INDOGERMANISCHE GRAMMATIK Begriindet von Jerzy Kurylowicz t . Herausgegeben von

INDOGERMANISCHE GRAMMATIK Begriindet von Jerzy Kurylowicz t . Herausgegeben von Manfred Mayrhofer Band I I. Ilalbband: Einlcitung von WARREN COWGILL t Ins Deutsche iibersetzt und bibliographisch bearbeitet von ALFRED BAMMESBERGER und MARTIN PETERS 2. Halbband: Lautlehre [Segmentale Phonologie des Indogermanischen] von MANFRED MA YRHOFER HEIDELBERG 1986 CARL WINTER· UNIVERSITATSVERLAG CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek indogermanische Grammalik I begr. von Jerzy Kurylowicz. Hrsg. von Manfred Mayrhofer. - Heidelberg: Winter (Indogermanische Bibliothek: Reihe 1, Lehr- und Handbucher) Bd. 2 u. 3,1 hrsg. von Jerzy Kurylowicz NE: Kurylowicz, Jerzy [Begr.]; Mayrhofer, Manfred [Hrsg.] Bd. 1 (1986). Enth.: Halbbd. 1. Einleitung I von Warren Cowgill. Halbbd. 2. Lautlehre: (segmentale Phonologie d. Indogerman.) I von Manfred Mayrhofer ISBN 3-533-03487-9 kart. ISBN 3-533-03488-7 Gewebe NE: Mayrhofer, Manfred: Lautlehre ISBN 3-533-03487-9 kart. ISBN 3-533-03488-7 Ln. Aile Rethte vorbehalten. C 1986. Carl Winter Universitlitsverlag, gegr. 1822, GmbH., Heidelberg Photomethanisthe Wiedergabe nur mit ausdrlltklither Genehmigung durth den Verlag. Imprim~ en Allemagne. Printed in Germany. Photosatz und Drutk: Carl Winter Universitlltsverlag, Abteilung Drutkerei, Darmstadt VORWORT Mit dem vorliegenden Band soIl die von Jerzy Kurylowicz ins Leben gerufene Indogermanische Grammatik fortgeftihrt werden, von der bislang die Bande II (1968) und IIIIl (1969) existieren. Kurylowicz hatte sich bis an das Ende seines Lebens bemUht, Bearbeiter fur weitere Bande zu gewinnen. Angesichts der Situation des Aufbruchs und Umbruchs, in der sich die Indogermanistik von heute befindet, haben die meisten Kontaktaufnahmen Kurylowicz' schlieBlich nicht zu Zusagen geftihrt. FUr den Band I, dem der Herausgeber den Titel "Einleitung - Lautlehre" zugedacht hatte, fand er vorerst die Zusage Warren Cowgills. Als ich mich 1981 in Verhandlungen mit dem Verlagshaus Winter zur Uber- nahme der Herausgeberschaft der Indogermanischen Grammatik nach Kurylowiez' Tod bereit fand, hatte Cowgill von diesem Band eine zur Ubersetzung ins Deutsche bestimmte "Einleitung" 1973 niederge- schrieben, wollte aber den Teil "Lautlehre" nicht weiterhin bearbeiten, den ich daraufhin selbst zu verfassen unternahm. Cowgills Manuskript wurde von Alfred Bammesberger ins Deutsche Ubersetzt, der sich auch bemUhte, es bibliographisch auf den heutigen Stand zu bringen; seinen mir zugesandten Entwurf hat Martin Peters so intensiv bearbeitet und erganzt, daB sein Name zu Recht - einem fairen Vorschlag der Herren Bammesberger und Cowgill folgend - als zweiter Autor der Ubersetzung und bibliographischen Bearbeitung auf dem Titelblatt erscheint. Den Kollegen Cowgill, Bammesberger und Peters moehte. ieh an dieser Stelle daftir danken, daB ihr gemeinsames Bemi.ihen die Publikation des Bandes III der Indogermanischen Grammatik ermoglicht hat. An weiteren Banden der Grammatik wird bereits gearbeitet; doch ware es zur Stunde verfrUht, Autorennamen und Bandtitel bekanntzu- geben. Ehe ich einige Vorbemerkungen zu meinem eigenen Halbband 112 an- schlieBe, mochte ich prinzipiell klarstellen, daB das mehrbandige Werk bleiben soli, was sein Titel besagt: eine "Indogermanische Grammatik". Eine "Vergleichende Grammatik der indogermanischen Sprachen", wie dies einige Mitforscher zu erwarten scheinen, ist nicht geplant; der "Brugmann" des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts bleibt weiterhin ein Wunschziel. Was vor hundert Jahren, die Syntax ausge- 6 Vorwort .. nommen, von einem einzigen Gelehrten geleistet werden konnte, daflir ~ bedUrfte es heute wohl flir jeden Einzelband eines Teamworks, dem vor allem die wenigen Spezialkenner jener Sprachen angehoren mUBten, die in diesem Jahrhundert in unser Blickfeld gelangt sind. Was die Indo- germanische Grammatik bieten soli, ist das heute erkennbare Bild der Grundsprache; dieses ist selbstverstandlich nur durch die methodische Auswertung der Aussagen der Einzelsprachen gewonnen worden, und zu seiner Rechtfertigung mUss en stiindig die belegten Formen der einzelnen indogermanischen S prachen vorgeflihrt werden. Meinen eigenen Halbband 112 Ubergebe ich nur mit schwerem Bedenken der OfTentlichkeit; die letzten Jahre haben mich gelehrt, wie kUhn das V ntemehmen ist, heute darzubieten, was ich im V ntertitel eine "segmentale Phonologie" des Indogermanischen genannt habe - da das Suprasegmentale und das Morphonologische als Gegenstand von Kury- ~owicz' Band II (AkzenU Ablaut) meiner Darstellung fembleiben ~ . uBten. Zur Verteidigung des Halbbandes kann ich nur vorbringen, daB ch mir die Arbeit an ihm sehr schwer gemacht habe; er ist unter meinen , iichem das einzige, das ich von Grund auf zweimal niedergeschrieben habe. Eine nach 1981 satzfertig erstellte Fassung trug ich 1982-1983 in einem drei Semester einnehmenden Privatissimum Wort flir Wort einem Kreis vor, zu dem neben meinen fortgeschrittenen Studenten mehrere graduierte Linguisten Wiens - und fallweise Gaste dieser Stadt - gehorten. Die Diskussionen, die jedem Kapitel foigten, bewirkten fast immer dessen Veranderung und Erweiterung. Vnter den Diskutanten :lieses Privatissimums mochte ich Wolfgang Dressler, Jost Gippert, Paul lorenz, Martin Peters, Johannes Michael Reinhart, Ralf-Peter Ritter und 2hIodwig Werba namentlich nennen, zu denen als Gaste von auswarts tlartmut Katz, Erich N eu und Oswald Panagl kamen. Die in der Diskus- ,ion gehartete Erstfassung des Manuskriptes konnte ich sodann Heiner Eichner vorlegen, von dem ich sehr viele Anregungen empfing; auch orbert Oettinger und Frank Starke mochte ich an dieser Stelle flir brief- iche Beratung danken. Die vollig neu niedergeschriebene Zweitfassung rachte ich schlieBlich Martin Peters und Jochem Schindler zur enntnis, die eine FUlle an Kritik und ErganzungsvorschUigen eisteuerten. Zuletzt kam der Arbeit zugute, daB Sigrid Deger-Jalkotzy nd RUdiger Schmitt die MUhe auf sich nahmen, die Erstkorrektur mitzu- esen. Mit der Nennung dieser Namen verbinde ich meinen herzlichen Vorwort 7 Dank; zugleich bitte ich, sie nicht in die Kritik an dieser Darstellung einzubeziehen, fur die ich allein die Verantwortung trage. Wien, im Dezember 1983 Manfred Mayrhofer Nachschrift vom Juni 1985: Wahrend der Herstellung des Buches erreichte mich die Nachricht, daB der Verfasser des ersten Halbbandes, Warren Cowgill, erst 55jiihrig einer tlickischen Krankheit erlegen ist. Diese Einleitungsseiten, Zeugnisse seines reichen Wissens und seiner feinen Methodik, sind zum Vermachtnis des bedeutenden Gelehrten und noblen Menschen geworden, des sen Tod einen unersetzlichen Ver- lust fUr die indogermanische Sprachwissenschaft bedeutet. M. M. INHALT Vorwort . 1. Halbband: Einleitung . 2. Halbband: Lautlehre [Segmentale Phonologie des t Indogermanischen] rRegister [zum Gesamtband; Gliederung S. 76] . l ! Seite 5 9 73 186 Erster Halbband Einleitung von WARREN COWGILL t Ins Deutsche llbersetzt und bibliographisch bearbeitet von ALFRED BAMMESBERGER und MARTIN PETERS § 1. Der BegrifT einer indogermanischen Spracltfamilie gcht im wesent- lichen aufden Anfang des 19. Jahrhunderts zurtick. Damals erst standen genug Fakten zur Verfligung, urn sich ein recht genaues Bild davon machen zu konnen, welche Sprachen Europas und Asiens eindeutig miteinander verwandt sind; und damals begann man auch zum ersten Mal, anhand dieser Fakten verntinftige Uberlegungen tiber die vorge- schichtlichen Verhiiltnisse und die Natur des Sprachwandels anzustellen. Traditionsgem~iB zitiert man Sir William Jones' bertihmtcn Anniver- sary Discourse yom 2. Februar 1786 (vcrotlcntIicht in Asia/irk Researches 1, 1788, 415-431), in dem Jones behauptete, daB (klassisches) Sanskrit, Griechisch und Lateinisch gIeichermaBen einer "common source, which, perhaps, no longer exists" entsprungen sind, und daB vielleicht auch Germanisch und Keltisch, "though blended with a very different idiom", von der gleichen QueHe kommen. Jones steHte das Material, auf das er seine Schlu13folgerung grtindete, nicht im einzelnen dar, und wenn man Werke aus den ersten Jahrzehnten des 19. J ahrhunderts wie Friedrich Schlegels Uber die Sprache und Weis- heit der Indier( 1808) oder J. C. Adelungs und J. S. Vaters Mithridates oder allgemeine Sprachenkunde (B erlin 1806-1817) liest, so wird offenkundig, daB die Forscher damals Sprachen im wesentlichen noch immer nur nach ihrem allgemeinen Eindruck zu Familien gruppierten, ohne tiber eine genaue Vorstellung von jenen Kriterien zu verfligen, die entscheidend flir ein genetisches VerhaItnis sprechen. Auf dem Gebiet der Indogermanistik finden wir zum ersten Mal in Rasmus Rasks Preisschrift Undersegelse om det gamle Nordiske eller lslandske Sprogs Oprindelse (geschrieben 1814, verofTentlicht 1818) eine gewisscnhafl geordnctc Darstellung von Faktcn in Vcrbindung mit ciner klaren Methodik in der Wertung dieser Fakten. Rasks Aufgabe bestand darin, den Ursprung der altnordischen Sprache zu finden; urn dieses Ziel zu erreichen, verglich er systematisch, Punkt urn Punkt, die G rarn mati k und Lautlehre des Altnordischen mit der Grammatik und Lautlehre aller ihm bekannten umliegenden Sprachen, einschlieBlich Inuit (Eski- moisch) und Finnisch. Es tiberrascht nicht, daB seine Ergebnisse auch heute noch weitgehend Gtiltigkeit haben: Nordisch, und Germanisch im allgemeinen, sind nicht mit Eskimoisch und Finnisch verwandt, sie sind jedoch verwandt mit Lateinisch, Griechisch, Litauisch und Slavisch (tiber das Keltische war Rask im Zweifel). LlJ ... § 2. In Verfolgung der fur den indogermanischen Bereich von Rask begriindeten Methode sagen wir jetzt, daB zwei Sprachen "genetisch verwandt" (die Metapher ist der Biologie entnommen) sind, wenn sie genug gemeinsame Ziige aufweisen, daB sowohl die Wahrscheinlichkeit einer in jeder der beiden Sprachen unabhangigen Entstehung dieser 'Ziige als auch die Wahrscheinlichkeit einer Entlehnung (sei es aus einer der beiden Sprachen in die andere oder aus jeweils einer dritten Sprache) minimal ist. Die klassische Formulierung findet sich bei A. Meillet, La methode comparative en linguistique historique(Oslo 1925). Man beachte, daB genetisch verwandte Sprachen nicht unbedingt typolo- gisch ahnlich sein miissen (abwegig N. S. Trubetzkoy, Gedanken iiber das Indogermanenproblem, Acta linguistica 1, 1939, 81-89), obwohl in der Praxis Sprachen, die nachweislich genetisch verwandt sind, gewohn- lich typologisch ahnlich sind. Man beachte weiters, daB man von zwei Sprachen nie nachweisen kann, daB sie nicht verwandt sind. In Anbe- tracht der Jahrtausende, die seit dem Beginn menschlicher Rede verflossen sind, kann man gegebenenfalls lediglich sagen, daB die gegen- wiirtige Evidenz nicht ausreicht, urn eine Verwandtschaft uploads/Litterature/ mayrhofer-cowgill-indogermanische-grammatik.pdf

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