HISTORISCHE GRAMMATIK DER FRANZÖSISCHEN SPRACHE VON W. MEYER. LÜBKE 1. LAUT- UN

HISTORISCHE GRAMMATIK DER FRANZÖSISCHEN SPRACHE VON W. MEYER. LÜBKE 1. LAUT- UND FLEXIONSLEHRE TTdvra ^€i 4VK HEIDELBERG 1908 CARL WINTER'S UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNQ Yerlaga-ArcbiT Mr. 35S. i ' / , ' '^'i(A riA^ Alle Rechte, besonders das Recht der ÜbercSRüBgm fremde Sprachen, werden vorhehalten. PC 2.10/ Ml Karl Brugmann gewidmet i Vorwort. Die vorliegende Darstellung der französischen haut- geschichte unterscheidet sich in der Anlage nicht un- wesentlich von den bisher üblichen, auch von der Suchiers im Grundriß für romanische Philologie, mit der sie viel- leicht noch am ehesten vergleichbar ist. Den Wande- lungen der einzelnen I^ute nachzugehen, wobei die Reihen- folge eine beliebige, bald mehr, bald weniger an die ja auch nicht im Wesen unserer Sprachen begründete alpha- betische angelehnt ist, hat ja zweifellos den Vorteil der Einfachheit und, wenn man gerade bestimmte Einzelheiten wissen will, den der raschen und leichten Orientierung. Sie ist wohl auch zunächst die einzig mögliche gewesen, aber sie darf und kann nicht die endgültige sein, wie ja nichts in der Wissenschaft endgültig ist; sie kann es vor allem nicht sein in Hinsicht auf den Zweck, den das Studium der historischen Grammatik im Universitäte- unterricht einnehmen will und einzunehmen ein volles Recht hat. Dieser Zweck ist nicht die Erwerbung der Fähigkeit, altfranzösische Texte verstehen zu können, denn das kann man in den meisten Fällen ohne Kenntnis der Lautlehre, wie ja die klassischen Philologen Jahrhunderte hindurch und auch heute noch zumeist ihre Schriftsteller verstehen und zwar bis in alle Einzelheiten verstehen, ohne von Lautlehre auch nur den Begriflf zu kennen. Nur wer sich ganz speziellen Aufgaben widmet, wer einen altfranzösischen Text herausgeben will, muß unter Um- ständen den zeitlichen und örtlichen Bestand von Lauten VIII Vorwort. und Formen in der größten erreichbaren Genauigkeit kennen. Eine 'descriptive' Grammatik zu schreiben , die das ermöglicht, wäre gewiß eine sehr lohnende Aufgabe, sie würde ein brauchbares, ziemlich umfangreiches Nach- schlagewerk für Spezialisten, aber doch eben nur für Spezialisten. Aber der großen Zahl derer, deren Haupt- arbeitsgebiet das Neufranzösische und zwar das prak- tische Neufranzösische bildet, würde ein solches Buch wenig bieten. Für diese, d. h. also für die weitüber- wiegende Mehrheit der Studierenden, besteht der Wert des Studiums der historischen Grammatik darin, daß sie dadurch die Kräfte kennen lernen, die die Entwickelung der Sprache von Latein durch die mittelalterliche Periode hindurch zum Neufranzösischen beherrschen; daß sie die inneren Zusammenhänge zwischen den einzelnen Erschei- nungen erkennen; daß ihnen die heutige Sprache als ein organisch Gewordenes erscheint, dessen Werdegang sie, soweit es der gegenwärtige Stand unseres Wissens ge- stattet, überschauen. Das ist aber nur dann möglich, wenn auch die Darstellung eine historische und organische ist, wenn das, was seinem Wesen nach zusammengehört, auch wirklich zusammen behandelt wird. Das mag frei- lich dem, der an das bisherige äußerliche Schema ge- wöhnt ist, zunächst eine gewisse Schwierigkeit machen; er wird sich erst schwer zurechtfinden; wer aber ganz unvorbereitet herantritt, wie dies ja glücklicherweise alle sind, die von einer Mittelschule kommen, für den wird es ebenso leicht sein, sich in eine organische Darstellung hineinzufinden und er wird dann größeren Gewinn daraus erzielen. Gewisse Konzessionen an eine mehr äußerliche Anordnung habe ich freilich gemacht: die Trennung zwischen betonten Vokalen, tonlosen Vokalen und Kon- sonanten vor allem mochte ich teils der Übersichtlichkeit wegen nicht aufgeben, teils darum, weil hier noch zu viel Unsicherheit herrscht. Ein Versuch, das historische Ver- hältnis der im fünften und sechsten Kapitel behandelten Erscheinungen darzustellen, ist daher in den zweiten An- Vorwort. IX hang verwiesen worden, wie umgekehrt der erete und das detaillierte Inhaltsverzeichnis den Bedürfnissen derer, die nur nachschlagen wollen, Genüge leisten soll. Die Rücksicht auf das Endziel der Entwickelung, die heutige Schriftsprache, hat es mit sich gebracht, daß auch in der iilteren Zeit die mundartliche Gestaltung sehr wenig berücksichtigt worden ist. Nur einige der wich- tigsten Erscheinungen glaubte ich hervorheben zu dürfen, alles Weitere könnte nur in einer Geschichte der fran- zösischen Mundarten oder in einer Grammatik der alt- französischen Mundarten seinen Platz finden. Aus dem- selben Grunde habe ich in der Formenlehre fast nur gebracht, was für die Entwickelung im allgemeinen oder für die spätere Zeit von Belang ist; die ungeheure Mannig- faltigkeit der Formen, wie sie namentlich Risop in seinen verschiedenen Arbeiten und Rezensionen vorführt, konnte hier unmöglich zum Ausdruck kommen. In der Datierung der Erscheinungen habe ich mich absichtlich in einer gewissen Allgemeinheit gehalten. Ich verkenne die Notwendigkeit und den Wert bis auf das Jahr genauer Angaben keineswegs; wo wir sie an Hand von datierten Texten und Urkunden machen können, geben sie oft Anhaltspunkte für die Lösung philologischer Fragen. Aber ich habe oft die Erfahrung gemacht, daß diese Daten des ersten Auftretens in der doch immerhin recht lücken- haften Überlieferung als für das ganze Gebiet geltend und als absolute betrachtet werden, während sie doch nur re- lative Näherungswerte sind. Ein gewisses Gewicht habe ich darauf gelegt, zu zeigen, wer im einzelnen Fall die, wie wir heute glauben, richtige Erklärung gegeben hat; darauf hinzuweisen, wo ungelöste Probleme sind; bei besonder« wichtigen oder besonders instruktiven Stellen das Für und Wider vor- zuführen. Das erstere ist vor allem eine Pflicht der Ge- rechtigkeit, zugleich gibt es dem, der Lust und Mittel zur Vertiefung hat, die Wegweisung. Dabei habe ich allerdings nur das Wichtigste erwähnt; eine Bibliographie X Voi'wort. der Arbeiten über französische Laut- und Flexionslehre zu geben, lag nicht in meiner Absicht und ist außerdem überflüssig, da Schwan -Behrens und Nyrop in ihren gram- matischen Werken das ja schon getan haben. Daß ich dabei allerdings keine Gelegenheit gefunden habe, eine für ihre Zeit so bedeutende und unsere Erkenntnis so stark fördernde Leistung wie Lückings Altfranzösische Mundarten zu zitieren, bedaure ich schon darum, weil ich selber einst durch das Buch sehr viel Anregungen emp- fangen habe. Aber seinem ganzen Charakter nach war es ein Übergangswerk und je bedeutender solche Werke sind, um so rascher werden sie überholt und ihre Spuren sind nur indirekte. Das zweite verfolgt einen anderen Zweck. So päda- gogisch es scheinbar ist, in einem Lehrbuche möglichst feste Sätze zu geben, die sich leicht dem Gedächtnisse einprägen, so unwissenschaftlich und daher im Grunde doch unpädagogisch ist es, wenn man der Sache auf den Grund geht. Dogma und Wissenschaft sind zwei unver- einbare Gegensätze; dogmatische Darstellung, die dazu verleitet, das Gebotene hinzunehmen, ohne sich Rechen- schaft zu geben, warum es so und nicht anders ist, ist geradezu die Verneinung wissenschaftlichen Geistes. Handelt es sich dabei um Dinge, die einen direkt praktischen Wert haben, so mag es hingehen; handelt es sich aber um solche, deren Wert eben darin besteht, daß sie wissen- schaftliche Auffassung ermöglichen, wissenschaftliches Den- ken lehren, dann helfen dogmatisch vorgetragene Sätze nicht: sie sind eine tote Belastung des Gedächtnisses, deren möglichst rasch sich wieder zu entledigen man nicht ganz unberechtigt ist; ja sie haben den moralischen Fehler, daß sie unter Umständen den Schein der Wissen- schaft erwecken, wo bare Unwissenschaftlichkeit vorliegt. Male SCO im Nonstale, September 1908. W. Meyer- Lübke. XI Inhaltsverzeichnis. Einleitung. sett« Entes Kapitel* Literaturaiigahen 1 Zeitschriflen §1. Grammatische Gesamtdarstellungen §2. Wörterhücher § ;{. Einzeluntersuchungen § 4. Zweites Kapitel. Die ftufiere Geschichte der französischen Sprache 4 Älteste Periwlen § 5—9. Literatursprache § 10—12. Die Latin isierung § 13. Die Itnlianisierung § 14. Die Nationali- sierung § 15. Die Grammatiker § 16—18. Die letzte Periode § 19. Das Anglonormannische § :20. Das Frankoitalienische § 21. Einnuß auf Deutschland usw. § 122—23. Drittes Kapitel. Geschichte der Orthographie .... 27 Die altfranzösische Schreibung § 24—26. Die Latinisierung § 27. Meigrets Reform § 28. Abwehr der Latioisierung § 29-30. Neueste Strömungen § 31. Erster Hauptteil. Die Entwickelung der Laute. Viertes Kapitel. Vorbemerkungeu 39 Stellung des Wortes im Satze § 32—33. Substantiva § 34. Adjektiva § 35. Fürwörter § 36. Verba § 37. Ad- verbia § 38. Präpositionen § 39. Konjunktionen § 40. Wortkreuzungen § 41. DialektWörter § 42. Kinderwörter § 43. Wortverunstaltungen § 44. Einfluß des Schriftbildes § 45. Ftluftes Kapitel. Vokalismus 51 A. Betonte Vokale. Älteste Entwickelung § 46—47. • und ^ § 48—50. Um- laut von f und p § 51. -iliu § 52. {, g % 53—58. f, p XII Inhaltsverzeichnis. Seite § 59. a § 60—62. ce § 63. au § 64. Die gedeckten Vokale § 65—66. Die nasalierten Vokale § 67—72. Die Vokale in Verbindung mit l und u § 73—79. Die Vokale in Verbin- dung mit i § 80. ie-\- e § 81. Zweite Periode § 82. oi § 83—85. ou § 86—88. w § 89. ai § 90—91. au, eau § 92. ui zu i § 93. tu § 94. ? zu g § 95. g zn g % 96. ie nach Palatalen zu e § 97. avec § 98. ai nach Labialen zu oi, e zu. eu § 99. er zu ar und umgekehrt § 100. vierge % 101. -age zu -a«p'e § 102. -in, Denasalierung § 103. Wechsel von ü und eu § 104. Moderne Quahtät § 105. Moderne Quantität § 106. B. Die tonlosen Vokale 93 Einleitung § 107. Vortonvokal § 108—109. Vor j § 110. Vor i § 111. Vor Nasalen § 112—113. Nach Palatalen § 114. Auslautvokale § 115—119. Proparoxytona § uploads/Litterature/ meyer-luebke-historische-grammatik-franzoesische.pdf

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