282. Namen von Göttern im klassischen Altertum 1823 glaube in der rumänischen S
282. Namen von Göttern im klassischen Altertum 1823 glaube in der rumänischen Sprache. Nürnberg. Schmidt, Wilhelm (1912—1955): Der Ursprung der Gottesidee, 12 Bde. Freiburg (Schweiz)/Münster i. W. Schneeweis, Edmund (1935): Grundriss des Volks- glaubens und Volksbrauchs der Serbokroaten. Cilli. Wiens, G. L. (1935): Die frühchristlichen Gottes- bezeichnungen im Germanisch-Altdeutschen. Ber- lin. Johann Knobloch, Bonn (Deutschland) Knobloch, Johann (1986): Sprache und Religion, Bd. 3. Heidelberg. Knobloch, Johann (1991): Homerische Helden und christliche Heilige in der kaukasischen Nartenepik. Heidelberg. Koppers, Wilhelm (1949): Der Urmensch und sein Weltbild. Wien. Mannhardt, Wilhelm (1860): Die Götter der Deut- schen und nordischen Völker. Berlin. Popinceanu, I. (1964): Religion, Glaube und Aber- 282. Namen von Göttern im klassischen Altertum Chania belegt ist (Übersicht Burkert 1977, 82—88, ausführlicher Gérard-Rousseau 1968, durch Neufunde ergänzungsbedürftig), auch der lange Zeit umstrittene Name des Diony- sos (Hallager 1992, 75—81). Veränderungen sind aber auszumachen: es finden sich im 1. Jahrtausend nicht mehr bezeugte Götterna- men (etwa Drimios Sohn des Zeus); andere sind später in anderer Funktion belegt (der Gott Paiawon wird als Paiân zur Epiklese Apollons; der Göttername Ipemedeja ist als Iphimedeia Name von Heroinnen, Neumann 1985), weitere in ihrer Deutung umstritten (Palmer 1981). 1.2. Klassifikation In der griechischen Religion des 1. Jahrtau- sends unterscheidet man sinnvoll zwischen den großen olympischen Gottheiten, die pan- hellenisch bezeugt und seit Homer literarisch ausgeformt sind, und den vielen kleineren, von denen manche rein lokal sind, viele als Personifikationen gelten können, und wo die Abgrenzung zu den Heroen nicht immer klar ist (exemplarisch Helena, Clader 1976). Die Olympier werden gerne in einem Zwölferka- non gruppiert, der allerdings nicht ganz fest ist (Long 1987); jedenfalls umfaßt die ganze Gruppe Zeus, Hera, Athene, Poseidon, De- meter, Apollon und Artemis, Hermes, Ares, Dionysos, Aphrodite und Hephaistos, gegebe- nenfalls auch Persephone und Hestia — nicht jedoch den Unterweltsgott Hades/Pluton. In Rom ist der Zwölferkanon literarisch seit den zwei virtuosen Hexametern des Ennius faßbar (Iuno, Vesta, Minerva, Ceres, Diana, Venus, Mars,/Mercurius, Iovis, Neptunus, Vulcanus, Apollo: ann. v. 62 f. Vahlen), findet kultisch in den Lectisternia seinen Ausdruck (Livius 1. Quellen, Termini 2. Forschungsgeschichte 3. Funktionen 4. Götternamen und Appellativa 5. Götternamen und Personennamen 6. Götternamen und Epiklesen 7. Das Nachleben der paganen Götternamen 8. Literatur (in Auswahl) 1. Quellen, Termini 1.1. Chronologie Die Bezeugung der griechisch-römischen Göt- ternamen erstreckt sich über die ganze Zeit, in der schriftliche Dokumente der Religion vorhanden sind, im Griechischen seit den spätbronzezeitlichen Inschriften des mykeni- schen Griechisch (Linear B-Schrift), in Rom seit dem Beginn des Schriftgebrauchs in ar- chaischer Zeit; dichtere Bezeugungen und um- fangreiche Kontexte beginnen mit dem Ent- stehen einer Literatur, den homerischen Epen im Griechischen des späten 8. Jahrhundert v. Chr. (ungeachtet des Zeitpunkts ihrer Ver- schriftlichung) und der altlateinischen Lite- ratur des 3. Jahrhundert v. Chr. — Dabei stellt sich im Griechischen das noch immer offene Problem der religiösen Kontinuität zwischen der bronzezeitlichen und der geo- metrischen Religion durch die politische und soziale Umschichtung der sogenannten „Dunklen Jahrhunderte“ („Dark Age“) zwi- schen 1100 und 900 hindurch (Dark-Age- Frage Deger-Jalkotzy 1991, Kontinuitätspro- blem Burkert 1977, 48—98, bes. 88—98). Im Bereich der Götternamen jedenfalls gilt, daß der größte Teil der später wichtigen Namen bereits auf den bronzezeitlichen Linear B- Tontäfelchen aus Knossos, Pylos, Theben und 1824 XXIII. Namen und Religion wie aus religionsgeschichtlicher Sicht über- zeugenden Vorschlags von Burkert (1975) nicht zur Ruhe gekommen ist. Substratein- flüsse können nicht unabhängig von den hy- pothetischen Etymologien festgemacht wer- den; dasselbe gilt für die orientalische Her- kunft — symptomatisch für die Problematik ist der Fall der griechischen Aphrodite, wo religionsgeschichtliche Überlegungen im Ge- folge bereits antiker Beobachtungen (seit Herodot 1,105) eine orientalische Herkunft der Göttin und ihres Kults nahelegen (Burkert 1977, 238—242), ohne daß bisher eine über- zeugende Etymologie erarbeitet werden konnte. Inwieweit die Etymologie eines nicht sprechenden Götternamens zum Verständnis des Gottes in der ihn verehrenden Gesell- schaft überhaupt wesentlich beiträgt, ist zu fragen; Funktionsentwicklungen als Folge ge- sellschaftlicher Veränderungen können weit von „ursprünglichen“ Bedeutungen wegfüh- ren: die etymologisch erschlossene Funktion von Zeus, Dyauh pitah, Iupiter, Ziu als Gott des hellen Taghimmels (< *diéu- [-petér-], vgl. J. Schindler, bei Schwabl 1978, 999—1001) etwa wird der Funktionsfülle der betreffenden Gottheiten in ihren Gesellschaften in keiner Weise gerecht. Im Normalfall kann eine (hy- pothetisch angenommene oder durch reli- gionswissenschaftliche Analyse erarbeitete) Funktion auch immer die Entscheidung des Etymologen beeinflussen; damit kann an die Stelle einer Konvergenz von Etymologie und Funktionsanalyse eine Zirkularität des Ar- gumentierens treten. Erschwerend kommt hinzu, daß oft mit einer absichtlichen Ver- dunkelung sprachlich klarer Namen aus reli- giösen Gründen zu rechnen ist. 2.2. Usener Auf anderer Ebene als die zahlreichen und meist unbefriedigenden Etymologisierungs- versuche liegt der große evolutionäre Ent- wurf, den Hermann Usener (1948/1896) vor- gelegt hat. Usener geht es dabei weniger um das Verständnis der griechisch-römischen Götternamen als um eine evolutionistische Hypothese zur Entstehung von Götternamen überhaupt. Im Rahmen einer letztlich animi- stischen Grundauffassung unterscheidet er auf einer ersten Entwicklungsstufe „Augen- blicksgötter“, aus einer bestimmten Situation der numinosen Begegnung heraus und nur für diesen Moment geschaffene göttliche We- senheiten, auf einer zweiten „Sondergötter“, aus den Augenblicksgöttern stabilisierte, auf enge Funktionen beschränkte Gottheiten; 22, 10, 9; Wissowa 1912: 422); älter ist hier allerdings eine einheimische Gruppierung, die durch die alten Einzelpriestertümer der 15 flamines repräsentiert wird, unterteilt in drei flamines maiores (für Iuppiter, Mars und Qui- rinus) und zwölf minores (Überblick Beard 1990, 20). 1.3. Terminologie Neben dem als Individualname in Anruf und Deskription verwendeten Götternamen (Zeus) steht in der griechischen und römi- schen Religion die Bestimmung durch ein At- tribut meist adjektivischer Form (Zeus Ago- raios), Epithet oder Epiklese; entgegen frü- heren Versuchen, ‘Epiklese’ als kultisch von ‘Epithet’ als dichterisch abzugrenzen, soll hier durchwegs von Epiklese gesprochen werden, da die Grenzen zwischen kultischer und lite- rarischer Verwendung kaum festzumachen sind. Außerdem kann in der kultischen An- rufung der Göttername durch einen Rang- ausdruck als Kulttitel begleitet werden (Zeû ána, „König Zeus“); in einigen Fällen wird ein solcher Titel auch allein als Kultname verwendet, und auch Epiklesen können allein als Kultname verwendet werden. 2. Forschungsgeschichte 2.1. Etymologische Forschung Die griechisch-römischen Götternamen wur- den in der Forschung fast ausschließlich im Hinblick auf ihre Etymologie untersucht, und dies zumeist in einer evolutionären Perspek- tive; die Etymologie diente zur Rekonstruk- tion der ursprünglichen (und damit eigentli- chen) Natur der betreffenden Gottheit oder ihrer Herkunft. Dabei stand im Zentrum die Festlegung des IE Erbes und seine Abgren- zung vom (mediterranen) Substrat und dem (orientalischen, thrakischen u. dgl.) Import; diese Absicht bestimmt noch etwa für das Römische die Arbeit von Radke (1979/1965; in ihren Ergebnissen umstritten) oder für das Etruskische von Georgiev (1973; im Rahmen seiner Herkunftshypothese der Etrusker). Da- bei ist unumstritten im Griechischen allein die (bereits im frühen 19. Jh. gesehene) IE Her- kunft von Zeus und Hestia, entsprechend im Römischen von Iupiter und Vesta; in allen anderen Fällen konnte trotz teilweise inten- siver Suche kein Konsens erzielt werden. Be- zeichnend ist die Debatte um den Namen Apollon, die Heubeck (1987) zusammenfaßt und die trotz des aus sprachwissenschaftlicher 282. Namen von Göttern im klassischen Altertum 1825 in Gebet und Hymnus (Norden 1923: 143—176; H. S. Versnel, in: Versnel 1981, 1— 64; J. M. Bremer, ibid. 193—215). Besonder- heiten in der Flexion des Vokativs erklären sich aus der Häufigkeit und Bedeutung der Anrufung: gemeingriechisch verbreitet ist die altertümliche suffixlose Grundform Zeû, dia- lektal Deû; im Latein wird die entsprechende Vokativform *Iu zur Grundlage des Nomi- nativs Iu(p)piter; die attischen Formen Ápol- lon, Poseidon mit kurzvokalischer Endung sind gegen das Paradigma, das langes -ôn verlangte, aus der Anrufesituation analog zu andern Vokativen entstanden, deren Akzent zurückgezogen wurde. Andere formale Eigen- heiten erklären sich aus der besonderen An- rufesituation: so fehlt beim Vokativ der Göt- ternamen gewöhnlich das „Vokativ-Signal“ ô, das expressiv eine gewisse Vertraulichkeit mit- enthält: Vertraulichkeit ist den Göttern ge- genüber fehl am Platz. Das Ziel der Anrufung ist es, die Aufmerk- samkeit der Gottheit auf das eigene Anliegen zu lenken — das teilt der Göttername mit der appellativen (vokativen) Funktion von Eigen- namen überhaupt. Anders als in der normalen Gesprächssituation hat dieser Anruf perfor- mativen Charakter: der Anrufung leistet die Gottheit unmittelbar Folge. Das gilt auch, wenn sie von einem entfernten Ort hergerufen werden muß, was die natürliche Konsequenz davon ist, daß in einem überlokalen poly- theistischen System dieselbe Gottheit über eine Vielzahl lokaler Heiligtümer verfügt und ihre Anwesenheit in Tempel und Kultbild nicht unmittelbar gegeben ist, trotz der Be- zeichnung des Bilds als hédos, „(Wohn-) Ort“. Auch in jenen Opfersituationen, in denen die Gottheit ein Opfer ablehnt — was der jeweils anwesende Seher aus den einschlägigen Zei- chen bestimmen muß — hört sie den mensch- lichen Anruf, nur kann sie sich dem Anliegen nach seiner Anhörung auch verweigern. Per- formativ freilich ist der Gebetsanruf nur in der Sichtweise des betenden und glaubenden Kollektivs — insofern, als die Gläubigen an- nehmen, daß der Anruf um Gehör auch ge- hört werde; in der Außenperspektive wird man eher sagen, daß der Anruf dazu dient, die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf den jeweiligen Kultempfänger zu fokussieren. Die Gottheit muß dabei so präzis wie mög- lich genannt werden, um zu vermeiden, uploads/Geographie/ namen-von-goettern-im-klassischen-altertum.pdf
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- Publié le Dec 27, 2021
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