~diqi, Mu'arrab, p. 4: man za'ama anna fi'Lqur'~ni lis~nan siw~ 'L'arabfyati, faqad a'zama "ala 'llahi 'l-qaula wa "bta~a bi-qaulihi ta'ala: (Kor. 43, 2); vgl. H. Ringgren in Islamic Literature, 8 (1956), pp. 27ff., bes. p. 393. Hiibschmann, Armen. Gramm. I, p. 514, Nachtrag zu patroig[k. Die Vorstellung Siddiqis, Persisehe Fremdw6rter (1919), p. 56, dass ein mittelpersisches r6zik unmittel- bar in rizq iiberf'tihrt worden write, ist nattirlich irrig. Hier, wie auch sonst, ist das ver- mittelnde Lehnwort selbst, toffy, erst nach Bildung eines Verbums mit den ent- sprechenden Radikalen der Sprache abhanden gekommen und durch ein neues eclat IRANISCHES LEHNGUT IM ARABISCHEN LEXIKON 205 rau.da f. ,,Garten": wold < rdOa), ,,Fltisschen, Flusslartd, Flussbezirk" wie np. rustdq < *r6t(a)stdy oder rtp. rad~bar. ~ Auch bustan ,,Garten" ist ja aus dem Persischert entlehnt: < b6stan < b66(a)stdn (armen. bourastan); und fiber firdaus ,,Paradiesesgarten" s. unten p. 206. In den zahlreichen Ortsnamen Irans bezeichnet -tad zugleich den bew~isserten Flussbezirk (,,Demawend", I, p. 320 Anm. 51 ; II, p. 188 unten). zabaniya: s. unten p. 220. zardbfy (coll.) ,,reiehe Teppiche", wovon sekund~ir die Einzahl za/irb~ya f. gebildet wurde: etwa < *zarr'ab ,,Goldglanz; goldgl~inzend"; anders, aber nicht fiberzeugend, Jeffery, a.a.O., p. 150f. zftr ,,Falschheit, Ltige": < mp/np, zf~r. sira~ ,,Lampe, Leuchte": < ~ira 7 fiber das Aram~iische (syr. ~er~a); arm. grag; s. jetzt H. W. Bailey in AnnaB Ist. Univ. Or., 1 (1959), pp. 120- 125. suradiq ,,Zeltplane": < sradav, sraO > rip. sara(i) ,,(stattliches) Haus, Palast"; vgl. man& sr'dq' ,,Zeltplane" und armen, srahak ,,Vorhang". Sinnbeziehung zwischen Vorhang und Zelt wie bei parda (unten p. 224f.). Verfehlt K. Vollers in ZDMG, 50 (1896), p. 622: < sara(par)da(k.)! sirb~l ,,Gewand": < ~arbal; vgl. gr. -r& ~p~p~, syr. ~rbl', np. Yalv~r ,,Beinkleid, Hose" mit dissimiliertem r < *~ara~bara zu rip. ~al,,Schenkel". Neben sirbal existiert auch ~irwal (Plur. ~araw?l) ,,Beinkleid" im Ara- bischen. sard ,,Kettenpanzer": sonst zarad, abet hier mit Tonloswerden des Zischlautes, < mir. NW zra6, av. zrdda-, Lehnwort im Syrischen zrd', armen, zrahU, noch im heutigen Persischen zereh. 7 arabisches Wurzelnomen der Form fi'l, eben rizq, ersetzt worden..~hnlich unten mufatti~ (sub 1), mudabbir (sub 3) und mu~a'wi_d (sub 7) statt der die Ableittmg veran- lassenden iranischen Berufsnamen. s Weniger wahrscheinlich geh6rt arab. raud. a f. zu air. rud-,,wachsen" (np. rOy-/rust), wie Karl Vollers in ZDMG, 50 (1896), p. 641f. wollte. Vgl. Arthur Jeffery, The Foreign Vocabulary of the Qur'an (1938), p. 145f. 7 Schon Fraenk~l, p. 241t".; die nicht ganz einfachen Laut- und Schriftverhaltnisse hat n~ichst NpEt]PSt, Nr. 660, H. S. Nyberg, Hilfsbuch des Pehlevi, II (1931), p. 257 besprochen. Angebliches iz-ra-za = air. *zrdza ,,Rtistung" im elamischen Berufs- namen iz-ra-za-qa-ra bei G. G. Cameron, Persepolis Treasury Tablets (1948), p. 43 und p. 165f., Nr. 52, 4f. (= *zrdda~kara - rip. zirih~gar ,,armorer") macht wegen des zweiten -z- statt des zu erwartenden -d- (ira Awesta zra6a- m, ,,Panzerkoller, Panzer" AirWb 1703) Schwierigkeiten. Av. -d- kann eigentlich nicht - unter Umkehrung des Verh~iltnisses air. z > ap. d- im Altpersischen als z erscheinen. Dennoch bleibt die Deutung sachlich bestechend und insoweit schon m6glich, als es sich um einen Ausdruck der Waffen- und Riistungssphgre handelt, der vielleicht als Lehnwort von aussen kommt, etymologisch jedenfalls undurchsichtig ist. In dieser Meinung werden wit durch den Talmud best~kt, welcher neben zardd ,,Harnisch, Rtistung" ein zarza 206 WILHELM EILERS .salaba ,,kreuzigen", denominiert von s.al?b ,,Kreuz", fiber aram. .selma < pers. ?alfpa (Fraenkel, p. 278; oder umgekehrt Iranisierung aus aram..seli_ba?). Cifrft ,,Damon": < dfrft ,,Erschaffenes, Gesch6pf", wegen -t start -8 wohl sehr friihe Entlehnung. Semasiologisch vgl. ai. bh~ta- n. ,,Gewordenes, Wesen, Gesch6pf" -+ ,,Unwesen, Gespenst, D~tmon, Teufel". Dass aller- dings ~ann (gew6hnlicher ~inn) ,,Geist" = np. #an (mp. gydn < vyan) ,,Seele, Leben" sei, ware wohl eine zu kiJhne Annahme. Das Partizip ma~,nfm ,,yon Sinnen" steht zu ~nn/~,inn wie np. d~vdna ,,verriickt" zu d~v, d.h. also eigtl. ,,vom Teufel besessen"; dazu kommt noch np. poetisch ~da ,,wahnsinnig verliebt", welches eigentlich aram. gg_da < akkad. g~dum ,,(Schutz-)Geist" ist, Pehlewi-Ideogramm ftir mp/np, d~v. )qrdaus ,,Paradies": vielleicht falsch zurtickgebildeter Singular eines farad~s < *parades (hebr. pard~s, aram. pardaisgt, armen, paradYz) < pard~z (SW pal~z) < air. pari~daiza - (ap. paridaida-). NB: Angebliches pard~su im Akkadischen (Lex. Syr. ~, p. 593b und letztlich Koehler- Baumgartner, p. 776b) existiert nicht. Vgl. auch unten p. 223. Wegen -s < -z s. p. 218 Anm. 22. kanz ,,Schatz": < mp/np. SW ganz/gan~,, w~ihrend NW ~azn mit Metathesis in Ozn steckt (oben p. 204). Schon altaram, gnz', AfO, 17 (1956), p. 333a. Ob dieses etymologisch undurchsichtige Wort gan~ (Oz/~) nicht Lehnwort aus einem *kan?iya- sein k6nnte, einer iranischen Weiter- bildung yon akkad, kankum ,,versiegelt"? Aber dariiber eingehender an anderem Orte. ma~fts ,,Magier, Zoroastrier": > griech. ~yog,' 9 aram. m~a~a und schon akkad, magu~ unmittelbar aus air. magug (Nom. sing.) entlehnt, doeh mp/np, mo~ < maUgu - (vgl. m6bad unten p. 214; s. ZDMG, 90 (1936), p. 177 Anm. sowie AfO, 17 (1956), p. 333b. namraq (auch nimrig oder numruq vokalisiert) ,,Kissen" : d.i. wohl parth. 9 namra~ ftir persisches *narmav zu mp/np, narm, av. namra- ,,weich". H~rftt wa-M~rftt: Name zweier gefallener Engel, wohl Umformung der 0aebr. zdraz) ,,Gurt, Sattel" nebst Verbum zaraz ,,giirten, waffnen, satteln" kermt (Dalman, Wb.). Diese aram~iischen W0rter diirften dann weiter den Ausgangspunkt f'tir arab. sar~ ,,Sattel" und seine Ableitungen bilden (sr~ II ,,satteln", sarra~ und sura~f ,,Sattler" usf.). Semasiologisch uploads/Geographie/ iranisches-lehngut-im-arabischen-lexikon-ueber-einige-berufsnamen-und-titel.pdf
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- Publié le Jan 23, 2021
- Catégorie Geography / Geogra...
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