774 VIII. Historische Entwicklung der Namen und R. Schützeichel. Bonn. Whatmoug

774 VIII. Historische Entwicklung der Namen und R. Schützeichel. Bonn. Whatmough, J. (1933): The Raetic, Lepontic, Gal- lic, East-Italic, Messapic and Sicel Inscriptions. In: Conway, R. S., Whatmough, J., Johnson, S. E.: The Prae-Italic Dialects of Italy, Volume II. Cam- bridge, Mass. [Nachdruck Hildesheim 1968]. Whatmough, J. (1944): ΚΕΛΤΙΚΑ. In: Harvard Studies in Classical Philology 55, 1—85. Whatmough, J. (1949—51): The Dialects of An- cient Gaul. Ann Arbor, Michigan. Williams 1980 = The Beginnings of Welsh Poetry. Studies by Sir Ifor Williams (ed. by R. Bromwich). Cardiff. Wissowa, G. (1916—1919): Interpretatio Romana. Römische Götter im Barbarenlande. In: Archiv für Religionswissenschaften 19, 1—49. Karl Horst Schmidt, Bonn (Deutschland) Vendryes, J. (1937): Sur les hypocoristiques celti- ques précédés de ‚mo-’ ou de ‚to- (do-)’. In: Études celtiques 2, 254—268. Wade-Evans, A. W. (1944): Vitae Sanctorum Bri- tanniae et Genealogiae. Cardiff. Watson, W. J. 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Schwierigkeiten ergeben sich wei- terhin aus dem beschränkten Zeicheninventar des griechischen und lateinischen Alphabets, wodurch für zahlreiche Phoneme der germa- nischen Sprachen keine genauen Entspre- chungen verfügbar sind (Schönfeld 1911, XVI ff.). Durch unterschiedliche Deutungs- möglichkeiten des überlieferten Schriftbildes können sich Konkurrenzen in der etymolo- gischen Zuweisung der Namenglieder erge- ben, die eine klare sprachliche Bestimmung erschweren. Dennoch läßt sich bei zahlreichen Namen eine germanische Sprachgestalt er- weisen. Sie zeigen in Lautform und Morpho- logie Gemeinsamkeiten mit den sonst be- kannten germanischen Einzelsprachen und sind in Bestand und Verwendung der Namen untereinander und mit den späteren Einzel- sprachen verbindbar (Nachweise u. a. bei Schönfeld 1911; Hoops 1911—19; 1973 ff.). Auch der Quellenkontext liefert vielfach Hin- weise auf die Zugehörigkeit der Person oder des Ortes zur germanischsprachigen Welt. Solche Aussagen dürfen freilich nicht immer im Sinne einer modernen sprachwissenschaft- 1. Quellenlage 2. Anthroponyme 3. Ethnonyme 4. Toponyme 5. Literatur (in Auswahl) 1. Quellenlage Germanisches Namengut erscheint in der Überlieferung, seitdem germanische Volks- gruppen am Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. ins Blickfeld der lateinischen und griechischen Welt treten. Die in den Quellen bis etwa ins 6. Jahrhundert (die zeitliche Obergrenze der Sammlungen von Schönfeld (1911), Reichert (1987—90), danach im folgenden die Belege) verzeichneten Namen sind in aller Regel von Schreibern eingetragen worden, die selbst gar keine Kenntnis germanischer Sprachen besa- ßen. Verschreibungen späterer Kopisten sind solche nicht aus dem muttersprachlichen Wis- sen wiedererkennbare Formen besonders leicht ausgesetzt. Häufig wurden die Namen erst nach Vermittlung durch andere nieder- geschrieben. Daneben haben offenbar kel- tischsprachige Sprecher die Form der ger- manischen Namen beeinflußt (Birkhan 1970, 87 f. u. ö.), so daß eine klare Zuweisung zahl- reicher Belege nach Lautform und etymolo- gischer Herkunft an das Keltische oder Ger- 112. Älteste germanische Namen der Völkerwanderungszeitin lateinischen und griechischen Quellen 775 2.2. Wortbildung Die Wortbildung folgt den bekannten Bil- dungsgesetzen (Bach 1952—56, I §§ 70 ff.). Die Rufnamen bestehen aus zweigliedrigen Komposita oder sind eingliedrig (z. T. mit Suf- fixerweiterung). Die zweigliedrigen Vollna- men meiden Stabbindung der Namenglieder. Vokalisch anlautende Namenwörter können nur als Erstglieder erscheinen. Die rhythmi- sche Gestalt der Namen (Schramm 1957, 16 ff.), die lautliche Formung und die seman- tische Struktur lassen Bezüge zur einheimi- schen Dichtungstradition erkennen. Die all- mählich einsetzende Umgestaltung der Laut- form, bedingt durch Ausfall von Fugenvo- kalen und Verkürzung bis Wegfall der Kasus- zeichen läßt sich klar am Quellenbefund auf- zeigen, ohne daß die rhythmische Struktur grundsätzlich aufgegeben würde. Kurzformen werden auf der Basis eines der beiden Namenglieder eines Vollnamens gebil- det (Agilulfus qui et Ago, weitere Fälle Bruck- ner 1895, 193 ff.), bisweilen mit wechselnden Suffixen (Triwa/Triggwila). Zwei unterschied- liche Kurzformen sind für den Ostgotenkönig Totila bezeugt (auch Baduila/Badva). Kurz- formen erscheinen schon in den frühesten Quellen. Sie sind durch vokalische oder ein- fache konsonantische Suffixe abgeleitet (Typ Arpus, Vangio; Agilo, Heldica). Kombination mehrerer Kurzformensuffixe (Typ Buccele- nus) ist erst in jüngeren Zeugnissen häufiger. Schon früh gut vertreten sind die sogenannten Lallnamen (Typ Duda, Ebba, Ollo), deren sprachliche Erschließung nicht durchgängig gelingt. Bezeugt sind auch Beinamen wie westgot. Wamba (‚Bauch’, sonst Reccesvin- thus) oder Aruth (ein Heruler, zum Volksna- men der Haruden, Wagner 1981, 416 ff.). 2.3. Semantik Nach Schramm (1957, 53 ff.) stellen die zwei- gliedrigen männlichen Rufnamen ursprüng- lich Mannbezeichnungen dar, die aus der Sphäre der kriegerischen Dichtung und des Fürstenpreises heraus verständlich werden. Die Zweitglieder lassen sich als Bezeichnun- gen für den Kämpfer (As-bados, Theoda-ha- thus, Chlotho-vechus), den Fürsten (Chario- valda, Chilpe-ricus), den Knecht der Götter (Odo-theus), das Tier (Ono-ulfus, Gunth- chramnus), das Ding (Waffen: Ario-gaisos, Ada-brandus) verstehen. Nicht alle der durch die späteren Einzelsprachen als gemeinger- manisch bezeugten Glieder sind im anti- ken Quellenmaterial in gesicherten Parallelen lichen Zuweisung interpretiert werden. Un- klar ist, wieweit die unterschiedlichen ger- manischsprachigen Ethnien der Völkerwan- derungszeit das Bewußtsein einer ‚germani- schen’ Gemeinsamkeit besessen haben (Wag- ner 1986). Die ethnische Zugehörigkeit ist, selbst in gesicherten Fällen, auch in der Völ- kerwanderungszeit nicht notwendig schon durch die sprachliche Zugehörigkeit des Na- mens bestimmbar, wie nachweisbare Fälle germanischer Personen mit nichtgermani- schen Namen (und umgekehrt) zeigen. 2. Anthroponyme 2.1. Flexion und Lautform Die germanische Flexionsform der Namen ist in den Quellen meist durch lateinische oder griechische Entsprechungen ersetzt. Doch sind die ursprünglichen Verhältnisse oft noch erkennbar, etwa bei der n-Deklination der Gegensatz von ostgerm. -a/ südwestgerm. -o, auch in Latinisierungen, etwa sweb. Vangio, Sido: westgot. Salla, ostgot. Seda, burgund. Fastila (Wackernagel 1874, 378). Die flexivi- sche Umsetzung der Namen erfolgt nicht im- mer in gleicher Weise, so daß -gastus neben -gastis, -gunda neben -gundis erscheinen kön- nen. Wieweit sich hierbei germanischspra- chige Unterschiede spiegeln, bedarf jeweils eigener Untersuchungen. Die unterschiedliche Latinisierung der Frauennamen vor allem in westfränkischen Quellen des Frühmittelalters (etwa -gardis : -berga) ist von Schramm (1957, 122 ff.) als Beleg dafür angesehen worden, daß die Frauennamen der älteren Zeit durch Movierung von männlichen Rufnamen ge- wonnen wurden (hier Suffix -i-/-ijō- gegen- über -ō-). Die antiken Quellen überliefern auch genuin germanische Flexionsformen, etwa den Dativ der konsonantischen Dekli- nation im Namen der se(m)nonischen Sibylle Baluburg (2. Jh.), den Dat. Pl. der -i-Dekli- nation im Matronennamen Aflims (neben lat. Afliabus, Gutenbrunner 1936, 161 ff.), den Nom./Akk. Pl. der n-Deklination Suehans bei Jordanes. Die wulfilanische Form des No- minativs Valaravans in der Amalergenealogie bei Jordanes ist wohl bewahrte archaische Form, während im 6. Jahrhundert schon s- lose Nominative im Ostgot. in Geltung waren (etwa Amal, Achiulf; Wrede 1891, 176 ff.; Wagner 1984). Laut- und Formenunter- schiede der germanischen Einzelsprachen so- wie sprachhistorische Entwicklungen lassen sich somit in Ansätzen auch am antiken Ma- terial erkennen (Wagner 1977). 776 VIII. Historische Entwicklung der Namen wie im Falle der Westgoten Theodericus/Theo- deridus II. und Alaricus II. Das Prinzip der Nachbenennung wird ansonsten in der antik bezeugten Namenwahl germanischer Namen- träger kaum sichtbar. 3. Ethnonyme Die Namen der germanischen Stammesver- bände (Bach 1952—56, I §§ 379 ff.; vgl. Rü- bekeil, Art. 203) haben im Laufe der Völ- kerwanderungszeit häufig gewechselt. Auch Mehrnamigkeit ist bezeugt, z. T. für ein Über- gangsstadium, in dem ältere Gruppen in neuentstandene Verbände mit neuem Namen aufgegangen sind. Die überlieferten Namen sind ihrer sprachlichen Form nach Simplizia (Suebi Goti), Suffixbildungen (Silingi) oder Komposita (Lango-bardi). Als Präfixbildung ist Su-gambri erklärbar. Durch die nicht im- mer gleichförmige Latinisierung hindurch las- sen sich Suffigierungen mit -ja- (Ubii), -an- (Saxones), -jan- (Vangiones), vermutlich auch -u- (Bataui, Chamaui) erkennen. Das -ing- Suffix (vielleicht schon bei den Reudigni des Tacitus) erscheint auch mit Ablaut (Greu- tungi). In einigen Fällen liegen Bildungsele- mente vor, die auf selbständigen Wörtern be- ruhen, so das schon bei Tacitus belegte -uarii (Ampsiuarii, Angriuarii, Foerste 1969; Wagner 1993), das auch später produktiv bleibt. Tu- bantes, Bucinobantes beruhen auf geographi- schen Namen (zu anl. -bant ‚Gau’). Die Kom- posita zeigen bisweilen Erstglieder in differen- zierender Funktion (Austrogoti, Wisigoti; Ul- merugi). Die semantische Interpretation der Namenwörter wird durch oftmals fehlende Parallelen, Unsicherheiten über die originale Form und die sprachliche Zugehörigkeit so- wie Fragen der Eigen- oder Fremdbenennung erschwert. Der Volksname Germani selbst ist bis heute in seiner Sprachzugehörigkeit um- stritten (Much 1967, 70—74). Anhaltspunkte für die etymologische Deutung ergeben sich dadurch, daß bei der Benennung germani- scher Volksgruppen, vor allem bei Nach- barn oder sonstwie gemeinsam erscheinenden Stämmen, offenbar mehrfach ein vergleich- bares Bildungsmuster zugrunde liegt, z. B. bei den gotischen Greutungi und Tervingi (‚Sand- bewohner’, ‚Waldbewohner’), den niederrhei- nischen Bataui und Chamaui (zu as. bat ‚bes- ser’ u. ahd. ham ‚lahm’), ungeklärt die wanda- lischen Silingi neben Hasdingi (zu *hazd- ‚lan- ges Haar’, Wrede 1886, 40—44). Semantisch motivierte Gruppen liegen u. a. in den folgen- uploads/Litterature/ aelteste-germanische-namen-der-voelkerwanderungszeit-in-lateinischen-und-griechischen-quellen.pdf

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